Solarworld Ist Asbeck durchgeknallt?

Solarworld-Chef Frank Asbeck hat offenbar bei der EU-Kommission Beschwerde gegen die Konkurrenz aus Fernost eingereicht. Nun hat auch Europa seinen eigenen Solar-Handelskrieg mit China.

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Der Vorstandsvorsitzende der Solarworld AG, Frank Asbeck Quelle: dpa

Die europäischen Hersteller von Solarmodulen sollen nun unter Führung des Bonner Fotovoltaik-Konzerns Solarworld eine Beschwerde bei der EU-Kommission gegen die chinesischen Wettbewerber wegen unfairer Handelspraktiken eingereicht haben, berichtet das Wall Street Journal. Solarworld wirft der chinesischen Konkurrenz vor, die europäische Solarbranche mit Dumpingpreisen zu schädigen.

Mit dem Einreichen der Klage bleiben der EU-Kommission 45 Tage Zeit, zu prüfen, ob eine Untersuchung eingeleitet wird. Ein Solarworld-Sprecher kündigte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters an, Solarworld und seine Mitstreiten würden sich in den kommenden Tagen zu Details der Beschwerde äußern. Schon zu Beginn der Woche hatte Solarworld-Chef Frank Asbeck für Aufsehen gesorgt: Der Gründer und Großaktionär hatte den Verzicht auf Dividenden und Gehalt angekündigt, bis Solarworld wieder profitabel sei.

Warnung aus China

Vertreter von chinesischen Solarkonzernen und Handelsvereinigungen hatten die EU bereits mehrmals davor gewarnt, Untersuchungen einzuleiten. Dies würde den Beziehungen zwischen China und der EU schaden. Auch in Deutschland ist die Branche gespalten. Europas größter Produzent von Solarmodulen, der Stuttgarter Bosch-Konzern mit den Töchtern Bosch Solar und Aleo Solar, hat sich gegen Strafzölle, eine mögliche Konsequenz aus einer erfolgreichen Beschwerde, ausgesprochen und zieht eine diplomatische Lösung in der Sache vor. Auch der Siliziumhersteller Wacker Chemie ist gegen die Einführung von Strafzöllen.

Solarworld war mit einer ähnlichen Petition bereits in den USA erfolgreich. Das dort zuständige Handelsministerium hat bereits vorläufige Anti-Dumping und –Subventionszölle von bis zu 250 Prozent gegen chinesische Hersteller kristalliner Fotovoltaik-Produkte verhängt. Im Oktober soll es dann eine endgültige Entscheidung in den USA geben.

Bei den chinesischen Herstellern stößt die Beschwerde naturgemäß auf wenig Verständnis. Fast zeitgleich mit dem Bekanntwerden der Klageeinreichung meldete sich Suntech zu Wort. Der chinesische Modulriese weist Solarworlds Anschuldigungen deutlich zurück, dass es illegale Subventionen erhalten und in Europa seine Produkte zu Dumpingpreisen verkauft habe. Suntech werde bei den Ermittlungen vollständig kooperieren. „Wir hoffen, dass die Europäische Kommission bei Ihren Erwägungen zu dem Ergebnis kommt, dass protektionistische Maßnahmen der europäischen Solarindustrie schaden und ein fehlgeleiteter Handelskrieg den Fortschritt von mehreren Jahren gefährden würde“, sagte Suntech-Europachef Jerry Stokes.

Zudem beruhe das Unternehmenswachstum auf effizienten Produktionsprozessen und der langfristigen Investitionen in die Bereiche Forschung und Entwicklung, auf der die Leistungsfähigkeit von Suntechs Solarprodukten basiere. Suntech spricht sich daher wie die überwiegende Mehrheit europäischer und globaler Unternehmen in der Solarindustrie für freien Handel und gegen den Beginn eines drohenden Handelskrieges aus, ergänzt Stokes.

Ärger aus den USA

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Die US-amerikanische Coalition for Affordable Solar Energy (CASE), die gegen die Klage von Solarworld in den USA gekämpft hatte, teilte unterdessen mit, dass Solarworld erneut gezeigt habe, dass das Unternehmen Willens sei, die Solarindustrie zu unterminieren und den fairen Wettbewerb zu verhindern. So habe die gesamte Solarbranche von dem Preisverfall von Solarzellen profitiert und die Zukunft der Industrie hänge davon ab, die Wirtschaftlichkeit der Solarenergie zu erhöhen.

Solarworld hingegen will diesen Trend aufhalten um selber wettbewerbsfähig zu bleiben und benehme sich wie ein „durchgeknallter Agent Provocateur“, der Zwietracht in der globalen Solarbranche säe, nur um seiner eigenen Interessen willen. CASE, in der auch viele chinesische Solarproduzenten vertreten sind, sagte, man hoffe, dass die EU das Anliegen von Solarworld zurückweise.

Die Einreichung der Klage sei eindeutig negativ für die chinesische Solarindustrie, da zu erwarten sei, dass der Fall nun vorangetrieben werden, so die Einschätzung der US-amerikanischen Analysten von Jeffries. Ein ähnlicher Erfolg innerhalb der EU hätte für die chinesischen Firmen weitaus härtere Folgen, da sie auf den europäischen Fotovoltaik-Märkten größere Mengen absetzen, so die US-Experten.

Zugleich sei es aber schwieriger in der EU einen vergleichbaren Erfolg wie in den USA zu erzielen, da die Gesetze für Dumping und Subventionen weitaus schärfer seien. Daher sei anzunehmen, dass die Strafzölle für chinesische Photovoltaik-Hersteller in Europa geringer ausfielen.

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