Die nötigen Rückstellungen und Abschreibungen in der Bilanz ließen das Eigenkapital in der Solarworld-Muttergesellschaft stark auf nur noch 2,6 Millionen Euro schrumpfen. Laut Gesetz musste Asbeck daher jüngst eine außerordentliche Hauptversammlung ankündigen - äußerst schlecht fürs Image. Der Börsenkurs stürzte nach der Mitteilung kurzzeitig ab.
Solarworld betont indes, dass im Unternehmen noch rund 120 Millionen Euro Eigenkapital stecken. An liquiden Mitteln verfügte das Unternehmen Ende 2016 über 84 Millionen Euro. Das Geld liege nur in den Produktionsgesellschaften, nicht bei der Mutter. Kapitalmaßnahmen für frisches Geld seien nicht geplant, erklärt das Management. Das Geld reiche auch für die geplanten künftigen Investitionen eines „mittleren zweistelligen Millionenbetrages im Jahr“.
Ruhe bewahren und Kurs halten ist die Devise des Managements auch für die anstehende Hauptversammlung Anfang Juli. Spätestens dort dürfte das Thema hochkochen, das Solarworld-Anleger derzeit mit am meisten beschäftigt: Müssen die Bonner Rückstellungen bilden für das gewaltige Prozessrisiko, das ihnen in den USA droht?
Der ehemalige Siliziumlieferant Hemlock hatte Solarworld dort 2013 wegen nicht erfüllter Abnahmezusagen auf umgerechnet rund 720 Millionen Euro Schadenersatz verklagt. Ein US-Gericht hat diesen Anspruch im Sommer 2016 bejaht, Solarworld ging in Berufung. Gewinnt Hemlock und kann seine Ansprüche auch in Deutschland geltend machen, wird es eng: Rücklagen für die Forderung hat Solarworld bisher nicht. Der Vorstand hält die Forderung aber hierzulande für nicht durchsetzbar.
Die Frage ist, ob die Aktionäre Solarworld die Treue halten und ob das Umsteuern Asbecks nicht zu spät kommt. Fachleute wie der Aktionärsschützer Roland Klose vom Anlegerschutzverein DSW glauben an die Beharrlichkeit der Aktionäre: „Die sind dem Unternehmen und der Energiewende sehr verbunden: Die, die jetzt noch dabei sind, sind hart gesottene Überzeugungstäter.“
Allerdings müsse Solarworld das Thema Hemlock unbedingt bereinigen, sagt Klose. Sonst stecke so schnell niemand neues Geld ins Unternehmen.