Uniper Eine Perspektive für den Börsengang fehlt

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Für systemrelevant hält Uniper seine Gaskraftwerke

 Systemrelevant nennt Schäfer seine Kraftwerke. Ein Begriff, der in der Finanzkrise für solche Banken aufkam, die eigentlich Pleite waren, aber trotzdem nicht dicht machten, aus Angst, ihre Schließung könnte das gesamte Finanzsystem destabilisieren. Der Staat hielt die angeschlagenen Institute über Rettungsfonds mit Milliarden über Wasser. Von einer ähnlichen Situation will Uniper profitieren. Rund 70 Prozent der Kraftwerke seien systemrelevant, heißt es bei Uniper. Und das bedeutet: Sie werden nicht abgeschaltet aus Sorge um die Sicherheit der Stromversorgung, wenn Windräder und Solaranlagen nicht genügend Strom produzieren. Uniper muss sie als Reserve bereithalten und erhält dafür eine Vergütung.

Finanziert wird die über die Stromrechnung der Verbraucher. Anfang des Jahres forderte Uniper in einer Klage vor dem Landgericht in Bayreuth mehr Geld für das Bereithalten seines Gaskraftwerkes in Irsching in Süddeutschland. Die Vergütung sei nicht angemessen, argumentiert Uniper. Branchenkreise räumen der Klage gute Chancen ein. Das Urteil wäre wegweisend für weitere konventionelle Kraftwerke, die als Reserve weiter betrieben werden müssen.

So könnte Uniper seine Kraftwerke über Wasser halten bis sie, wenn in knapp sieben Jahren die letzten Atommeiler abgeschaltet werden, tatsächlich wieder gebraucht werden könnten, sollte Strom danach knapp werden.

Das ist eine Geschichte mit ziemlich vielen Wenns. So richtig traut E.On ihr offensichtlich selbst nicht. Um Anleger von Uniper zu überzeugen, will Schäfer in diesem Jahr rund 200 Millionen Euro Dividende ausschütten. Bei einem von Analysten geschätzten Börsenwert zwischen 2,6 Milliarden Euro (Deutsche Bank) und 2,8 Milliarden Euro (Bankhaus Metzler) wäre das eine stattliche Rendite von gut sieben Prozent. E.On-Aktionäre erhalten für zehn Anteile am Mutterkonzern eine Uniper-Aktie für ihr Depot. Am ersten Handelstag wird Uniper wohl als Daxwert starten, dann aber wegen zu geringer Größe nicht in dem Börsenindex bleiben. Uniper hofft, mittelfristig im MDax zu landen.

Uniper kann sich eine Dividende eigentlich gar nicht leisten

Eine Dividende kann sich Uniper eigentlich gar nicht leisten. E.On hat seiner Tochter Schulden von 4,7 Milliarden Euro mit auf den Weg in die Selbstständigkeit gegeben. Dort steht ihr ein Großumbau bevor: Schäfer wird einen drastischen Sparkurs fahren, zahlreiche der aktuell 14 000 Stellen abbauen und Beteiligungen im Wert von mindestens zwei Milliarden Euro bis Ende 2017 verkaufen. Wenn er für diese keine zahlungswilligen Interessenten findet, drohen neue Abschreibungen.

Die E.On-Tochter Uniper will zahlreiche Arbeitsplätze streichen, um wettbewerbsfähig zu sein. Betriebsbedingte Kündigungen sollen vermieden werden, sind aber nicht ganz ausgeschlossen.

Sparen will Schäfer auch bei den Investitionen. Bis 2018 sollen diese von aktuell rund einer Milliarde Euro auf 600 Millionen Euro sinken. „Das ist Instandhaltungsniveau für die bestehenden Kraftwerke“, sagt Analyst Guido Hoymann vom Bankhaus Metzler in Frankfurt. „Kapazitätswachstum findet dann nicht mehr statt.“

Wo soll das auch herkommen? Bis 2050 soll der Anteil der in Deutschland aus erneuerbaren Quellen erzeugten Energie von derzeit 30 auf 80 Prozent steigen. Für das Geschäft von Uniper in heutiger Form ist damit kein Platz mehr. Vorher könnte sich der Konzern allerdings auch auf neue Energien konzentrieren. Und damit der früheren Mutter E.On Konkurrenz machen. Geld dafür hätte Uniper aber wohl nur, wenn es die versprochene Dividende von jährlich rund 200 Millionen Euro wieder einkassierte.

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