Krisenunternehmen German Pellets Chef überträgt Teile des Vertriebs an seine Tochter

Während Anleger um ihr Geld bangen, überträgt der Chef von German Pellets Teile des Vertriebs auf ein frisch gegründetes Unternehmen - zum Vorteil seiner Tochter.

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Erfolg mit Holz: German-Pellets-Chef Leibold finanziert Investitionen über eine Anleihe Quelle: Timmo Schreiber für WirtschaftsWoche

Anleger bangen beim finanziell angeschlagenen Brennstoffhersteller German Pellets um mehr als 224 Millionen Euro, 650 Mitarbeiter um Jobs. Doch statt um die Existenz des Unternehmens zu kämpfen, bringt Chef und Miteigner Peter Leibold nun eigene Schäfchen ins Trockene: Teile des Vertriebs von German Pellets übernimmt jetzt eine Firma seiner Tochter.

In einem Brief von Leibold und dessen Tochter Kathrin Wiedmer, der Ende Dezember an Partnerhändler und Kunden rausging, heißt es: „Der guten Ordnung halber“ teile man mit, dass Lieferungen aus drei Werken ab 14. Dezember über eine Firma namens Mitteldeutsche Pellet Vertriebsgesellschaft abgerechnet würden. Man hoffe auf Verständnis für die „organisatorische Umstellung“. Auf Verständnis von Anlegern, die die Rückzahlung einer bald fälligen Anleihe verschieben sollen, darf Leibold kaum hoffen.

Schließlich hatte bisher eine Tochter der German Pellets, die Woodox Management GmbH, den Vertrieb der in den Werken produzierten Holzschnitzel übernommen. Insider sagen, dass die drei Werke, deren Vertrieb nun ausgegliedert wurde, geschätzt etwa zehn Prozent der Kapazität von German Pellets abgedeckt hätten. Die Mitteldeutsche Pellet Vertriebsgesellschaft, deren alleinige Gesellschafterin und Geschäftsführerin Leibolds Tochter ist, wurde erst am 8. Dezember gegründet. Zu der Zeit hatten sich die finanziellen Schwierigkeiten bei German Pellets bereits zugespitzt.

Bei den Werken, deren Vertrieb nun umgestellt worden ist, handelt es sich um die Woodox-Werke Sachsen GmbH (Löbau), Sachsen-Anhalt Nord GmbH (Oranienbaum) und Sachsen-Anhalt Süd GmbH (Osterfeld). Sie gehören nicht zu German Pellets, doch das Unternehmen durfte die Werke betreiben und Woodox den Vertrieb steuern. Während Woodox-Werke weiter produzieren, stand die Produktion in German Pellets eigenen Werken zuletzt still. Lieferanten streiken, weil German Pellets Holzrechnungen nicht bezahlt haben soll. Die Commerzbank soll bereits an mehreren Orten vorstellig geworden sein und zumindest in einem Werk kurzzeitig ein Schild aufgehängt haben, auf dem sie ihr Eigentum an einer Maschine bekundete. Weder German Pellets noch Leibold, Wiedmer oder die Commerzbank wollten sich auf Anfrage dazu äußern.

Unterdessen stellte die German Pellets-Tochter FireStixx Holz Energie GmbH am vergangenen Donnerstag beim Amtsgericht Landshut einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Die wirtschaftliche Krisensituation, heißt es in einer Meldung des Unternehmens, sei auf die bekannten wirtschaftlichen Probleme der German Pellets GmbH als Konzernmutter zurückzuführen. „Die finanziellen Probleme der German Pellets GmbH scheinen so schwerwiegend zu sein, dass sämtliche Kreditversicherungsgesellschaften auch die Kreditwürdigkeit der Tochtergesellschaften, somit auch der FireStixx Holz-Energie GmbH, herabgesetzt haben“, heißt es in der Mitteilung des Unternehmens.

Als Sachverwalter wurde Robert Hänel von der Kanzlei anchor Rechtsanwälte bestellt. Der Geschäftsbetrieb werde „vollumfänglich“ aufrecht gehalten, auch die Lieferfähigkeit sei sichergestellt.  

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