Peter Terium, RWE-Chef und bisher eher ein ruhiger Vertreter der Energiezunft, löst sich von einer alten RWE-Tochter. Die Dea aus Hamburg soll verkauft werden. Nicht etwa, weil sie schlecht ist, sondern „weil sie nicht mehr zu unserer Geschäftsstrategie passt“. Teriums Vorgänger Jürgen Großmann hat an der Dea noch festgehalten, weil er RWE auch als diversifizierten Energiekonzern sah, zu dem nicht nur Strom und Gas, sondern auch Öl gehört. Großmanns Vorgänger wiederum wollten RWE noch breiter aufstellen.
Mit Unterstützung der kommunalen Aktionäre, die 25 Prozent an RWE halten, kaufte sich der damalige RWE-Chef Dietmar Kuhnt in das Wasserversorgungsgeschäft in England und in den USA ein. Auch dieses Geschäft, wie nun das Öl, wurde bei RWE verkauft, übrigens von einem RWE-Chef, der wie Terium Niederländer ist: Harry Roels, früherer Shell-Vorstand, hatte RWE durch ein radikales Verkaufsprogramm saniert.
RWE nach 20 Monaten Energiewende
RWE konnte den Umsatz zwischen 2010 und 2012 bei 52 bzw. 53,2 Milliarden Euro stabil halten.
Der Konzernüberschuss fiel beträchtlich von 7,7 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf 5,8 Milliarden Euro im Jahr 2011. 2012 gelang es RWE seine betriebliches Ergebnis = Konzernüberschuss wieder zu verbessern und weist 6,4 Milliarden Euro aus.
Der Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen (Ebitda) fiel von 10,3 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf 9,3 Milliarden Euro im Jahr 2012. 2011 lag er bei 8,5 Milliarden Euro.
Der Wert stieg zwischen 2010 und 2012 von 29,0 auf 34,2.
Die bereits abgeschalteten Kraftwerke entsprechen 7,3 Prozent der Gesamtstromkapazität von RWE. Weitere 9,9 Prozent stehen aus.
Der Gasanteil sank von 22 Prozent auf 18 Prozent im Jahr 2012.
Steinkohle hat bei RWE an Bedeutung verloren, der Anteil sankt von 29 Prozent im Jahr 2010 auf 26 Prozent im Jahr 2012.
Braunkohle hat an Bedeutung gewonnen. Der Anteil liegt nun bei 36 Prozent - 2010 waren es noch 31 Prozent.
RWE hat den Anteil der erneuerbaren Energie von 4 Prozent im Jahr 2010 auf 5,1 Prozent im Jahr 2012 gesteigert.
Für diesen Bereich macht RWE leider keine Angaben.
Der Börsenwert fiel von 28 Milliarden Euro im Jahr 2010 auf 19,1 Milliarden Euro im Jahr 2012. Immerhin hat sich RWE im Vergleich zu 2011 wieder deutlich verbessert (2011: 16,5 Milliarden Euro).
RWE ist stark verschuldet. Der hohe Braunkohleanteil bei der Verstromung verhindert den Gewinnabsturz.
Will Terium diesen Sanierungsschub in dem von der Energiewende gebeutelten und hochverschuldeten Energiekonzern RWE nun noch einmal wiederholen? Dea sollte einmal ein ganz großer Wurf von RWE sein: Die Essener betrieben sogar ein eigenes Tankstellennetz unter dem Namen Dea, das Tankstellen der untergegangenen US-Marke Texaco in sich aufnahm. Dea wiederum knüpfte an einen alten Markennamen aus den zwanziger Jahren an. Mit einem Sonnenlogo, das an die Art Deco-Zeit erinnerte, warb der Konzern mit dem Spruch „Hier ist Dea, hier tanken Sie auf“ um Tankkunden, vor allem an Landstraßen.
Dea war nach Verkauf der Tankstellen noch eine Fördergesellschaft für Öl, aber auch Gas. Die Hamburger betreiben das Geschäft höchst erfolgreich, doch benötigen sie Investitionen in neue Fördergebiete. Dieses Geld hat RWE nicht mehr. Und Dea ist auf dem Weltmarkt der Ölförderer viel zu klein. Dort tummeln sich die Exxons und Shells dieser Welt und Dea ist nur eine kleine Blüte am Rande des Beetes.
Möglicher Käufer ist die BASF, die mit ihrer Tochter Wintershall vor allem auch ihr Gasfördergeschäft ausweiten will. Der Kauf der Dea-Tochter von RWE wäre da eine einmalige Gelegenheit.