Der Konzern Rosneft ist der größte russische Ölproduzent und förderte im vergangenen Jahr 210 Millionen Tonnen Öl- und Gaskondensat. Der 1995 gegründete Konzern hat seinen Sitz in Moskau und ist seit 2006 sowohl an der Moskauer als auch an der Londoner Börse notiert. Der britische Konzern BP hält 19,75 Prozent. Der russische Staat verkaufte Ende 2016 rund 20 Prozent seiner Anteile an den Schweizer Rohstoffhändler Glencore und an das Emirat Katar, nachdem extrem niedrige Ölpreise das Land in eine wirtschaftliche Krise gestürzt hatten. Für Russland war es bislang das größte Privatisierungsgeschäft; trotzdem hält der Staat die Kontrollmehrheit von über 50 Prozent.
Die traditionell engen Verbindungen zum Kreml verschaffen Rosneft eine bedeutende Stellung. Igor Setschin, ein enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin, ist seit 2004 die entscheidende Figur bei Rosneft, zunächst im Aufsichtsrat, dann als Vorstandschef. 2004 erhielt Rosneft auch wichtige Teile des zerschlagenen Yukos-Konzerns des Oligarchen Michail Chodorkowski.
Auch im Ausland engagiert sich Rosneft, etwa in Deutschland mit den Raffinerien Bayernoil in Vohburg, PCK in Schwedt und Miro in Karlsruhe. Außerdem kontrolliert das Unternehmen Ölfelder im Algerien sowie in der Ex-Sowjetrepublik Kasachstan in Zentralasien und in Venezuela.
Wem Rosneft gehört
Anteil: 50,0000000001 Prozent
Aktien: 5.299.088.910
(JSC Rosneftegaz gehört zu 100 Prozent der Russischen Föderation)
Quelle: Unternehmen
Anteil: 19,75 Prozent
Aktien: 2.092.900.097
Anteil: 19,50 Prozent
Aktien: 2.066.727.473
Anteil: 10,37 Prozent
Aktien: 1.099.271.594
Anteil: 0,01 Prozent
Aktien: 1.438.749
Anteil: >0,01 Prozent
Aktien: 1
Anteil: 0,36 Prozent
Aktien: 38.638.887
Rosneft-Chef Igor Setschin hält nach früheren Angaben 0,13 Prozent der Aktien selbst.
Für das Engagement von Altkanzler Gerhard Schröder im Verwaltungsrat des russischen Ölriesens gibt es von der deutschen Wirtschaft explizit Unterstützung. Auch 56 Prozent der Deutschen finden laut einer Umfrage im Auftrag des Redaktionsnetzwerks Deutschland Schröders neuen Job unproblematisch. „Angesichts der Bedeutung von Rosneft für die deutsche Mineralölwirtschaft, ihre Beschäftigten und die deutsch-russische Energiezusammenarbeit insgesamt ist die potenzielle Berufung eines deutschen Vertreters in den Aufsichtsrat der russischen Muttergesellschaft deshalb ganz klar zu begrüßen“, sagt Wolfgang Büchele, Vorsitzender des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft. Millionen deutscher Autofahrer tankten täglich Benzin aus Rosneft-Quellen.
Auf dem deutschen Mineralölmarkt spielt der russische Staatskonzern längst eine entscheidende Rolle. Rosneft ist nach Shell und BP der drittgrößte Mineralölverarbeiter in Deutschland. Und Rosneft-Chef Igor Setschin hat noch viel vor auf dem deutschen Markt: Eine dreistellige Millionensumme will der Top-Manager ins Raffineriegeschäft in Deutschland investieren. Und das ist längst noch nicht alles. Er will auch noch eine neue Öl-Pipeline bauen, um die zwei Raffinerien in Süddeutschland direkt mit Rohöl aus Russland versorgen zu können. Schon ein Viertel aller Rohölimporte nach Deutschland liefert Rosneft.
Das Verhältnis zwischen Deutschland und Russland, Schröder und Putin.
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