Urenco-Chef Engelbrecht "Politisch motivierte Bedenken"

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"Regierungen haben keinen Einfluss auf Geschäfte"

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hat in einem Schreiben erklärt, dass er den neuen Eigentümern von Urenco nicht nur strategische und finanzielle Vorgaben machen, sondern auch in Firmenentscheidungen eingreifen und notfalls Vorstände entlassen können will. Insgesamt will er 13 Vorgaben machen. Ist damit die Privatisierung nicht tot?
Ich habe den Brief von Minister Gabriel gelesen und es gibt andere Briefe im Umfeld der niederländischen Regierung, die ähnliche Überlegungen äußern. Ich möchte das nicht kommentieren.

Die lange Suche nach einem Atommüllendlager

Beweist Gabriels Brief nicht, dass die Privatisierung von Urenco für ihn ein beachtliches Sicherheitsrisiko darstellt?
Ich glaube, dass Urenco das Gegenteil ist – denn durch unsere multinationale Zusammenarbeit sind wir ein Modell dafür, wie man global mit derart sensitiven Technologien umgehen sollte. Urenco wird von drei Regierungen kontrolliert sowie von der Europäischen Atomgemeinschaft Euratom- und der Internationalen Atomenergiebehörde überwacht.

Wie stark mischt sich die Politik aktuell in ihre Geschäftsführung ein?
Wir berichten den drei Regierungen zweimal im Jahr, aber sie haben normalerweise keinen Einfluss auf unsere geschäftliche Strategie. Wenn diese aber Elemente enthalten sollte, die im Zusammenhang mit Technologiesicherheit oder der Nicht-Verbreitung Anlass zu Besorgnis geben sollte, dann haben die Regierungen das Recht, sich einzumischen.

So sieht es in Fukushima heute aus
Bilder aus dem zerstörten Fukushima-Reaktor Quelle: dpa
Bilder aus dem zerstörten Fukushima-Reaktor Quelle: dpa
Das Innere des zerstörten Fukushima-Reaktors Quelle: dpa
Sonnenaufgang in Fukushima Quelle: AP
Sturmschutzwand Quelle: dpa
Kumamachi-Grundschule in Okuma Quelle: REUTERS
In Namie, fünf Kilometer nördlich des zerstörten Atomkraftwerks Fukushima Daiichi, legen Mitarbeiter der Post Blumen an ihrem ehemaligen Arbeitsplatz nieder. Quelle: dpa

Wie oft passiert das?
Wenn wir einen neuen Kunden beliefern wollen, müssen wir vorher mit den Regierungen darüber reden, ob der akzeptabel ist. Alles, was mit angereichtem Uran und mit der Anreicherungstechnologie zu tun hat, ist Gegenstand der Überwachung und der Kontrolle durch die Regierungen.

Wie wirksam die Überwachung ist, zeigte sich in den 1970er Jahren, als der pakistanische Forscher Abdul Kadir Khan das Wissen aus der Tätigkeit bei Urenco genutzt haben soll, um seinem Heimatland den Bau von Atomwaffen zu ermöglichen.
Es ging damals um eine Technologie, die in den späten 1940er und frühen 1950er Jahren in Russland entwickelt wurde. Wie sie funktioniert, ist heute im Internet nachlesbar.

Trotzdem fragt man sich, wie Sie sicherstellen, dass etwas Ähnliches nicht wieder passiert, wenn zum Beispiel ein Finanzinvestor Urenco übernimmt.
Die Urananreicherung ist eine komplexe Technologie, die nicht spontan entwickelt werden kann. Ihre Prinzipien sind zwar weltweit bekannt. Jeder weiß, wie eine Zentrifuge funktioniert, die den Anteil des radioaktiven Urans am natürlichen anreichert. Doch wenn Sie die Technologie zur kommerziellen Reife zu bringen wollen, kostet das erhebliche finanzielle Mittel und viel Zeit...

... was die Weitergabe der Technologie zum Bau der Atombombe aber grundsätzlich nicht verhindert.
Die Sorge ist unbegründet, denn die Verträge von Almelo machen klar, dass diese Technologie nur mit Regierungsgenehmigung anderen zur Verfügung gestellt werden kann.

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