Stromanbieter-Ranking Die besten Stromtarife Deutschlands

Wer vom Grundversorger zu einem anderen Stromversorger wechselt, spart im Schnitt 229 Euro pro Jahr. Welche Anbieter günstig und empfehlenswert sind, zeigt unser exklusives Ranking für die 100 größten deutschen Städte.

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Die besten Stromanbieter 2015 im Ranking. Quelle: Getty Images, Montage

Der Deutsche ist ein Gewohnheitstier. Seit knapp 18 Jahren können Kunden in Deutschland ihren Stromanbieter frei wählen. Doch nach Daten der Bundesnetzagentur beziehen noch 76 Prozent aller Haushalte ihren Strom vom lokalen Grundversorger, also zum Beispiel den örtlichen Stadtwerken. Dabei könnten sie vom Anbieterwechsel vielerorts stark profitieren. Das zeigt unser exklusives Ranking der günstigsten Stromanbieter in den 100 größten Städten, von Aachen bis Zwickau.

Ein Zwei-Personen-Haushalt mit 3500 Kilowattstunden Jahresverbrauch würde beim günstigsten Anbieter mit fairen Tarifkonditionen durchschnittlich knapp 229 Euro im Jahr sparen. Das gilt zumindest, wenn der Haushalt bislang den Grundversorgungstarif gewählt hat, was auf ein Drittel aller Haushalte zutrifft.

Über 200 Euro Ersparnis bieten Anreiz genug, den Tarif zu wechseln. "Als Faustregel gilt: Bei weniger als 50 Euro Jahresersparnis wird eine Familie ihren Anbieter nicht wechseln", sagt Jan Lengerke, Produktchef beim Vergleichsportal Verivox.

Marktübersicht: Die günstigsten Grau- und Ökostromtarife



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Preise für Haushaltskunden bei einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh; Gesamtkosten ohne Bonus - einmaliger Bonus wurde nicht in Kosten eingerechnet; Ökostromtarife mit Gütesiegel OK Power / Grüner Strom.

Quelle: www.verivox.de, Stand: 30.11.2015



Mehr als 1000 Anbieter im Test

In den 100 Städten bietet der erst seit Juni aktive Bonner Anbieter Strogon am häufigsten die günstigsten Preise für Normalstrom. Er liegt mit seinem Tarif "Flexibel Plus" in 71 der 100 Städte auf Platz eins. Den günstigsten Ökostrom bekommen Kunden meist bei den bundesweit aktiven Stadtwerken Flensburg, die in 69 Städten vorne liegen (Tarif: "Flensburg eXtra Öko"). Basis für unsere Auswertung bildeten Daten des Tarifvergleichportals Verivox. Berücksichtigt wurden 1127 Anbieter und knapp 16.000 Stromtarife.

Für jede Stadt wurden dabei die günstigsten Anbieter von Stromtarifen (separat für Normalstrom und Ökostrom) mit fairen Tarifbedingungen ermittelt und die Preise zum 1. Januar 2016 berücksichtigt. Ausgewählte Tarife dürfen weder Vorauskasse noch Kaution vorsehen. Auch Boni, mit denen viele Anbieter Kunden anlocken wollen, wurden nicht berücksichtigt. Solche Tarife sind zwar rechnerisch anfangs - wenn der Bonus gezahlt wird - oft günstig, danach aber meist zu teuer. Wollen Stromkunden nicht ständig von einem Anbieter zum nächsten wechseln, sollten sie die Boni daher nicht ins Kalkül ziehen. Die empfohlenen Tarife dürfen den Kunden maximal ein Jahr lang binden. Genauso lang soll ihm auch der Strompreis garantiert werden.

Bester Stromanbieter Quelle: WirtschaftsWoche

Mit Einschränkung garantierte Preise

Nicht vom Anbieter beeinflussbare Preisbestandteile, wie die EEG-Umlage zur Förderung erneuerbarer Energien, dürfen von der Preisgarantie allerdings ausgenommen werden. Im Branchenjargon wird das eingeschränkte Preisgarantie genannt. Die Einschränkung kann zu Problemen führen. "Oft sind Preiserhöhungen für Kunden leider eine Blackbox. Sie wissen nicht, ob der Anstieg aus einer höheren EEG-Umlage, Steuern oder einer echten Preiserhöhung des Anbieters selbst stammt", sagt Jan Lengerke von Verivox.

