Ranking Diese Gasanbieter haben die günstigsten Tarife

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Nicht nur günstig, sondern fair

Tarife mit Bonus sind vor allem im ersten Jahr günstig. Sie eignen sich für preissensible Haushalte, die auch ein jährlicher Anbieterwechsel nicht schreckt. Tarife ohne Bonus sind für weniger wechselfreudige Haushalte eine bequemere Alternative, weil sie im Idealfall längerfristig preiswert sind. Sicher ist das aber nicht. Durch die Preisgarantie, die kurze Vertragsverlängerung nach Ablauf der Mindestlaufzeit und die nur sechswöchige Kündigungsfrist bleiben Kunden aber jederzeit flexibel. Sollte ihr Tarif also nicht dauerhaft konkurrenzfähig sein, könnten sie erneut wechseln.

Gute Tarifkonditionen auf dem Papier reichen allerdings noch nicht. Der Anbieter muss sich auch in der Praxis fair verhalten. Die WirtschaftsWoche hat sich daher zusätzlich den Hintergrund der Anbieter angesehen und auf Auffälligkeiten bei Kundenbewertungen geachtet. Zwar weisen Vergleichsportale wie Verivox oder Check24 auch Weiterempfehlungsquoten der Kunden des jeweiligen Anbieters aus. Weil diese Bewertungen aber schon sehr kurz nach dem Anbieterwechsel erhoben werden, sind sie mitunter nur eingeschränkt aussagekräftig.

Einige der aufgeführten Anbieter sind mit kommunalen oder städtischen Versorgern verbunden oder haben zumindest ihre Wurzeln dort. ESWE ist zum Beispiel aus den Stadtwerken Wiesbaden hervorgegangen. Der Anbieter war auch schon im WirtschaftsWoche-Ranking der Stromanbieter positiv aufgefallen. Maingau zählt zu seinen Gesellschaftern die Energieunternehmen Rhenag (regionaler Energie- und Wasserversorger aus Köln) und Süwag (regionaler Energieversorger aus Frankfurt). Bei diesen Anbietern gibt es keine Auffälligkeiten, die auf sehr viele unzufriedene Kunden hindeuten würden.

Die günstigsten Anbieter fairer Gastarife in den 100 größten Städten: 100 m2-Wohnung (12.000 kWh/Jahr)

Hinter Montana steht die inhabergeführte Montana-Gruppe, ein Unternehmen der Familie Koburger aus Grünwald bei München. Auch hier sind Kündigungsstatistiken und Kundenbewertungen unauffällig.

Bei zwei anderen Anbietern fällt das Urteil differenzierter aus: Hinter der Marke Grünwelt verbirgt sich der Gas-Vertragspartner gas.de, der wiederum eng mit dem Stromanbieter Stromio verbandelt ist. Bei diesen Unternehmen gab es in der Vergangenheit immer wieder unzufriedene Kunden. In einer Auswertung für die WirtschaftsWoche des Verbraucherportals Aboalarm, das Kunden bei der Kündigung von Verträgen helfen will, taucht Grünwelt mit 6900 Kündigungen aus dem Jahr 2016 auf Platz 5 unter den Energieversorgern auf. Gas.de folgt auf Platz 8 mit gut 3000 Kündigungen.

Eine hohe Anzahl an Kündigungen muss nicht zwangsläufig auf mangelhaften Kundenservice hindeuten; bei preisagressiven Anbietern wechseln auch ohne Probleme viele Kunden nach Ablauf der Mindestlaufzeit, um sich zum Beispiel bei einem anderen Anbieter einen erneuten Neukundenbonus zu sichern. Allerdings gab es zumindest beim Grünwelt-Stromanbieter Stromio auch besonders viele Beschwerden von Kunden, was die Statistik des Beschwerdeportals Reclabox zeigt.  Der Grünwelt-Gasanbieter gas.de taucht hier zumindest nicht weit vorne auf –eher ein gutes Zeichen.

Die günstigsten Anbieter fairer Gastarife in den 100 größten Städten: 150 m2-Wohnung (18.000 kWh/Jahr)

Hinter der Marke Naturwerke steht ebenfalls ein Unternehmen mit anderem Namen, nämlich die DEG Deutsche Energie GmbH, die auch noch die Strom- und Gasmarke Envitra unterhält. Gesellschafter bei DEG ist über eine zwischengeschaltete Beteiligungsgesellschaft der 36-jährige Unternehmer Tillmann Raith. Er hat und hatte bereits zahlreiche Unternehmensbeteiligungen. Nicht alle davon machten auch ihre Kunden glücklich: So etwa das mittlerweile insolvente Musikdownloadportal Musicstar, bei dem einige Kunden sich in Abofallen gelockt fühlten. Beim Call-by-Call-Anbieter 01075 Telecom, ebenfalls eine Raith-Beteiligung, gab es in früheren Jahren Ärger, weil Kunden plötzlich überraschend hohe Gebühren zahlen mussten. Auch sie fühlten sich getäuscht. Bei Envitra berichtete die Stiftung Warentest 2013 über einen angeblich klimaneutralen Gastarif, bei dem der Anbieter auf Nachfrage aber nicht nachweisen konnte, dass das ausgestoßene CO2 wirklich neutralisiert wurde.

Die günstigsten Anbieter fairer Gastarife in den 100 größten Städten: 180 m2-Wohnung (20.000 kWh/Jahr)

Raith ist zum Beispiel auch im Geschäft mit Linienbussen auf Fernstrecken aktiv, mit Deinbus.de. In jüngeren Jahren ist es um ihn und seine Beteiligungen aber stiller geworden. Solche Berichte dürften Interessenten aber trotzdem vorsichtig stimmen.

Die Beispiele zeigen, dass ein genauer Blick auf die Anbieter lohnt. Nur wenn das Gesamtpaket aus Preis, Vertragskonditionen und Kundenservice stimmt, sind Kunden wirklich gut versorgt.

Auf der folgenden Seite sehen Sie alle Ergebnisse nochmals in der tabellarischen Übersicht.

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