Tennet bemüht sich seit Monaten, neue Konzepte bei der Offshore-Anbindung zu etablieren. Im Februar gab das Unternehmen bekannt, dass Mitsubishi Corporation in zwei Offshore-Hochspannungsleitungsprojekte investiere. Ein externer Investor in einem solchen Projekt ist bisher unüblich.
Hartmann wünscht sich aber noch mehr Veränderung. Die Regierung müsse die Haftungsfrage gesetzlich neu regeln, weil Schäden schnell „viele hundert Millionen“ ausmachten. Darauf hat Berlin bereits reagiert. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler kündigte im Februar an, noch vor der Sommerpause einen Gesetzentwurf vorzulegen, mit die Haftungsfrage für die Anbindung der Windparks geklärt werden soll.
Es gelte, die Balance zu finden zwischen den Übertragungsnetzbetreibern, den Offshore-Windparkbetreibern und Verbrauchern. Neben der Haftungsfrage sollen auch die Finanzierung sowie technische Fragen geklärt werden. Bundesumweltminister Norbert Röttgen und verwies darauf, dass die Investitionsbereitschaft vorhanden sei. Deshalb sehe sich die Bundesregierung in der Pflicht, „die Rahmenbedingungen klar, verlässlich, berechenbar zu machen“.
Der CDU-Politiker räumte ein, dass der Ausbau der Stromnetze weiter vorangetrieben werden müsse. Hier sei man „aufgrund der Sünden der Vergangenheit im Rückstand“. Beide Minister zeigten sich offen, weitere finanzielle Hilfen aus dem Topf der staatlichen Förderbank KfW zu prüfen.
Im vergangenen Jahr legte die halbstaatliche Deutsche Energie-Agentur (Dena) eine Berechnung vor, nach dem bis 2020 auf dem Meer 14 000 MW Strom produziert werden soll. Die Bundesregierung plante sogar mit 25 000 MW bis 2030. Die installierte Meeres-Windstrom-Leistung überträfe dann die Leistung der 17 deutschen Atommeiler um rund 5000 Megawatt.
Schreitet der Ausbau der Offshore-Anlagen im bisherigen Schneckentempo voran, werden sich 2030 in Nord- und Ostsee viel weniger Flügel drehen als geplant.
Beim BSH liegen Anträge für 94 weitere Windparkvorhaben mit insgesamt 6.624 „Windmühlen“ vor. 15 Projekte sind in der Umsetzung der Genehmigungen. Ein Projekt – alpha ventus - ist fertig und im Probebetrieb, zwei Projekte – BARD Offshore 1 und Borkum West II – sind in Bau.
RWE rechnet damit, bald auch für die geplanten Windparks Nordsee 2 und 3 eine Erlaubnis zu erhalten. Der neue RWE-Chef Peter Terium will den Anteil der Erneuerbaren Energien an der Erzeugungskapazität des bislang schwer atom- und kohlelastigen Konzerns bis 2020 auf mindestens 20 von derzeit 7,5 Prozent steigern. Vorausgesetzt der Strom seiner Windparks findet den Weg zum Endkunden.