Solarworld Wackelt das Lebenswerk des „Sonnenkönigs“?

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Rücklagen für Hemlock-Forderung hat Solarworld bisher nicht

Die nötigen Rückstellungen und Abschreibungen in der Bilanz ließen das Eigenkapital in der Solarworld-Muttergesellschaft stark auf nur noch 2,6 Millionen Euro schrumpfen. Laut Gesetz musste Asbeck daher jüngst eine außerordentliche Hauptversammlung ankündigen - äußerst schlecht fürs Image. Der Börsenkurs stürzte nach der Mitteilung kurzzeitig ab.

Solarworld betont indes, dass im Unternehmen noch rund 120 Millionen Euro Eigenkapital stecken. An liquiden Mitteln verfügte das Unternehmen Ende 2016 über 84 Millionen Euro. Das Geld liege nur in den Produktionsgesellschaften, nicht bei der Mutter. Kapitalmaßnahmen für frisches Geld seien nicht geplant, erklärt das Management. Das Geld reiche auch für die geplanten künftigen Investitionen eines „mittleren zweistelligen Millionenbetrages im Jahr“.

Ruhe bewahren und Kurs halten ist die Devise des Managements auch für die anstehende Hauptversammlung Anfang Juli. Spätestens dort dürfte das Thema hochkochen, das Solarworld-Anleger derzeit mit am meisten beschäftigt: Müssen die Bonner Rückstellungen bilden für das gewaltige Prozessrisiko, das ihnen in den USA droht?

Die größten Windkraft-Konzerne der Welt
Platz 14: XEMC (China)Nirgendwo auf der Welt werden jährlich mehr Windräder ans Stromnetz angeschlossen als in China. Zu den größten Profiteuren dieses fernöstlichen Grünstrom-Booms zählt XEMC. Der chinesische Elektrokonzern hat im Jahr 2009 die niederländische Energiefirma Darwind gekauft und sich so wertvolles Know-how für die Herstellung von Windturbinen und Rotorblättern gesichert, den wichtigsten Komponenten von Windenergieanlagen. Nach Berechnungen der Marktforschungsfirma FTI Intelligence brachte es XEMC 2016 auf einem Marktanteil von 2,2 Prozent. Marktanteil 2,2 Prozent.   Quelle: REUTERS
Platz 13: Dongfang (China)Der chinesische Staatskonzern Dongfang stellt Schiffe, Lokomotiven und Gasturbinen her. Zu einem immer einträglicheren Geschäft werden aber auch die Windräder, die das Unternehmen aus der Provinz Sichuan fertigt. Marktanteil: 2,2 Prozent. Quelle: REUTERS
Platz 12: Senvion (Deutschland)Deutschlands viertgrößter Windkraftkonzern Senvion rangiert global gesehen nur noch auf Platz 12. Die Hamburger kämpfen derzeit mit schwindenden Aufträgen, bröckelnden Marktanteilen und sinkenden Umsätzen. Nach einer Konsolidierungsphase soll der Erlös bis 2019 aber auf 2,6 Milliarden Euro in die Höhe schnellen. Damit die Konkurrenz Senvion in der Zwischenzeit nicht völlig enteilt, streicht der Konzern Hunderte Stellen und investiert in neue Produkte. Marktanteil: 2,5 Prozent. Quelle: dpa
Platz 11: Sewind (China)Die Windkraftsparte des chinesischen Staatskonzerns Shanghai Electric produziert in zwei Fabriken jährlich mehr als 3.000 Windräder. Besonders erfolgreich ist das Unternehmen mit seinen Anlagen auf hoher See. Im Segment Offshore-Wind zählt Sewind zu den drei größten Herstellern weltweit. In Deutschland sind die Chinesen zudem am Maschinenbauer Manz AG beteiligt. Marktanteil: 3,0 Prozent.   Quelle: dpa
Platz 10: CSIC Haizhuang (China) Unter den 14 führenden Windkraftkonzern der Welt befinden sich gleich acht Unternehmen aus China. Der Grund ist simpel: Im Reich der Mitte wurden alleine 2016 mehr als 40 Prozent der weltweit neu installierten Windräder ans Stromnetz angeschlossen. Ausländische Firmen kommen in China kaum zum Zug, der Markt ist weitgehend abgeschottet. Dieser Heimatbonus beflügelt Konzerne wie CSIC Haizhuang – sie prägen verstärkt den Weltmarkt. Marktanteil: 3,2 Prozent. Quelle: dpa
Platz 9: Mingyang (China)Chinas viertgrößter Windkraftkonzern will sich vom Maschinenbauer zum Service-Unternehmen wandeln. Zwar soll die Produktion von Turbinen, Gondeln und Rotorblättern weiterhin eine wesentliche Säule des Geschäfts bleiben, aber die Wartung und Instandhaltung von Windrädern verspricht höhere Renditen. Marktanteil: 3,5 Prozent. Quelle: PR
Platz 8: Envision (China)Lei Zhang ist das Enfant terrible der Windenergieindustrie. Der Chef von Envision bezeichnet sein Unternehmen gerne als das „Apple der Energiewelt“. Statt wie die Konkurrenz lediglich „dumme“ Windräder herzustellen, will Zhang künftig mit einer offenen Plattform Geld verdienen, die Angebot und Nachfrage im Energiemarkt synchronisiert. Schwankende Solar- und Windenergie will er im großen Stil mit Stromspeichern, Elektroautos oder Industrieanlagen koppeln und auf lange Sicht mit dem smarten Steuern von Energieflüssen Milliarden verdienen. Zumindest ein paar Jahre lang dürfte der Verkauf von Windmühlen aber noch das Kerngeschäft von Envision bleiben. Anders als die Wettbewerber lässt Envision aber die Anlagen von Subunternehmen fertigen. Damit braucht der Konzern fast zwanzig Mal weniger Fixangestellte als die Branchenführer. Nur das Design und die Patente gehören Envision. „Wie bei Apple“, meint Unternehmenschef Zhang. Marktanteil: 3,5 Prozent. Quelle: Bloomberg

Der ehemalige Siliziumlieferant Hemlock hatte Solarworld dort 2013 wegen nicht erfüllter Abnahmezusagen auf umgerechnet rund 720 Millionen Euro Schadenersatz verklagt. Ein US-Gericht hat diesen Anspruch im Sommer 2016 bejaht, Solarworld ging in Berufung. Gewinnt Hemlock und kann seine Ansprüche auch in Deutschland geltend machen, wird es eng: Rücklagen für die Forderung hat Solarworld bisher nicht. Der Vorstand hält die Forderung aber hierzulande für nicht durchsetzbar.

Die Frage ist, ob die Aktionäre Solarworld die Treue halten und ob das Umsteuern Asbecks nicht zu spät kommt. Fachleute wie der Aktionärsschützer Roland Klose vom Anlegerschutzverein DSW glauben an die Beharrlichkeit der Aktionäre: „Die sind dem Unternehmen und der Energiewende sehr verbunden: Die, die jetzt noch dabei sind, sind hart gesottene Überzeugungstäter.“

Allerdings müsse Solarworld das Thema Hemlock unbedingt bereinigen, sagt Klose. Sonst stecke so schnell niemand neues Geld ins Unternehmen.

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