Immerhin hilft den Anbietern, dass ein Großteil der Verbraucher nicht bei erster Gelegenheit flüchtet. Bleiben die mit Billigpreisen angelockten Kunden länger, zahlt sich das für den Anbieter aus. Besonders teuer ist die Kundengewinnung. Allein als Provision an Vergleichsportale – für Discountanbieter der wichtigste Vertriebskanal – zahlen Anbieter meist 60 bis 80 Euro. Um in den Portalen auf den vorderen Plätzen zu landen, passen die Anbieter ihre Preise oft mehrmals täglich an.
„Das erledigen Spezialisten nach unseren Vorgaben“, berichtet der Manager eines Billigstromanbieters. Es gebe teils „regelrechte Preisschlachten“. Die Auswirkungen zeigt die tägliche Auswertung des günstigsten Angebots in Berlin und Hamburg für einen Zwei-Personen-Haushalt: In einer zufällig gewählten Woche Ende September fielen die Preise um zwei Prozent, was binnen sechs Tagen den Tarif um elf Euro pro Jahr vergünstigte.
Aus diesen Gründen schwitzt die Erde
Die Anzahl der Menschen auf der Erde wächst jedes Jahr um etwa 70 bis 80 Millionen Personen. Das entspricht fast der Bevölkerungsgröße Deutschlands. Bis 2050 soll laut Schätzungen der Vereinten Nationen die Weltbevölkerung auf knapp 10 Milliarden Menschen angewachsen sein. Dass die Kinder nicht hierzulande oder bei unseren europäischen Nachbarn geboren werden, ist hinreichend bekannt. Vor allem in den Schwellen- und Entwicklungsländern in Afrika und Asien wächst die Bevölkerungszahl. Dadurch wächst auch der Bedarf an Rohstoffen, Energie, Wasser und Nahrung.
Trotz Kyoto-Protokoll aus dem Jahr 1992 hat sich der CO2-Ausstoß kaum verringert. Lediglich als 2009 aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise viele Industriestätten weniger produzierten, sank der Wert der Kohlendioxidemission auf 784 Millionen Tonnen. Schon ein Jahr später lag der Wert wieder bei 819 Millionen Tonnen. Dabei entsteht ein Großteil der Emissionen in nur wenigen Ländern wie China, den USA und der EU.
Während Carsharing und der öffentliche Nahverkehr in Ländern wie Deutschland in Zeiten hoher Benzinkosten viele Anhänger findet, ist der weltweite Trend eindeutig ein anderer. Immer mehr PKW fahren über den Globus. 2010 wurde erstmals die Eine-Milliarde-Marke geknackt. Besonders viele Autos pro Einwohner werden in Monaco und den USA gefahren.
Der seit Mai 2012 stetig ansteigende Ölpreis hat dafür gesorgt, dass Kohle wieder an Attraktivität gewonnen hat. Die Wiederauferstehung der Kohle ist für die Umwelt eine Katstrophe. Laut BUND sind Kohlekraftwerke mehr als doppelt so klimaschädlich wie moderne Gaskraftwerke. Die großen Dampfwolken aus den Kühltürmen der Kraftwerke machen ein anderes Problem deutlich: Mehr als die Hälfte der eingesetzten Energie geht meist als ungenutzte Wärme verloren.
Das Handout der Umweltschutzorganisation WWF zeigt die illegale Abholzung eines Waldgebietes in Sumatra (Indonesien). Jährlich gehen knapp 5,6 Millionen Hektar Wald verloren. Die fortschreitende Abholzung von Regenwäldern trägt entsprechend mit zur globalen Erderwärmung bei. Denn die Wälder speichern Kohlendioxid.