Allein Steuern, Umlagen und Abgaben machen laut Bundesnetzagentur in Deutschland 52 Prozent des Haushaltsstrompreises aus, der - hinter Dänemark - der höchste in Europa ist. Da die EEG-Umlage aber jeweils im Oktober für das Folgejahr festgelegt wird, müssen Stromkunden in den ausgewählten Tarifen mit einjähriger Laufzeit vorerst keinen Preisanstieg durch die EEG-Umlage fürchten. Auch danach haben sie bei Preiserhöhungen stets ein Sonderkündigungsrecht, selbst wenn der Preis allein durch eine höhere EEG-Umlage steigt.

Trotzdem wurden nur Tarife berücksichtigt aus denen Kunden nach Abschluss der Mindestlaufzeit (von maximal einem Jahr) in höchstens sechs Wochen Kündigungsfrist wieder herauskommen. Bei Problemen hätten Kunden also jederzeit eine Ausstiegsoption. Dass bei Stromkunden das Licht ausgeht, wenn ihr Anbieter zum Beispiel finanzielle Schwierigkeiten hat, müssen sie generell nicht fürchten. In diesem Extremfall würden sie jeweils in den Grundversorgungstarif des lokalen Anbieters rutschen, also etwa der Stadtwerke.

Die Testsieger - faire Normalstromtarife in 100 Städten

Der Strommarkt weist große regionale Unterschiede auf: So muss ein Zwei-Personen-Haushalt in Wilhelmshaven beim günstigen Anbieter mit fairen Tarifkriterien nur 735,80 Euro pro Jahr für Strom ausgeben. In Esslingen (Baden-Württemberg) hingegen wären bei gleichem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden pro Jahr 878,02 Euro fällig - 142,22 Euro mehr. In den Top-5-Großstädten liegt der günstigste Anbieter mit fairen Tarifkonditionen für einen Zwei-Personen-Haushalt (3500 kWh) zwischen 821 und 844 Euro im Jahr. Ökostrom würde dort jeweils etwa 100 Euro mehr kosten.

Die niedrigsten Preise für Normal- und Ökostrom

Unser Vergleich zeigt jeweils für die 100 größten deutschen Städte, welche drei Anbieter vor Ort die niedrigsten Preise bieten - getrennt für Normalstrom und Ökostrom.

Ökostrom kostet bundesweit beim jeweils günstigsten Anbieter zwischen 53 und 123 Euro pro Jahr mehr. Im Schnitt liegt der Aufschlag bei 88 Euro, 10,5 Prozent des durchschnittlichen Normalstrompreises. Damit Ökostromtarife ins Ranking aufgenommen wurden, mussten sie wenigstens eines der Siegel "OK Power" oder "Grüner Strom" vorweisen. Diese Siegel werden nur Anbietern verliehen, die nur Strom aus erneuerbaren Energien liefern und in einen möglichst naturverträglichen Ausbau erneuerbarer Energien investieren. So soll vermieden werden, dass Anbieter konventionellen Stroms diesen allein durch den Kauf bestimmter Zertifikate "grünfärben" können.

Bestimmte Ökostrom-Anbieter, wie Greenpeace Energy, EWS Schönau, LichtBlick und Entega, halten noch strengere Regeln ein und wollen mit ihren Geschäftspraktiken die Energiewende in Deutschland vorantreiben. Überzeugte und weniger preissensible Ökostrom-Interessenten setzen daher eher auf solche Anbieter, gegen entsprechenden Preisaufschlag. Für einen Zwei-Personen-Haushalt können das durchaus weitere 100 Euro pro Jahr sein.

Die Testsieger - faire Ökostrom-Tarife in 100 Städten

Verbraucher haben den Strompreis im Fokus

Im normalen Stromgeschäft müssen Anbieter hingegen selbst um kleine Preisvorteile kämpfen, um Kunden für sich zu überzeugen. "In der Praxis ist der Preis für Interessenten das wichtigste Entscheidungskriterium. Sie wechseln ihren Stromanbieter in der Regel nach einer Preiserhöhung, der Anhebung von Abschlägen oder einer hohen Nachzahlung", sagt Unternehmensberater Klaus Kreutzer aus München, der in Studien die Wechselbereitschaft von Stromkunden untersucht hat. Vor allem Discountanbieter müssen auf Internet-Vergleichsportalen wie Verivox oder Check24 den günstigsten Preis bieten, damit sie Neukunden anlocken.

