Energiekonzerne RWE-Mitarbeiter hadern mit ihrem eigenen Chef

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Rolf Martin Schmitz Quelle: GEW Köln AG/RheinEnergie AG

Der Aufsichtsrat hat beschlossen, Schmitz zum 1. Mai in den RWE-Vorstand zu berufen. Es war schwer, Schmitz aus seinem Altjob loszueisen, weil ihn ein alter Vertrag band. Doch wenn er demnächst bei RWE anfängt, wird er das Deutschland-Ressort übernehmen und damit am wichtigsten Schalthebel des stark national agierenden Unternehmens sitzen.

Großmann erscheint manchen als amtsmüde. Denn zu Hause in Osnabrück brennt im wahrsten Sinne des Wortes die Hütte. „Er will sich wieder verstärkt seinem Kerngeschäft bei GMH widmen“, sagt einer, der Großmann gut kennt. Aus RWE-Aufsichtsratskreisen wird auch beschrieben, wie Großmann das machen will: vom Vorstand mit dem täglichen Ärger im Klein-Klein an die RWE-Aufsichtsratsspitze.

Das wird von Großmann offiziell dementiert. Doch erscheint das Szenario plausibel. Denn die Georgsmarienhütte, in Zeiten der Stahlhochkonjunktur eine Geldmaschine, leidet an der Rezession, an ausbleibenden Stahlbestellungen in der Investitionsgüter- und Automobilindustrie.

Offiziell hat Großmann mit dem Unternehmen – 11.000 Beschäftigte, drei Milliarden Euro Umsatz – nicht mehr aktiv zu tun. Großmann wollte sich nur noch auf RWE konzentrieren, sagte er selbst. Doch gibt GMH-Chef Peter van Hüllen zu, „dass Herr Großmann hereinkommt, wenn es sich am Weg seiner Reiseroute ergibt“. Dort muss Großmann Unangenehmes feststellen.

Die Aufträge im Automobilzuliefersektor sind um 60 Prozent zusammengefallen, in anderen Bereichen um 80 Prozent. Die Hälfte der Belegschaft arbeitet bereits kurz. Mitten in der Krise ist die GMH-Gruppe sogar um ein Mitglied gewachsen. Großmann erwarb im Abschwung zum günstigen Preis die Ellwood Steel in Belgien. Typisch Großmann: In der Krise kauft er zu.

Sollte sich die Lage in den kommenden Monaten nicht bessern, womit niemand rechnet, „müssten Anpassungen der Personalaufwendungen an eine langfristig reduzierte Beschäftigung“ vorgenommen werden, sagte GHM-Chef van Hüllen. Entlassungen bei Großmann? Schwer vorstellbar für Menschen, die ihn kennen.

Um an den Job des RWE-Chefkontrolleurs zu kommen, müsste Großmann aber erst den amtierenden Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas Fischer zum Abgang bewegen. Dessen Mandat läuft jedoch noch bis April 2011. Und der frühere WestLB-Chef hängt am letzten Amt und ließ sich daher von den kommunalen Anteilseignern nicht erweichen, Platz zu machen.

Fischer selbst äußert sich zu dem Machtkampf nicht, der nach RWE-Darstellung sogar „selbstverständlich“ ist, da unterschiedliche Meinungen zum Geschäft gehörten. Da zu „einigen Tagesordnungspunkten auch kontroverse Diskussionen zur Sache geführt“ werden, seien Meldungen, wie sie jetzt im „Spiegel“ erschienen, wenn auch zugespitzt, so doch Ausdruck eines „offenen Austauschs“. Deutlicher kann man den Krach nicht bestätigen.

Rolf Martin Schmitz könnte Großmann ohne Umwege ersetzen – so sehen es viele Entscheidungsträger der Kommunen, die an RWE beteiligt sind –, wenn nur Fischer den Weg frei machen würde.

Fischer selbst äußert sich zu dem Machtkampf nicht, der nach RWE-Darstellung sogar „selbstverständlich“ ist, da unterschiedliche Meinungen zum Geschäft gehörten. Da zu „einigen Tagesordnungspunkten auch kontroverse Diskussionen zur Sache geführt“ werden, seien Meldungen, wie sie jetzt im „Spiegel“ erschienen, wenn auch zugespitzt, so doch Ausdruck eines „offenen Austauschs“. Deutlicher kann man den Krach nicht bestätigen.

Rolf Martin Schmitz könnte Großmann ohne Umwege ersetzen – so sehen es viele Entscheidungsträger der Kommunen, die an RWE beteiligt sind –, wenn nur Fischer den Weg frei machen würde.

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