Rinder sind wahre CO2-Schleudern. Die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch in Brasilien erzeugt genauso viel klimaschädliches Kohlendioxid wie eine 1.600 Kilometer lange Autofahrt. In diese Rechnung fließen mehrere Faktoren ein. Zum einen können auf dem für die Rinder genutzten Weideland keine Wälder mehr wachsen. Zum anderen scheiden Rinder das klimaschädliche Gas Methan aus. Laut WWF sind in Deutschland fast 70 Prozent der direkten Treibhausemissionen auf die Ernährung mit tierischen Produkten zurückzuführen.
Nicht nur Unmengen an Verpackungsmüll produzieren die Deutschen. Wir schmeißen auch jede Menge Lebensmittel weg, pro Kopf etwa 100 Kilogramm pro Jahr. Auch diese Verschwendung wirkt sich massiv negativ auf das Klima aus.
Flugzeuge stoßen CO2, Stickoide, Wasserdampf, Ruß, Sulfat und andere Partikel aus und verpesten so die Umwelt. Die größte Klimawirkung hat laut atmosfair.de das reine CO2, das immer beim Verbrennen von Benzin oder Kerosin entsteht. Außerdem die Bildung von Schleierwolken und Kondensstreifen, der Aufbau vom Treibhausgas Ozon in einem sensiblen atmosphärischen Stockwerk sowie der Abbau von Methan.
Selbst zwischen Großstädten ist der Wettbewerbsdruck unterschiedlich hoch: So zahlen Kunden beim günstigsten Anbieter in Berlin am wenigsten. In der Hauptstadt gibt es viele Wechselwillige, viele Angebote. Die Netzgebühren sind gering, sodass Anbieter höhere Nachlässe verkraften. Für 4000 Kilowattstunden werden nach Verivox-Daten in Berlin nur 224 Euro vor Steuern an Netzgebühren fällig. Im Bundesdurchschnitt sind es 263 Euro, in Brandenburg gar 339 Euro.
Aufschlag für beratungsintensive Kunden
Unter dem Strich zahlen Verbraucher selbst bei den günstigsten Anbietern in den Städten von Sachsen und Sachsen-Anhalt im bundesweiten Vergleich am meisten.
Discountanbieter steuern ihre Preise gezielt. Teils so, dass eine bestimmte Anzahl an Neukunden pro Tag abschließt. Zu viele sollen es nicht sein. Sonst wäre der Kundenservice überfordert, die Liquidität überstrapaziert. Denn besonders preissensible Kunden wählen fast ausschließlich Tarife mit Neukundenboni. Meist fließen ihnen diese mittlerweile als Sofortbonus zu, also in der Regel binnen 60 bis 90 Tagen nach Vertragsabschluss oder Lieferbeginn. Der Anbieter muss erst mal investieren, bevor er Geld vom Kunden sieht. Aus Sicht der Anbieter bieten Boni dennoch einen Vorteil: Vom zweiten Jahr an zahlen Kunden automatisch mehr, ohne dass der Anbieter den Preis erhöhen muss. So lassen sich auch niedrige Kampfpreise gegenfinanzieren. Probleme gibt es, wenn zu viele Kunden kündigen. „Manche Neukunden schicken gleich mit dem Lastschriftauftrag die Kündigung zur Mindestvertragslaufzeit“, sagt der Kundenbetreuer eines Billigstromanbieters.
Um im Markt bestehen zu können, werten Anbieter sogar detailliert Kundendaten aus. So steige die Wahrscheinlichkeit von Preiserhöhungen beim einzelnen Kunden nicht nur, wenn eine Zahlung verspätet eingehe, sondern auch wenn er sich häufig im Kundencenter melde, berichtet der Kundenbetreuer. Solche Kunden verursachten zu hohe Kosten.
Ein Ende der Preisanstiege für alle Kunden ist vorerst nicht in Sicht. Noch bis 2023 rechnet das Freiburger Öko-Institut mit einer steigenden EEG-Umlage, die – ohne weiteres Absinken des Börsenstrompreises – den Stromverbrauch verteuert. Erst danach soll die EEG-Umlage langsam fallen. So lange müssen Verbraucher noch selbst aktiv werden, um ihre Stromrechnung zu drücken.