Vattenfall Braunkohlegeschäft wird zum Ladenhüter

Das deutsche Braukohlegeschäft des schwedische Energieversorgers Vattenfall soll eigentlich verkauft werden. Doch scheint sich kein Käufer zu finden.

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Braunkohletagebau nahe Jänschwalde in Brandenburg gehört der Vattenfall AG. Quelle: dpa

Der geplante Verkauf des deutschen Braunkohlegeschäfts wird für Vattenfall zur Zitterpartie. Wegen der stark gefallenen Großhandelspreise fordert der deutsche Versorger Steag Insidern zufolge eine milliardenschwere Finanzspritze des schwedischen Konzerns. Der tschechische Versorger EPH und der zu Czech Coal gehöhrende tschechische Braunkohleförderer Vrsanska Uhelna legten verbindliche Offerten vor. Auf viel Geld kann Vattenfall aber auch von ihnen nicht hoffen. EPH sei sich bewusst, dass das Geschäft in den kommenden Jahren Geld verbrennen und keine Dividende werde zahlen können, sagte EPH-Chairman Daniel Kretinsky am Mittwoch. Zu Details ihrer beiden Offerten äußerten sich EPH und Vrsanska Uhelna zunächst nicht.

Steag und sein Partner Macquarie hätten vorgeschlagen, dass eine Stiftung mit ihnen als Partner das defizitäre Braunkohlegeschäft von Vattenfall übernimmt, sagten zwei mit den Plänen vertraute Personen zu Reuters. "Vattenfall müsste abhängig von der Entwicklung der Strompreise mindestens zwei Milliarden Euro in die Stiftung einbringen", sagte einer der Insider. Steag und Macquarie lehnten eine Stellungnahme ab.

Vattenfall will sein ostdeutsches Braunkohlegeschäft mit mehreren Tagebau-Standorten und Kraftwerken im Paket verkaufen. Dort sind 8000 Mitarbeiter beschäftigt. Die Frist für verbindliche Angebote lief am Mittwoch ab. Doch der Wert des Geschäfts ist seit der Verkaufsankündigung Ende 2014 deutlich gesunken, die Strom-Großhandelspreise sind durch den Ausbau von Solar- und Windkraft im freien Fall.

Den Insidern zufolge soll die von Steag und Macquarie vorgeschlagene Stiftung über eine Holding die Vermögenswerte und Verbindlichkeiten des Braunkohlegeschäfts übernehmen. Steag würde die Geschäfte führen, Macquarie in den ersten Jahren die nötigen Finanzmittel zur Verfügung stellen, um die Firma am Laufen zu halten. In den eigenen Reihen muss Steag noch Überzeugungsarbeit leisten. Die Steag gehört einem Konsortium von sieben kommunalen Unternehmen - vor allem Stadtwerken aus Nordrhein-Westfalen. In der Lokalpolitik hatte es bereits harsche Kritik daran gegeben, dass die Steag ein Interesse an einer Übernahme des Braunkohlegeschäfts signalisiert hatte.

Die Gewerkschaft IG BCE hatte ebenfalls eine Fondslösung angeregt, um den Steuerzahler vor hohen Kosten für einen Rückbau von Braunkohle-Anlagen in Deutschland zu bewahren. Die Braunkohle-Förderung und -Verstromung sei eine Brückentechnologie, die nach dem Ende der Atomkraft im Jahr 2022 beim endgültigen Übergang zu erneuerbaren Energien die Versorgungssicherheit gewährleisten könne, sagte IG-BCE-Chef Michael Vassiliadis Ende Februar.

Brandenburgs Wirtschaftsminister Albrecht Gerber erklärte, das von Steag vorgeschlagene Modell einer Stiftung sei nicht mit dem Bundesland abgestimmt. Zwar hätten alle Kaufinteressenten für das Lausitzer Braunkohlerevier ihre Modelle im Wirtschaftsministerium vorgestellt. "Eine Positionierung zu Gunsten oder zu Ungunsten eines Bieters gibt es von unserer Seite aber nicht", betonte Gerber.

Der tschechische Versorger CEZ, signalisierte zwar Interesse an dem Braunkohlegeschäft, entschied sich aber gegen eine Offerte. Der Konzern sei bereit, über "andere Optionen und Bedingungen für einen Kauf" zu verhandeln. Wie die deutschen Wettbewerber leidet auch CEZ unter den gefallenen Strom-Großhandelspreisen und erwartet für 2016 einen Gewinnrückgang. Der Konzern befürchtet auch, dass die Braunkohlekraftwerke früher stillgelegt werden müssen. Um die CO2-Ziele bis 2020 zu erreichen, hatte die Bundesregierung vergangenes Jahr beschlossen, alte Braunkohlekraftwerke Zug um Zug vom Markt zu nehmen. Die Meiler dienen vor der Komplettabschaltung zunächst als Reserve, die Betreiber erhalten dafür Ausgleichszahlungen. Bei Vattenfall sind 1000 Megawatt betroffen.

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