In Kopenhagen regiert das Chaos. Aktivisten legen mit ihren Demos die Innenstadt lahm, errichten Barrikaden, stürmen die Klimakonferenz. Das Tagungszentrum ist völlig überfüllt, die Warteschlangen davor lang, die Stimmung mies. Tausende, die sich akkreditiert hatten, müssen vor der Tür bleiben. Denen hilft auch die bunte Öko-Parade auf den Straßen nichts.
Nicht Draußen sondern Drinnen spielt schließlich die Musik – und zwar in Starbesetzung. Royale Klänge kamen von Prinz Charles, ein Hauch Hollywood von Arnold Schwarzenegger, dann noch die ewige Arie vom fleischgewordenen Weltgewissen Al Gore. Und als wären nicht schon genug Promis am Start, trudeln allmählich auch über hundert Staatschefs ein.
Eine perfekte Bühne also für die Retter den Entrechteten. Hugo Chavez hat’s gleich erkannt. „Nieder mit der imperialistischen Diktatur“ brüllt Venezuelas Präsident vom Podium in den Plenarsaal. Gemeint sind die Industrienationen, von denen die meisten Emissionen kommen. Von ihnen wollen die Entwicklungsländer nun eine fette Finanzspritze für den Klimaschutz.
Alles auf den letzten Drücker
Reich gegen Arm – der Konflikt ist nicht neu. Neu ist allenfalls die Tonlage der Debatten. Den Afrikanern reicht es längst nicht mehr, nur am Tisch der Europäer Platz zu nehmen. China und Indien wollen ihren wachsenden Wohlstand nicht durch CO2-Ziele bremsen. Aber die Amerikaner sind auch nicht bereit, mit leuchtendem Beispiel voran zu gehen.
Die Verhandlungen stocken. Die Ölscheichs fordern Kompensation für fallende Preise, Inselstaaten, die im Meer zu versinken drohen, sind auf der Suche nach neuen Gefilden. Selbst die EU rückt plötzlich von ihrem Ehrgeiz ab. Alles auf den letzten Drücker, das ist wie mit Schulkindern, schimpft die Präsidentin der Klimakonferenz. Und tritt kurzerhand zurück.
Dabei hat die Dame Recht: Die Chaos-Truppe an den Verhandlungstischen ist nicht viel besser als die Krawallmacher vor den Türen der Konferenz. Wenn jeder nur aufs Ganze geht, kommt hinterher kein vernünftiger Kompromiss heraus. Das schadet dem Klima – auch dem der internationalen Diplomatie. So scheitert die Rettung der Welt zuletzt an ihren Rettern.