Solarenergie Vision Desertec mit neuer Strahlkraft?

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Nordafrika braucht Desertec nicht

Die Energiekonzerne RWE und E.On gehören noch dazu, die aber seit der Energiewende eigene Probleme, die Erfindung eines neuen Geschäftsmodells ohne Atomkraft, bewältigen müssen. Sonnenkraftwerke in der Wüste könnten theoretisch dazu gehören. Aber es fehlt für solche Megaprojekte das Geld, die konventionellen Kraftwerke der deutschen Versorger reißen tiefe Löcher in die Bilanz. Die Manager haben mit hausgemacht Problemen zu kämpfen.

Wie geht es weiter mit Desertec? Das ist die große Frage heute und morgen in Kassel. Die Mitgliedsbeiträge der Gesellschafter sind nicht gerade hoch, das Budget kommt auf knapp sechs Millionen Euro. Immerhin reichte es für eine Machbarkeitsstudie, die DII zusammen mit dem Kieler Institut für Weltwirtschaft erstellt hat. Das Votum der Kieler Wirtschaftsforscher lautet demnach: "Der nahezu komplette Umbau der Stromversorgung auf erneuerbare Energien ist möglich und keineswegs gesamtwirtschaftlich irrational", urteilten sie. 

Es sah aber bisher danach aus, als ob die nordafrikanischen Länder sehr gut auch ohne die DII auskommen. Solarkollektoren großen Stils werden schon jetzt in den nordafrikanischen Staaten gebaut. Marokko baut zur Zeit ein solarthermisches Kraftwerk in Quarzazate. Saudi Arabien baute bereits Pilotanlagen in der Wüste. Der Export soll durch eine neue Leitung in der Meerenge von Gibraltar nach Europa erfolgen, dort gibt es bereits eine alte Leitung, die aber nicht ausreicht für die avisierten Exportmengen.

Problem ist vor allem aber auch noch das spanische Netz, das durch die gewaltige Menge an Solarstrom arg belastet sein würde. Die Spanier wollen sich die Auslegung ihres Netzes für solche Durchleitung beispielsweise nach Deutschland natürlich bezahlen lassen. Es ist noch längst nicht ausgemacht, dass die gewaltigen Strommengen durch Spanien nach Mitteleuropa fließen können. Auch eine neue, immer wieder angekündigte Unterwasserstromleitung von Tunis nach Rom ist über das Stadium der Planung und der visionären Ankündigung noch nicht hinausgekommen.

Wohlmeinende DII-Auguren haben bereits den Satz geprägt: Große Visionen schaffen kleine Projekte. "Wenn diese Einsicht der Neustart des Desertec-Projektes der Industrie ist,  dann haben wir viel gewonnen", sagt ein Industrievertreter.

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