Ferrero feiert Jubiläum: Das Ü-Ei wird 30

Während Nutelle und Mon Chéri in aller Munde sind, bleibt der Hersetller Ferrero eher im Hintergrund. Dabei spielt gerade Deutschland eine wichtige Rolle für den italienischen Lebensmittelkonzern.

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HB FRANKFURT. 1956 expandierte Ferrero erstmals ins Ausland und suchte sich dafür einen Standort in Hessen aus. Unter der deutschen Bezeichnung „kinder“ gehen Schokolade und Überraschungseier heute auch in anderen Märkten über den Ladentisch. Weihnachten und Ostern sind die Saison-Höhepunkte für Ferrero. In diesem Frühling kommt noch ein Jubiläum hinzu: Das legendäre „Ü-Ei“ feiert seinen 30. Geburtstag. Ferrero startete seine Produktion im mittelhessischen Stadtallendorf mit wenigen Mitarbeitern - heute arbeiten dort je nach Saison um die 3 000 Beschäftigte. Seit fünf Jahren stellt das Unternehmen auch seine eigene Schokolade in Deutschland her. Den vielleicht schönsten Job bei Ferrero haben die „Sensoriker“: Diese Lebensmittelchemiker und Konditormeister testen die Süßwaren auf ein einwandfreies Äußeres sowie den richtigen Geruch und Geschmack. Die Liste der Ferrero-Marken ist lang - Duplo, Hanuta, Rocher, Ferrero Küsschen und Raffaello zählen ebenso dazu wie die Milchschnitte und tic tac. Zur ihrem Erfolg haben auch einprägsame Werbesprüche beigetragen. Das Unternehmen erzielte 2002 weltweit einen Gesamtumsatz von 4,5 Milliarden Euro. Die deutsche Tochter mit Verwaltungssitz in Frankfurt am Main nennt keine eigenen Zahlen, Branchenkenner gehen aber davon aus, dass mehr als ein Viertel der Erlöse in Deutschland erwirtschaftet wird. Auf Übernahmen von Konkurrenten oder Experimente mit anderen Lebensmitteln hat Ferrero bisher verzichtet. Geleitet wird die Gruppe in dritter Generation von Pietro und Giovanni Ferrero. Sie sind nach dem gleichnamigen Brüderpaar benannt, das in einer Konditorei in Alba (Piemont) einst die ersten Rezepte ausprobierte. Das vergangene Jahr war nicht einfach für Ferrero Deutschland: Der heiße Sommer verzögerte den Produktionsanlauf im Herbst. „Die Umsatzverluste kann man nicht wieder aufholen“, sagt Dietmar Kendziur, Mitglied der deutschen Geschäftsleitung und Vorsitzender des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie. Dass sich Schokoladiges von Mitte Mai bis Ende August als Ladenhüter erweist, ist eine deutsche Eigenart, nach der Ferrero sich strikt richtet. Regelmäßig schauen Mitarbeiter beim benachbarten Deutschen Wetterdienst in Offenbach vorbei, um die Vorhersagen zu studieren. Ist der Sommer endgültig vorbei, wird die Produktion in Stadtallendorf hochgefahren - notfalls kommen dabei sogar Aushilfen aus Italien zum Einsatz. Mehr als 200 000 Tonnen Rohstoffe verarbeitet Ferrero jedes Jahr in Deutschland. Dass die „Piemont-Kirschen“ nicht mehr aus dem Piemont kommen, ist kein Geheimnis. Die Nuss-Nugat-Creme Nutella, die als Kultmarke gilt, füllt 100 Millionen Gläser. Ferrero verkauft auch an Discounter, allerdings nur unter den eigenen Marken. Das Kinder- Überraschungsei macht etwa zehn Prozent vom Umsatz aus. Dem runden „barilotto“ (italienisch für Fässchen) und seinem Inhalt im Wandel der Jahrzehnte ist derzeit im Frankfurter Museum für Angewandte Kunst eine Ausstellung gewidmet, die noch bis zum 30. Mai läuft.

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