Esprit-Chef Heinz Krogner im Interview "Das ist ein Haufen Holz"

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Bieten Sie den Kunden vielleicht schlicht die falschen Produkte?

Das ist ein weiterer wichtiger Punkt: Die Kunden werden fast erschlagen von der Auswahl – das ist viel zu viel, das überfordert die meisten. Die Kollektionen sind zu breit geworden. Dabei ist das gar nicht nötig. Wenn Sie heute zehn Frauen der gleichen Zielgruppe 20 Pullover hinlegen, mit der Bitte, sich unabhängig voneinander die fünf schönsten herauszusuchen, dann haben Sie am Schluss garantiert 70 Prozent Übereinstimmung.

Weniger Auswahl ist besser?

Ja, und das gilt auch für die Entwürfe. Wir reduzieren deshalb die Kollektionen. Das gibt mehr Klarheit und führt gleichzeitig dazu, dass die einzelnen Aufträge an unsere Zulieferer natürlich größer werden und wir pro Stück weniger dafür zahlen. Was wir hier sparen, geben wir dann bei den Einstiegspreisen an unsere Kunden weiter – die Qualität wird gesteigert bei gleichbleibenden Preisen. Die Devise heißt deshalb: Weg mit der Ware, die sich langsam verkauft, wir wollen richtige Straßenfeger, sprich: Blockbuster. Natürlich machen wir deshalb keinen Einheitsbrei, wir bieten weiter verschiedene Stile, aber eben nicht mehr so viele Varianten.

Damit steigt aber auch Ihr Flop-Risiko?

Wenn ich einen Flop nicht von einem Hit unterscheiden kann, sollte ich besser meinen Job drangeben und die Branche wechseln. Und außerdem: Für irgendwas bezahlen wir ja auch unsere Mitarbeiter.

Esprit ist jahrelang gewachsen, Sie haben den Umsatz innerhalb von fünf Jahren mehr als verdoppelt, den Gewinn mehr als verdreifacht, jetzt sinkt erstmals der Gewinn – hat der Erfolg Esprit träge gemacht?

Ja, als wir 2003 hier in dieses Gebäude in Ratingen eingezogen sind, hatten wir 650 Mitarbeiter. Heute haben wir 1100 – warum eigentlich? Wir sind zwar gewachsen, aber wir haben nichts hinzuaddiert, wir haben nur unsere Stückzahlen erhöht. Das ist bei uns nicht anders als in anderen Unternehmen – erst wird ein Problem erkannt, und statt es zu lösen, wird ein Mitarbeiter eingestellt, der das Problem besser verwaltet. Und der braucht noch eine Sekretärin und die eine Assistentin und die einen Fahrer.

Feuern Sie jetzt die Fahrer?

Nein, wir haben jetzt erst einmal beschlossen, von Ausnahmen abgesehen, keine weiteren Leute einzustellen. Gleichzeitig stellen wir unsere generelle Expansionsstrategie infrage.

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