Ex-Systematics-Chef gerät unter Verdacht

Detlef Fischer, ehemaliger Großaktionär und früherer Vorstandsvorsitzender des Hamburger IT-Dienstleistungsunternehmens Systematics AG, ist ins Visier der Fahnder geraten. Die Staatsanwaltschaft Hamburg ermittelt gegen Fischer sowie weitere frühere Verantwortliche wegen des Verdachts der Bestechung, Bestechlichkeit sowie wegen möglicher Verstöße gegen das Wertpapierhandelsgesetz. Dies bestätigt eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft dem Handelsblatt

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HAMBURG. „Es ist nicht auszuschließen, dass bei Systematics möglicherweise Luftbuchungen erfolgt sind“, betonte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Nähere Hintergründe zu dem Verfahren wollte sie mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht bekannt geben. Auch die Namen der weiteren Beteiligten wollte sie nicht nennen. Fischer war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Der US-IT-Dienstleister Electronic Data Systems Inc. (EDS) aus Plano in Texas hatte die am Neuen Markt notierte Systematics AG mit ihren 2 700 Mitarbeitern im Juli 2001 für 635 Mill. Euro in Barmitteln und Aktien übernommen. An der Gesellschaft hielt der 1953 in Cuxhaven geborene Detlef Fischer rund 35 %. Er hatte die Firma 1985 gegründet und im September 1999 an die Börse gebracht. Weitere 16 % der Systematics-Anteile gehörten der Odewald & Companie, die unter anderem dem Systematics-Aufsichtsratsvorsitzenden Jens Odewald gehörte. Er war langjähriger Vorstandsvorsitzender der Kaufhof AG. Über die PR-Firma WMP war auch der frühere Außenminister Hans Dietrich Genscher an dem IT-Unternehmen beteiligt. Der Rest befand sich in Streubesitz. Das Unternehmen erzielte 2001 bei einem Umsatz von mehr als 700 Mill. Euro ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen von 43 Mill. Euro. Der US-Konzern EDS prüft nach Informationen aus Unternehmenskreisen von Systematics , ob er Rückforderungen gegen Fischer stellt. Es soll sich hierbei um einen Betrag in dreistelliger Millionen-Eurohöhe handeln. Eine EDS-Sprecherin weist dies zurück: „Wir stellen keine Forderungen gegen Fischer und wissen auch nichts von einer Ermittlung der Staatsanwaltschaft“, sagte sie. Der herstellerunabhängige EDS-Konzern beschäftigt weltweit mehr als 120 000 Mitarbeiter und setzte 2002 mehr als 21,5 Mrd. $ um. Spekulationen über Ungereimtheiten bei der Übernahme von Systematics durch EDS gab es seit längerem. Aktionäre hatten laut Presseberichten bereits auf der letzten Hauptversammlung im August 2002 den Verdacht geäußert, dass es in den Bilanzen vor der Übernahme zu Unkorrektheiten gekommen sei. EDS hatte aber keine Klage gegen Veranwortliche von Systematics erhoben. Der Vorstand des Hamburger IT-Unternehmens räumte allerdings ein, dass die Bilanzen der Jahre 1999 und 2000 wegen veränderter Bewertungsmethoden in Teilen neu erstellt werden mussten. Mit Systematics gerät bereits das zweite Unternehmen vom früheren Neuen Markt ins Visier der Hamburger Staatsanwaltschaft. Die Behörde ermittelt auch gegen den Hamburger Verlegersohn Alexander Falk wegen des Verdachts auf Betrug und Verstoß gegen das Börsengesetz. Er soll durch Scheingeschäfte den Umsatz des am Neuen Markt notierten Internetproviders Ision im Jahr 2000 um 8,7 Mill. Euro manipuliert haben. Falk sitzt seit Mitte Juni dieses Jahres in Untersuchungshaft. Quelle: Handelsblatt

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