Solarworld-Pleite Rosskur soll insolventen Solarkonzern retten

Tiefe Einschnitte beim insolventen Solarkonzern Solarworld: Da sich die Suche nach einem Investor noch bis November hinziehen könnte, muss Insolvenzverwalter Horst Piepenburg Kosten kappen und hunderte Stellen streichen.

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In den kommenden Tagen werden wohl mehrere hunderte Solarworld-Mitarbeiter ihre Kündigung erhalten. Quelle: dpa

Horst Piepenburg wählte drastische Worte: Wenn er heute entscheiden müsste, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter des Solarkonzerns Solarworld bei einer Betriebsversammlung am Produktionsstandort im sächsischen Freiberg, könnte er lediglich eine kleine Abwicklungsmannschaft weiter beschäftigen. Zum Glück, so Piepenburg, sei heute nicht der Tag, an dem diese Entscheidung getroffen werde.

Noch bleibt den Solarworld-Beschäftigten damit ein Rest Hoffnung. Auch wenn sich bereits abzeichnet, dass in den kommenden Tagen wohl hunderte Mitarbeiter ihre Kündigung erhalten werden. Das Problem: Dem Konzern geht das Geld aus. Seit dem Insolvenzantrag im Mai erhalten die Mitarbeiter ihr Gehalt zwar für drei Monate als Insolvenzgeld von der Bundesagentur für Arbeit.

Trotz des Wegfalls der Personalkosten ist es dem Unternehmen aber nicht gelungen, genügend Liquidität aufzubauen, um auch die kommenden Monate durchzustehen. Denn ab August endet der Insolvenzgeldzeitraum. Zugleich brauchen die potenziellen Investoren mehr Zeit als erwartet, um die Unternehmensdaten zu sichten und zu entscheiden, ob sie ein verbindliches Angebot für das Unternehmen abgeben.

Derzeit seien zwar mehrere strategische Kandidaten im Rennen, heißt es in einer Mitteilung von Solarworld. Sie hätten jedoch „einen weiteren Prüfungsbedarf von bis zu vier Monaten signalisiert“. Offizielle Begründung für die Geduldsprobe, die sich damit bis November hinziehen könnte: Die Rechtsverhältnisse seien komplex und die Vorstellungen über diverse künftige Geschäftsszenarien müssten gründlich analysiert und kalkuliert werden.

Bei Solarworld folgt die nächste Kürzungswelle

„Somit bewegen wir uns gerade im Spannungsfeld zwischen Rettungsaussichten sowie Perspektiven für SolarWorld einerseits und den aktuellen Sach-, Struktur- und Personalkosten, die wir nicht voll umfänglich erfüllen können, andererseits“, sagte Piepenburg. Angesichts der Auftragslage müsste Solarworld daher „signifikant Personalkosten einsparen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freistellen“.

Schon in den vergangenen Wochen war die Mitarbeiterzahl von 2200 auf 1800 Beschäftigte geschmolzen. Die Entlassungen waren aber bereits vor dem Insolvenzantrag eingeleitet worden. Nun also folgt die nächste Kürzungswelle.

Wie viele Mitarbeiter an den Solarworld-Standorten im sächsischen Freiberg, im thüringischen Arnstadt und in der Bonner Zentrale ihre Jobs verlieren, hängt dem Vernehmen nach vor allem davon ab, wie sich in den nächsten Tagen Verhandlungen über die Abwicklung von Fremdaufträgen entwickeln. So prüft Piepenburg derzeit „Anfragen zu Auftragsarbeiten im Zuge von Lohnfertigungen“. Je nach den Konditionen werden dafür mehr oder weniger Mitarbeiter gebraucht und vorerst weiterbeschäftigt.

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