Testsieger Strogon etwa kann seine Preise durchaus ein Mal pro Tag ändern und versucht mehr als drei Preisänderungen pro Woche zu vermeiden. Das Ziel: "Wir passen unsere Preise so an, dass wir unsere Platzierung in Vergleichsportalen halten können", sagt Severin Tatarczyk, Projektleiter bei Strogon. Für die Vermittlung durch die Portale zahlen Stromanbieter eine Provision. Bei Stromtarifen sind das ungefähr 40 Euro und mehr pro Kunde.

Wie gefährlich der Blick allein auf die Preise sein kann, haben die Pleiten von Teldafax (2011) und FlexStrom (2013) eindrücklich gezeigt. Kunden haben dabei wegen ihrer Vorkassezahlungen Millionen verloren. Teldafax hatte einen Großteil seiner Kunden zum Beispiel Strom zu Preisen geliefert, die nicht kostendeckend waren. Interessenten sollten daher nicht nur auf den Preis, sondern auch auf Tarifkonditionen und im Internet veröffentlichte Kundenbewertungen des Anbieters achten. Doch mittlerweile sind Neukunden wieder relativ sorglos geworden, heißt es bei Vertrieblern.

Die Top-Anbieter - faire Normalstromtarife in 100 Städten

Auf zufriedene Kunden angewiesen

Immerhin haben die Skandale den Strommarkt zum Positiven verändert: Lieferungen gegen Vorkasse gibt es heute nicht mehr. Eine unabhängige Schlichtungsstelle Energie, die vom Bundeswirtschafts- und Bundesjustizministerium anerkannt worden ist, hilft Verbrauchern bei der außergerichtlichen Beilegung von Streitigkeiten. Die Kosten von mehreren Hundert Euro pro Fall werden dabei dem jeweiligen Stromanbieter aufgebürdet, selbst wenn der Kunde sich zu Unrecht beschwert. Günstige Anbieter können sich eine größere Anzahl solcher Fälle nicht leisten, ohne ihr Geschäft zu gefährden. Kommt es zu zahlreichen Problemen, schlägt das auch auf das Neugeschäft durch. "Beschweren sich viele Kunden, fliegen Anbieter bei Vergleichsportalen raus", sagt Unternehmensberater Kreutzer. "Deren Geschäft ist dann tot."

Mit billigem Börsenstrom in den umkämpften Markt

Der Testsieger im Normalstrom-Ranking, Strogon mit seinem Tarif "Flexibel Plus", kommt bislang nur auf sehr wenige im Internet einsehbare Kundenbewertungen. Kein Wunder: Da Strogon erst seit Juni auf dem Markt ist, können bislang kaum Kunden aussagekräftig über ihre Erfahrungen berichten. "Wir werden bald die 10.000 Kunden-Marke überschreiten, wobei viele Kunden erst von Januar oder Februar an von uns beliefert werden", sagt Projektleiter Severin Tatarczyk. Strogon ist sehr klein. Tatarczyk und seine Ehefrau Claudia, die Geschäftsführerin, schmeißen den Laden. Es gebe "nur wenige feste Vollzeit-Angestellte". Doch das muss nicht gegen den Anbieter sprechen. Strogon kaufe "alle nötigen Dienstleistungen ein, etwa Kapazitäten in Call-Centern", sagt Severin Tatarczyk. "Die Mitarbeiter dort sind dafür speziell geschult worden. Auch unseren Strom kaufen wir ein, an der Börse."

