Ruhrgebiet Energiewende macht dem Ruhrgebiet zu schaffen

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Bochum wird bald in der Klemme stecken

13 bittere Wahrheiten über den Strompreis
Stromzähler Quelle: dpa
Ein Mann arbeitet in der Industrie Quelle: dapd
Rauchende Schornsteine Quelle: dpa
Ein Offshore-Windpark Quelle: dpa
Ein Windpark Quelle: dpa
Vormontierte Teile von Windkraftanlagen Quelle: dpa
Solaranlage Quelle: dpa

Dadurch verdiente etwa Dortmund mit seinen gut 22 Millionen Aktien genug, um die Verluste der Stadtwerke durch deren Verkehrsbetriebe mehr als auszugleichen. Bei 1,20 Euro pro Aktie wäre für die Dortmunder Stadtwerke die Schmerzgrenze erreicht, bei der sie Verluste schreiben. Damit das nicht passiert, muss RWE-Chef Terium Beteiligungen verkaufen, statt Schulden mithilfe der Gewinne abzubauen.

Besonders in die Bredouille droht eine Kommune wie Bochum zu geraten, die gleich an zwei Kraftwerksbetreibern beteiligt ist. So hält Stadtwerke-Chef Bernd Wilmert 15 Prozent am Rhein-Ruhr-Konsortium, das mit 51 Prozent das Sagen bei der Steag hat. Zugleich gehören ihm 18 Prozent am Verbund Trianel, in dem 55 Stadtwerke zusammengeschlossen sind.

Fehlender Goldesel

Noch macht Bochums Stadtkämmerer Manfred Busch auf Optimismus und sagt: „Erst kürzlich haben die Stadtwerke Bochum bestätigt, dass die vorgegebenen erhöhten Ausschüttungen auch erbracht werden.“ Fragt sich nur, wie lange noch. Denn das neue Kohlekraftwerk von Trianel in Lünen, das in diesem Herbst ans Netz gehen soll, fällt als Goldesel aus. „Die Verluste werden in den ersten Jahren höher ausfallen als ursprünglich erwartet“, sagt Trianel-Chef Sven Becker.

Den einzigen Ausweg, nicht nur vom Ende des Kohlebergbaus bis 2018, sondern auch von der Energiewende geschädigt zu werden, sehen die Pott-Kommunen in staatlicher Unterstützung. Der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU), der als Sprachrohr der Stadtwerke auftritt, hat dazu einen Vorschlag zur Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes vorgelegt. Die Parole gab VKU-Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Reck aus: „Kraftwerksleistung muss sich wieder lohnen.“

Künftig, so die Idee, sollen die Kraftwerke nicht allein die Arbeit bezahlt bekommen, die sie verrichten, sprich: den produzierten Strom. Hinzukommen soll eine Vergütung der Kapazität, die sie etwa für wind- und sonnenarme Zeiten vorhalten.

Das würde den Betreibern fossiler Kraftwerke auch dann Einnahmen bescheren, wenn sie von Ökostromanbietern zum Abschalten gezwungen werden. NRW-Wirtschaftsminister Duin macht bereits Stimmung in diese Richtung: „Es spricht vieles für eine Lösung, bei der wir versuchen, die erneuerbaren und die fossilen Kapazitäten aneinanderzukoppeln.“ Bezahlen würde die Rettung der Dividenden für die Stadtwerke natürlich wieder der Stromkunde.

Am Ende könnten dann sogar Investitionsruinen wie Gekko aus Hamm mittels staatlicher Regulierung noch zum Erfolgsmodell werden. Auch das wäre dann ein Beispiel für die Siegertypen im Kapitalismus – auf Ruhrgebietsart.

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