Nur 165 Kilometer Luftlinie trennen Deutschlands teuerste und günstigste Stadt – gemessen am Strompreis. Während ein Paar mit 3500 Kilowattstunden Verbrauch im Jahr im niedersächsischen Wilhelmshaven beim günstigsten Anbieter nur knapp 736 Euro zahlt, sind es in Flensburg in Schleswig-Holstein stolze 984 Euro. Sowohl der Wettbewerb vor Ort als auch externe Faktoren wie die von den Stromanbietern zu zahlenden Netzentgelte führen zu 284 Euro Preisunterschied im Jahr. So liegen die Netzentgelte in Schleswig-Holstein zum Beispiel gut 20 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt: Hier wird viel Windkraft genutzt, was Netze belastet und Kosten treibt.
Zugegeben: Niemand wählt den Wohnort nach dem Strompreis aus. Haushalte haben aber durchaus die Chance die Stromrechnung zu drücken – mit dem Wechsel des Stromanbieters. Nach wie vor sind drei von vier Haushalten in Deutschland Kunde beim Grundversorger, etwa den lokalen Stadtwerken. Dabei würde sich ein Wechsel lohnen. Das zeigt ein exklusives Ranking der WirtschaftsWoche für die 100 größten Städte. Ein Zwei-Personen-Haushalt mit 3500 Kilowattstunden Stromverbrauch spart im Durchschnitt 247 Euro, wenn er vom Grundtarif des lokalen Anbieters auf den günstigsten Wettbewerber umsteigt. Das entspricht rund 23 Prozent der Stromrechnung. Die mit 384 Euro höchste Ersparnis erzielen Haushalte in Pforzheim.
Garantiert günstig und flexibel
Vier Millionen Haushalte im Jahr wechseln laut Bundesnetzagentur den Anbieter. In Umfragen nennen 90 Prozent der Wechsler den Preis als Grund. Die Strompreise selbst steigen seit Jahren kräftig. „Im Juni haben sie ein Rekordhoch erreicht“, sagt Mathias Köster-Niechziol, Energieexperte des Tarifvergleichsportals Verivox, „sie liegen rund 40 Prozent höher als vor zehn Jahren.“
Die günstigsten Tarife bei 3500 kWh Verbrauch (Paar) - Normalstrom mit Bonus | ||||
Anbieter | Tarif | Top-3-Tarif in … von 100 Städten (1) | Preis in Euro (2) | Ersparnis erstes Jahr in Euro (3) |
ESWE | ESWE Natur Strom | 97 | 831 | 245 |
Eprimo | FixFlex | 97 | 853 | 223 |
Rheinpower | MeinStrom plus | 71 | 890 | 186 |
Faire Verträge sind Bedingung
Die Daten des WirtschaftsWoche-Rankings stammen von Verivox. Ausgewertet wurden 13.000 Tarife von über 1100 Anbietern zum Stichtag 1. September. Damit Kunden beim neuen Anbieter wirklich profitieren, wurden nur faire Tarife einbezogen: ohne Vorauskasse, Kaution oder feste Abnahmemenge (Paket-Tarife). Die Tarife dürfen maximal ein Jahr Mindestlaufzeit haben, sich höchstens um einen Monat verlängern und müssen binnen maximal sechs Wochen kündbar sein. „So binden Kunden sich nicht zu lange an einen Anbieter und können auf aktuelle Preisentwicklungen schnell reagieren“, sagt Christina Peitz, Energiereferentin bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen.
Die günstigen Preise gibt es garantiert – wenigstens zwölf Monate lang sind Erhöhungen ausgeschlossen. Anbieter dürfen aber nicht beeinflussbare Größen wie Steuern, Abgaben und Umlagen von der Garantie ausnehmen, Netzentgelte dagegen nicht. Sollten Preise mit Verweis auf Steuern, Abgaben und Umlagen erhöht werden, dürfen Kunden auch vor Ablauf der Mindestlaufzeit kündigen.
Die günstigsten Tarife bei 3500 kWh Verbrauch - Normalstrom ohne Bonus | ||||
Anbieter | Tarif | Top-3-Tarif in … von 100 Städten (1) | Preis in Euro (2) | Ersparnis erstes Jahr in Euro (3) |
Maingau Energie | StromRegio | 93 | 909 | 167 |
SE Sauber Energie | Sauber Strom Wasser&Wald | 90 | 913 | 163 |
Logo Energie | LogoStrom Clever | 74 | 910 | 166 |
Die besten Preise für Normalstrom liefern ESWE (Tarif Natur Strom), Eprimo (FixFlex) und Rheinpower (MeinStrom plus), wenn im ersten Jahr gewährte Neukundenboni berücksichtigt werden (siehe Ergebnis-Tabellen ab Seite 4). Preissensible Kunden setzten in aller Regel auf Tarife mit Bonus. Idealerweise zahlen Anbieter den Bonus schon nach relativ kurzer Zeit. Solche Boni werden auch Sofortbonus genannt. Geld fließt hier meist spätestens nach drei Monaten. Normale Neukundenboni gibt es hingegen in der Regel erst, wenn Kunden ein Jahr lang den jeweiligen Tarif hatten.
Das kann mehr als ein zeitlicher Nachteil sein: Kündigen Kunden vor Ablauf eines Jahres, vielleicht außerordentlich weil der Anbieter zum Beispiel mit Verweis auf eine gestiegene Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz die Preise erhöht hat, würden sie den normalen Neukundenbonus nie zu sehen bekommen, den Sofortbonus hingegen schon.