Deshalb hat Terium beschlossen, das jahrzehntealte Geschäftsmodell von RWE über Bord zu werfen. Das Geschäft mit Ökostrom, der Netzbetrieb und der Vertrieb werden in eine Tochtergesellschaft ausgegliedert – Arbeitsname der neuen Tochtergesellschaft: NewCo. Die will Terium Ende des Jahres schrittweise an die Börse bringen. Frisches Kapital muss her, um das Zukunftsgeschäft mit Wind- und Sonnenstrom voranzutreiben zu können. Das alte Kerngeschäft, die Kohle – und Gaskraftwerke, sind da nur noch ein Klotz am Bein. Mit denen muss sich künftig der neue RWE-Vorstandschef Rolf Martin Schmitz herumschlagen. Schmitz steht ab Mitte des Jahres an der Spitze des Mutterkonzerns, der RWE AG. Damit die Mutter nicht ganz verloren dasteht, soll sie Aktienmehrheit an der neuen Gesellschaft behalten. Mit der Platzierung von zehn Prozent der Anteile könnte die neue Gesellschaft nach Einschätzung von Analysten rund zwei Milliarden Euro einsammeln - insgesamt würde sie dann mit 20 Milliarden Euro bewertet.
Es ist radikaler Umbauplan, und Terium wird sich auf der Hauptversammlung nicht nur zu den Dividendenkürzungen kritische Fragen gefallen lassen müssen. Denn profitabler werden die konventionellen Kohle- und Gaskraftwerke nicht, nur weil sein nun getrennt vom Ökostrom geführt werden. Was passiert mit den Braunkohlekraftwerken? Der schwedische Konkurrent Vattenfall hat seinen ostdeutschen Braunkohletagebau und die Braunkohlekraftwerke in der Lausitz an die tschechische EPH verkauft. Was machte RWE damit? Wie lange kann es sich RWE noch leisten die Meiler zu betreiben, mit denen sich kaum noch Geld verdienen lässt?
Mit der Abspaltung der neuen Öko-Tochter ist das Problem der fossilen Meiler nicht gelöst. Ganz abgesehen davon, muss auch die neue Tochter erstmal für mehr Umsatz und Gewinn sorgen.
Immerhin - die Entscheidung Teriums, den Konzern aufzuspalten - ähnlich wie es Erzrivale E.On schon Ende 2014 ankündigte, kommt zwar spät, aber noch nicht zu spät.
Zumindest zeitlich ist Terium mit E.On-Konzernchef Johannes Teyssen gleichgezogen. Denn die ungleich schwierige Operation den größten deutschen Energieversorger in zwei ganz selbstständige Teile aufzuteilen, beschäftigt die E.On-Leute und viele hundert Berater schon seit mehr als einem Jahr. Eine Ausgliederung der Geschäfte in eine Tochter, wie es Terium nun vorhat, geht hoffentlich schneller über die Bühne.