Erotik-Handel Ein neuer Mann für Beate Uhse

Beate Uhse findet nicht aus der Krise: Das angestammte Geschäft hat sich überlebt, das neue Image kommt nicht richtig an. Jetzt soll es ein neuer Chef richten, der es mit der lebenslangen Treue nicht so genau nimmt.

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Das Logo mit Herz und Sex-Toys in Pastellfarben solle Frauen ansprechen. Quelle: dpa

Hamburg Michael Specht ist ein Wandervogel. Der Manager war globaler Vertriebschef bei Puma, Chefverkäufer bei L’Tur, dann Deutschland-Chef von Starbucks. Die lebenslange Treue zu einem Arbeitgeber liegt ihm offenbar nicht. Jetzt wird er erstmals Vorstandschef – doch ob das ein Karrrieresprung ist, ist noch unklar. Denn Specht heuert bei Beate Uhse an – dem Erotikhändler, dessen tiefe Krise nicht enden will.

Der 1962 geborene Manager wird den Händler stabilisieren müssen. Schließlich lastet eine Anleihe auf der AG; 2019 sind 30 Millionen Euro fällig. Schon im vergangenen Jahr musste Beate Uhse die Gläubiger bereits um Aufschub bitten.

Vom Glanz des Unternehmens, nach dem Krieg in Flensburg von der inzwischen verstorbenen Unternehmerin Beate Uhse gegründet, ist sowieso nur wenig übrig. Die Aktie ist seit Jahren ein Penny-Stock. Das Internet hat das Geschäftsmodell radikal untergraben, der Großaktionär Consipio mit Geschäft in den Niederlanden und Belgien übt großen Einfluss aus.

Vor allem aber läuft der Strategiewandel nicht wie gewünscht. Beate Uhse richtet das Geschäft inzwischen eher auf Frauen aus: Pornographie gibt es kostenlos im Internet, der Verkauf von Medien bringt kaum noch etwas ein. Solche Inhalte verwertet die AG in einem kleinen Restgeschäft über Pay-TV-Anbieter. Alternativ sollen es Dessous und Sexspielzeug richten. Doch hier stört die Tradition eher: Nicht alle Geschäfte der Marke lagen an den richtigen Standorten. Das verursachte hohe Kosten für Schließungen – auch das neue Logo mit Herzchen hilft da nicht weiter.

Zugleich drängen neue Anbieter über das E-Commerce in das Geschäft. Sex-Spielzeug-Versender wie Amorelie, Eis und Fräulein Spitz bieten Marken, die speziell für die Zielgruppe Frauen gegründet worden sind – und keinen Image-Wandel nötig haben. Sie erschweren Beate Uhse den Wandel zum Internet-Versender. Dazu kommen klassische Dessous-Marken wie Victoria's Secret oder die niederländische Kette Hunkemöller, die für mehr Klasse stehen und teils deutlich mehr Ladengeschäfte haben.

Doch der Wandel gelingt bislang nicht: Deutschland-Chefin Nicola Schumann, die als Frau mit Mitte 30 für den Wandel stand, hat das Unternehmen gerade verlassen, ebenso zwei Vorstandsmitglieder. Specht dürfte die vorerst letzte Chance sein, das traditionsreiche Unternehmen zu retten.

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