Der Verkehrsfliegerproduzent Airbus, heute eine Beteiligung von EADS, konnte in der Anfangszeit nur dank der Hartnäckigkeit und des Enthusiasmus der Franzosen zu einem gleichwertigen Konkurrenten des amerikanischen Luftfahrtgiganten Boeing werden. Ebenso sicher sind sich heute Airbus-Kenner, dass das Unternehmen ohne das Talent der Deutschen für Organisation, Finanzierung und Kostenkontrolle nie auf die Beine gekommen wäre.
„Franzosen laufen zu ihrer Bestform auf, wenn sie das scheinbar Unmögliche in Angriff nehmen“, sagt Breuer. Seine Beobachtung: Erst wo die Routine endet und das Abenteuer beginnt, können Franzosen so richtig beweisen, welche besonderen Qualitäten in ihnen stecken. Deutsche dagegen hassen Überraschungen und versuchen durch vorausschauende Planung Abenteuer zu vermeiden.
Streit verbessert Leistungen
Damit bestätigen sie für die temperamentvollen Franzosen ungewollt das Bild vom preußisch geprägten Deutschen, der auf Berechenbarkeit setzt und sich ärgert, wenn die Partner die Spielregeln immer wieder großzügig auslegen. So erlebten die Deutschen die Machtspielchen der französischen Kollegen in den Büros lange Zeit als Affront. Sie waren eher Kuschelwärme in der Gruppe gewohnt und gaben lieber nach, als einen Streitpunkt auszufechten.
Doch nun haben sie dazugelernt. „Die Franzosen versuchen jeden Tag die Tischdecke einen Millimeter zu sich herüberzuziehen“, weiß ein EADS-Manager. Früher habe man sich aufgeregt über so viel Unverfrorenheit. „Doch heute zerren wir zurück, es macht uns Spaß und treibt uns gegenseitig zu Höchstleitungen – zum Nutzen der Kunden und zum Schaden der Wettbewerber.“