Die Top-Anbieter - faire Ökostrom-Tarife in 100 Städten

Kleine Anbieter mit aggressiver Preisgestaltung

Mit besonders schlanken Strukturen wollen kleinere Anbieter Kostenvorteile gegenüber größeren Playern erzielen. Das allein reicht aber nicht, um mit den Niedrigpreisen auszukommen. "Billiganbieter müssen extrem günstige Konditionen im Einkauf nutzen", sagt Unternehmensberater Kreutzer. "Das ging zuletzt gut, da die Stromeinkaufspreise wegen des Booms an erneuerbaren Energien sehr niedrig waren." Doch selbst dann bleibe ihnen noch wenig Marge, so dass Kunden früher oder später mit Preiserhöhungen rechnen müssten: "Das ist Teil des Geschäftsmodells." Strogon-Projektleiter Tatarczyk weist fest eingeplante Preiserhöhungen aber von sich, zumal man Kunden langfristig halten wolle.

Das stimmt: Discountanbieter verdienen häufig im ersten Jahr kein oder kaum Geld mit Neukunden, weil sie Anfangskosten, wie die Provision an Vergleichsportale, gegenrechnen müssen. Erst danach bringen ihnen die Kunden Gewinn.

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Strogon-Projektleiter Tatarczyk ist gleichzeitig Geschäftsführer des Bonner Call-by-Call-Anbieters 010091. Der war vor einigen Jahren in die Kritik gerutscht, weil Kunden wegen relativ geringer Beträge mit hohen Mahngebühren belastet worden waren. "Zu Kundenbeschwerden kam es, nachdem ein Inkassounternehmen deutlich forscher als abgesprochen vorgegangen war. Wir haben dieses Problem zügig abgestellt", sagt Tatarczyk dazu.

Angesichts der besonders fairen Bedingungen und der kurzen Kündigungsfristen der vorgestellten Tarife gehen Interessenten selbst bei neuen Anbietern relativ wenig Risiko ein. Wer trotzdem lieber einen länger am Markt vertretenen Anbieter wählen möchte, bei dem er auch die Bewertungen anderer Kunden einsehen kann, kann in seiner Stadt unter den Top-3-Anbietern wählen. Den erst- und zweitplatzierten Stromanbieter für Normalstrom trennen im Durchschnitt der 100 Städte nur zahn Euro pro Jahr (beim Zwei-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden).

Besonders gut platziert im Ranking sind neben Strogon unter den Normalstromanbietern noch Grünwelt (eine Vertriebsmarke der Magdeburger Stromio) und Elogico (eine Vertriebsmarke der Berliner Enstroga). Bei Grünwelt handelt es sich um den Tarif "grünstrom pur 12". Laut Anbieter handelt es sich um Ökostrom, da er aber nur TÜV-zertifiziert ist, wird der Tarif im Ranking als Normalstrom-Tarif gewertet. Im Ökostrom-Ranking wird Grünwelt mit dem Tarif "grünstrom pur premium" geführt. Der hat ein OK-Power-Label.

Viele Kunden würden ihren Anbieter weiterempfehlen

Über Stromio, dem eigentlichen Unternehmen hinter Grünwelt, hatten sich in früheren Jahren einigen Kunden beschwert. Der Bund der Energieverbraucher verlieh 2011 die "Trübe Funzel" einen Anti-Preis für Kundenunfreundlichkeit. Brancheninsider sehen mittlerweile aber deutliche Besserungen. Es gebe keine gehäuften Beschwerden mehr. Bei Verivox kommt Grünwelt/Stromio auf 88 Prozent an Kunden, die den Anbieter weiterempfehlen würden. Bei Check 24 liegt der Wert gar bei 94 Prozent. Elogico/Enstroga kommt unter Verivox-Kunden auf 75 Prozent Weiterempfehlungsrate, bei Check24 sind es derzeit 91 Prozent. All das deutet eher auf ein normal laufendes Geschäft und nicht auf Probleme im Alltag hin.

Auffällig ist das gute Abschneiden unter den Ökostrom-Anbietern der Stadtwerke Flensburg, die ihre Ursprünge als 1854 gegründete Versorger der Stadt Flensburg haben. Doch die Flensburger haben die Liberalisierung des Strommarktes zügig und geschickt genutzt, um bundesweit aktiv zu sein. Mit Erfolg: Zu den 55.000 Haushalten vor Ort kommen mittlerweile 145.000 weitere Kunden im gesamten Bundesgebiet.

Auf Check24 und Verivox erreichen die Flensburger eine Weiterempfehlungsquote von je 100 Prozent. Besser geht es nicht.

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