Milliarden-Deal mit BASF Das unheimliche Wachstum von Gazprom

Seite 2/2

Gas, Öl - und jetzt noch eine Großbank

Putins beste Sprüche
Putins beste Sprüche„Ich weiß nicht, womit sie heizen wollen. Atom wollen sie nicht, Gas wollen sie nicht. Wollen sie wieder mit Holz heizen?“ Putin über die Energiedebatte in Deutschland, November 2010
„Wir werden unser Volk nicht vergiften.“  Zum Importverbot für EU-Gemüse wegen Ehec, 11.6.2011
„Wo man nicht zusammen kommen kann, bekommt man den Knüppel auf die Rübe“   Zum Vorgehen der Polizei gegen Demonstranten, 6.9.2010.
„Wer das getan hat, wird den Preis dafür bezahlen und im Suff oder Drogenkonsum enden“ Über den Verrat russischer Spione in den USA, 2.8.2010.
„Ich habe vielleicht in der Universität nicht das allermeiste gelernt, weil ich in der Freizeit viel Bier getrunken habe. Aber einiges habe ich doch behalten, weil wir sehr gute Dozenten hatten.“ Über sein Studium, Mai 2005.
„Die Russen kommen hier nicht mit Kalaschnikow und mit Panzern her, sondern Russland bringt das Geld mit.“ Zu Investitionen russischer Unternehmen in Deutschland, Oktober 2006.
„Niemand will, dass die G8 zu einer Ansammlung fetter Kater wird.“ Über die Rolle Russlands in der Gruppe der führenden Industrienationen, Januar 2006.

Doch der russische Vormarsch beschränkt sich keinesfalls aufs Gas. So ist das Staatsunternehmen Rosneft spätestens mit dem spektakulären Milliardenkauf des russisch-britischen Ölförderers TNK-BP in die Phalanx der Megakonzerne eingebrochen. Nun plant der von Putin-Intimus Igor Setschin geführte Ölriese eine eigene Großbank.

Die TNK-BP-Übernahme, die Erschließung von Feldern auf dem arktischen Festlandsockel und in Venezuela sowie Bau und Modernisierung von Raffinerien - Marktexperten schätzen die Rosneft-Projekte auf bis zu 640 Milliarden US-Dollar (504 Mrd Euro). Doch auch wegen dieser Summen trauen Analysten Putins aggressiver Energiepolitik nicht so recht.

Der Einfluss der Gas- und Öllobby auf die Wirtschaftspolitik sei viel zu hoch, kritisiert der international angesehene Ex-Finanzminister Alexej Kudrin. Er warnt, die angepeilte Privatisierung gerate ins Stocken - wodurch die ohnehin stark sowjetisch geprägte Wirtschaft international noch weiter zurückfiele.

Denn zugleich wächst die Abhängigkeit von Öl und Gas bedrohlich. Im September 2012 machten Rohstoffe mehr als 85 Prozent der russischen Exporte aus. Fällt nun etwa der Erdölpreis unter 80 Dollar pro Barrel (159 Liter), hätte das gravierende Auswirkungen auf das Bruttoinlandsprodukt. Mit den Einnahmen für Öl und Gas finanziert Putin auch seine teuren Sozialversprechen.

Für die deutsche Seite, so meinen die Experten, ist der Tausch hingegen ein deutlicher Gewinn. Das Urengoi-Feld, an dem die BASF-Tochter Wintershall weitere Anteile erhält, gilt mit einer Billion Kubikmeter Gas und rund 200 Millionen Tonnen Gaskondensat als äußerst lukrative Lagerstätte.

„Wenn wir jetzt die Chance nicht nutzen, wird es sie in fünf bis sechs Jahren nicht mehr geben“, meinte Wintershall-Managerin Margarita Hoffmann kürzlich. Schließlich haben auch andere Großunternehmen starkes Interesse an den immensen Gasvorkommen in Sibirien. Nun rückt die in Russland bereits stark vertretene Wintershall wie seit langem gewünscht näher an die Quelle heran.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%