Erdöl-Exporte Ölmarkt in Angst nach Gewalt in Libyen

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Wintershall-Mitarbeiter fahren Quelle: dpa

Sollte Birol recht behalten und der Ölpreis weiter steigen, könnte das die gesamte Wirtschaft bedrohen. Experten gehen davon aus, dass insbesondere China, Indien, Korea, die Türkei und Brasilien massiv unter den steigenden Preisen leiden müssten. Da dies große, aufstrebende Nationen mit immensem Wirtschaftswachstum sind, könne sich deren negative Handelsbilanz auch auf die westlichen Nationen auswirken. Dann wären auch Deutschland, China und Japan stark betroffen. Laut den Volkswirten der BAML Capital Partners, einem Zusammenschluss aus der Bank of America und Merrill Lynch, werden auch Japan, China und Deutschland mit steigendem Ölpreis an Handelsmacht verlieren. So stürzten nicht nur junge, sondern auch alte, starke Wirtschaftsnationen ab, wenn das Öl teurer wird. Als magische Preishürde nennen sie 120 Dollar pro Barrel, danach gehe die internationale Ökonomie den Bach runter. Laut Experten bliebe nur die USA vom Sog relativ unbeschadet. Grund dafür sei, dass der Energiesektor nur einen sehr geringen Teil der US-Wirtschaft ausmacht, Tendenz fallend. 

Angst vor Eskalation

Bislang sieht es nicht so aus, als würde sich die Lage in Libyen bald entspannen oder als würde Gaddafi es Mubarak gleichtun und zurücktreten. Viel eher sieht es so aus, als sei Gaddafi bereit, sein Volk mit Gewalt zurückzudrängen. Dass sein Clan es auf einen Kampf zwischen Herrschenden und Untertanen ankommen lässt, steht für arabische Medien bereits fest. Sie fürchten, dass es viele weitere Tote geben könnte. Ein Szenario, das den westlichen Anleger noch nervöser machen und den Ölpreis auf den magischen Preis von mehr als 120 Dollar pro Barrel heben könnte.

Riesige Ölreserven

Libyen hat mit 5,7 Milliarden Tonnen die größten nachgewiesenen Reserven in ganz Afrika und ist einer der größten Erdölförderer der Welt. Wegen der Unruhen fiel die Förderung um geschätzte 100.000 Barrel am Tag, also sechs Prozent der Gesamtproduktion. Europäische Mineralölkonzerne wie Eni Spa, Total SA, OMV AG und die BASF-Tochter Wintershall haben mit dem Abzug ihrer Mitarbeiter aus Libyen begonnen. Ein einflussreicher Stammesführer hatte damit gedroht, die Öllieferungen in den Westen binnen 24 Stunden einzustellen, sollte die Gewalt gegen die Aufständischen nicht aufhören. Das OPEC-Mitglied Libyen produziert täglich rund 1,6 Millionen Barrel Rohöl. Allein Eni fördert in Libyen ein Viertelmillion Barrel (Fässer à 159 Litern) pro Tag. Libysches Öl gilt als sehr hochwertig, viel davon wird nach Europa exportiert. Derzeit gibt es nach Angaben eines Delegierten eines Opec-Staates aus der Golfregion aber noch keine Lieferengpässe.

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