RWE und E.On in der Krise Der schwierige Kampf um das Geschäft mit Ökostrom

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Die Richtung für die kommenden Jahre steht fest

Ob beim Marktführer E.On, beim Branchenzweiten RWE oder bei EnBW, die Richtung für die kommenden Jahre steht mehr oder weniger fest: der Einstieg in die dezentrale Energieversorgung, vom Gewerbe bis zur Wohnsiedlung, dazu Dienstleistungen zur effizienteren Stromnutzung. Doch es ist wie bei der Fabel vom Hasen und dem Igel. Wo immer auch die Stromkonzerne versuchen Fuß zu fassen, sind andere schon da oder drängen massiv in den Markt.

Beispiel Pacht von Solarmodulen

Auf Wunsch montiert ein Energieversorger kostenlos eine Solaranlage aufs Hausdach, die bevorzugt den Stromverbrauch im Haus deckt. Der Hausbesitzer zahlt für die Anlage eine monatliche Pachtgebühr, statt einmaliger Installationskosten in Höhe von mehreren tausend Euro. Kann der Eigenheimbesitzer den Ökostrom nicht verbrauchen, fließt er ins öffentliche Stromnetz und wird mit rund 12 Cent je Kilowattstunde vergütet. Diese und ähnliche Modelle werden mittlerweile bundesweit fast von jedem Stadtwerk angeboten. Ein ähnliches Leasingmodell, allerdings mit der Option auf einen Batteriespeicher, bietet auch das Hamburger Startup DZ4 an. Das Jungunternehmen war einer der ersten Anbieter eines Pachtmodells in Deutschland und scheint damit nun Nachahmer zu finden.

Beispiel Smart Home

Im Zusammenwirken von Haushaltsgeräten, Stromzählern und Steuerungsgeräten mit dem Internet, dem vernetzten Zuhause, sehen viele Unternehmen ein lukratives Geschäft für die Zukunft. Der US-Internetkonzern Google etwa hat sich dafür eigens den Rauchmelderhersteller Nest zugelegt. Diese Systeme greifen über eine Schaltzentrale auf verschiedenste Geräte wie Lichtanlagen, Heizung, Kameras, Türen oder Bewegungsmelder zu. Und Eon, RWE und EnbW sind auch hier nur einer von vielen. Konzerne wie Deutsche Telekom, Rademacher Geräte-Elektronik aus Westfalen, der Aachener Netzwerkspezialist Devolo oder EQ3 aus dem ostfriesischen Leer bieten umfangreiche Lösungen.

Energieaktien im Tiefflug

Ohnehin scheinen die Stromkonzerne in diesem sensiblen Geschäft schlechte Karten zu haben. In einer aktuellen Studie von November über die „Absatzchancen von Energiedienstleistungen“ kommt das Meinungsforschungsinstituts YouGov zu dem Ergebnis, dass bei konkretem Interesse an einer Smart-Home-Anwendung sich Wohneigentümer derzeit am ehesten an Handwerksbetriebe ihres Vertrauens (31 Prozent) und spezialisierte Sicherheitsfirmen (24 Prozent) wenden.

Der örtliche Energieversorger sei nur für sieben Prozent der Ansprechpartner der Wahl, größere Energieversorger, wie beispielsweise RWE, E.On, EnBW oder Vattenfall, und Telekommunikationsanbietern, wie der Deutschen Telekom, Vodafone oder O2, würden jeweils nur fünf Prozent der Wohneigentümer am ehesten vertrauen, weniger noch als Technologieunternehmen wie beispielsweise Siemens (10 Prozent).

Beispiel Batterien Immer mehr Solaranlagen kommen in die Jahre und fallen aus der EEG-Förderung heraus. Statt den Sonnenstrom für aktuell 12 Cent einzuspeisen und Strom für 25 Cent zu kaufen, streben viele Solaranlagenbetreiber nun die maximale Selbstnutzung an und installieren einen Stromspeicher. Etwa einen Akku der Sonnenbatterie GmbH aus dem bayerischen Wilpoldsried bei Kempten im Allgäu. Das Unternehmen mit rund 150 Mitarbeitern und 30 Millionen Euro Umsatz wird vom ehemaligen Tesla-Deutschlandchef Philipp Schröder geführt und betreut rund 8000 Kunden.

Und dessen ehemaliger Arbeitgeber drängt ebenfalls in den Markt. Derzeit ist Tesla dabei seine Gigawattfabrik für Batteriespeicher im US-Bundesstaat Nevada zu vollenden und hochzufahren. Deutschland sieht das US-Unternehmen aber als Schlüsselmarkt für seine im Frühjahr vorgestellten neuen Batteriespeichersysteme. Offenbar befindet sich Tesla in Verhandlungen mit der Bundesregierung über den Bau eines Batteriewerks in Deutschland

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