RWE kämpft aber auch mit hausgemachten Problemen. Im Sommer überraschte RWE mit Schwierigkeiten in Großbritannien. Dort kämpft der Konzern mit Misswirtschaft im Vertrieb. Der Energieriese hat jetzt Berater beauftragt, bei der Lösung der Probleme zu helfen. Das dürfte aber noch bis 2017 dauern.
Deutschlands Energieriesen im Vergleich
Mit über 122 Milliarden Euro Umsatz und weltweiten Kapazitäten zur Stromerzeugung von 61 Gigawatt im Jahr 2013 ist Eon Deutschlands größter Energiekonzern. Doch den Düsseldorfern machen die Folgen der Energiewende zu schaffen. Das klassische Stromgeschäft wirft wegen des wachsenden Anteils von Sonnen- und Windenergie immer weniger Geld ab. Zudem häufte Eon durch seine Expansion einen Schuldenberg von 31 Milliarden Euro an. Ende 2013 hatte der Konzern 62.200 Mitarbeiter.
Die Gewinne des zweitgrößten deutschen Versorgers sind wegen des niedrigen Börsenstrompreises 2014 rapide geschrumpft. Das betriebliche Ergebnis sank auf 4 Milliarden Euro und lag 25 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Außenumsatz des Konzerns ging von 52,4 auf 48,5 Milliarden Euro zurück. Die Nettoverschuldung von RWE bewegte sich 2014 mit 31 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. Ende 2014 beschäftigten die Essener weltweit knapp 59.800 Mitarbeiter.
Die Nummer drei der Branche will zum Treiber der Energiewende werden. Ende 2013 erzeugte EnBW knapp 20 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien wie Wind, Wasser, Sonne und Biomasse. Bis 2020 soll der Anteil 40 Prozent betragen. Die Karlsruher haben rund 20.000 Mitarbeiter und einen Umsatz von über 20 Milliarden Euro. Unrentable Kraftwerke und niedrige Strompreise sorgten unter dem Strich in den ersten neun Monaten 2014 für ein Minus von über 770 Millionen Euro.
Fallende Preise machten dem schwedischen Konzern 2014 zu schaffen. Der Umsatz sank auf 166 Milliarden Kronen (18 Milliarden Euro). Auch das bereinigte Betriebsergebnis von 2,6 Milliarden Euro fiel geringer aus - teils wegen Rücklagen für den deutschen Atomausstieg. 2015 will das Staatsunternehmen aus Stockholm mit 30.200 Mitarbeitern einen strikten Sparkurs fahren. In Deutschland erwägt Vattenfall einen Verkauf seiner Braunkohle-Sparte in Brandenburg und Sachsen.
Und in Deutschland ist RWE mit einem pikanten Rechtsstreit konfrontiert. Stromproduzent Steag hat sich beim Bundeskartellamt beklagt. Es geht um das gemeinsame Kraftwerk Voerde, das RWE gegen den Willen von Steag stilllegen will. „Wir haben in der Tat aktuell einen Rechtsstreit mit RWE um das Kraftwerk Voerde“, bestätigte eine Steag-Sprecherin entsprechende Informationen des Handelsblatts.
RWE hatte Steag Ende September ein „Stilllegungsverlangen“ geschickt. Dabei gehören die zwei betroffenen Blöcke A und B gar nicht RWE, sondern nur zu 25 Prozent. 75 Prozent sind im Eigentum von des Steag-Konzerns, der auch Betriebsführer ist. RWE beruft sich aber auf eine Klausel aus dem Jahr 1975, die dem Unternehmen das Kündigungsrecht einräumte.
„Seitdem hat sich die Energiewelt grundlegend verändert“, hielt die Steag-Sprecherin entgegen, „wir werden das so nicht hinnehmen – und haben uns deshalb an das Bundeskartellamt gewandt.“ Steag wirft in der Beschwerde RWE vor, den eigenen Kraftwerken durch die Stilllegung einen Vorteil verschaffen zu wollen.
RWE bestätigte, die Klausel fristgerecht gezogen zu haben. Eine Sprecherin betonte aber, dass der Konzern an einer „konstruktiven Lösung“ interessiert sei.