Kraftstoffmarkt Die Mär von der Benzinpreistreiberei

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Oligopol, mehr nicht

Ein Mann betankt am 02.07.2008 an einer Tankstelle in München (Oberbayern) sein Auto Quelle: dpa

Nun heißt es, auf dem deutschen Tankstellenmarkt gebe es ein Oligopol, und das sei schuld an dem Übel. Es stimmt, fünf Unternehmen beherrschen den Markt – Aral (BP), Shell, Jet, Esso und Total. Das Bundeskartellamt, der natürliche Feind aller Preismanipulatoren, untersuchte den Markt aber kürzlich noch einmal akribisch. Nach dreijähriger Fleißarbeit präsentierten die Wettbewerbshüter vor einem Jahr das Ergebnis.

Herausgekommen war, was jeder Interessierte schon lange weiß: dass es auf dem Tankstellenmarkt eben ein Oligopol gibt. Mehr nicht.

Missbrauch konnten die Kartellwächter den Oligopolisten nicht nachweisen. Weshalb alles wie gehabt blieb – inklusive des nicht ausrottbaren Verdachts, die Ölmultis beuteten die Autofahrer aus.

Apropos Ölmultis. Im Geschäft mit der weltweit immer noch wichtigsten Energie mischen BP, Shell & Co zwar mit, aber eher als Zwerge. Den Ton geben andere an: Die Saudi Arabian Oil Company oder das südamerikanische Staatsunternehmen Petroleos de Venezuela zum Beispiel. Diese Konzerne sind die Gebieter über das Erdöl, das noch vergleichsweise billig zu fördern ist – während die westlichen Multis die teureren Vorkommen ausbeuten müssen, die unter dem Meeresboden, wo die Ölförderung oft zum Vabanquespiel wird.

Keine Goldgrube

Auch das ist bei Weltmarktpreisen von mehr als 100 Dollar pro Fass meist noch ein lukratives Geschäft. Aber die Riesengewinne der Konzerne entstehen eben bei der Ölförderung, im upstream-Geschäft – nicht im downstream-Geschäft, beim Verkauf der Erdölprodukte. Dort sind die Umsatzrenditen bescheiden. Benzinverkauf ist alles andere als eine Goldgrube.

Politiker, die bei den Autofahrern jetzt die Hoffnung schüren, Kraftstoff könne wieder merklich billiger werden, handeln gleich mehrfach fahrlässig.

Erstens fördern sie die Politikverdrossenheit, wenn es ihnen nicht gelingt, die vermeintliche Macht der Multis wirklich zu brechen, wofür es keinerlei Anzeichen gibt.

Zweitens müssten die Autofahrer wegen der weltweit wachsenden Ölnachfrage selbst in diesem Fall mit steigenden Preisen rechnen; deutsche Autofahrer konkurrieren schließlich inzwischen mit Kollegen aus China und Indien um den begrenzten Rohstoff.

Und drittens sähe der Staat sich schnell mit der Forderung konfrontiert, gefälligst einfach auf ein paar Steuern zugunsten der automobilen Wählerschaft zu verzichten. Tatsächlich fließt mehr als die Hälfte des Zapfsäulenpreises in die Kassen des Fiskus, rein arithmetisch wäre ein Nachlass um ein paar Cent möglich.

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