Frauenquote Headhunter suchen verzweifelt Topmanagerinnen

Deutsche Firmen wollen als frauenfreundlich gelten und werben verstärkt um weibliche Führungskräfte. Mittlerweile ist der Markt wie leer gefegt. Doch trotz aller Bekenntnisse für mehr Frauen im Management: Viele von ihnen stoßen noch immer an die "gläserne Decke".

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Ford-Managerin Birgit Behrendt ist eine von wenigen weiblichen Führungskräften in der automobilen Männerwelt. Quelle: handelsblatt.com

DÜSSELDORF. Aber koa Fraun!" Diese Ansage bekam die Münchener Headhunterin Barbara Hartmann immer wieder, wenn sie für Unternehmen Managerposten besetzen sollte. Natürlich nur unter vier Augen. Schlug Hartmann dennoch die ein oder andere hochkarätige Kandidatin vor, kam sofort die Frage: "Hoat die Kinder?"

Diese Situation hat sich komplett verändert. Mittlerweile gibt es sogar einen regelrechten Ansturm auf qualifizierte Frauen. "Heute fragen die meisten Unternehmen gezielt nach Kandidatinnen für Posten im Topmanagement", sagt Hartmann, Geschäftsführerin der Personalberatung Heads. "Das Thema Frauen ist heute richtig sexy", bestätigt Heiner Thorborg. Der Grandseigneur der deutschen Personalberater hat sich seit Jahren die berufliche Förderung von Frauen auf die Fahnen geschrieben.

Er und seine Kollegen beobachten, dass es auch ohne Quote Erfolge gibt. Die Firmen wollten inzwischen als frauenfreundlich gelten. Aber der Markt sei wie leer gefegt. Personalberaterin Ulrike Wieduwilt, Partnerin von Russell Reynolds, suchte verzweifelt eine Führungsfrau mit internationaler Erfahrung für den Einzelhandel: "Eine solche war nicht zu finden."

Noch häufiger aber sind engstirnige Vorgaben der Arbeitgeber dafür verantwortlich, dass die Headhunter keine Frau auftreiben können. Christine Stimpel, Deutschland-Chefin der Personalberatung Heidrick & Struggles, weiß warum: "Unternehmen scheuen häufig das Risiko und suchen Kandidaten, die möglichst schon Ähnliches gemacht haben." Frauen sind dann schnell wieder aus dem Spiel.

Viele scheitern an der Umsatzhürde

"Sie hat zu wenig Erfahrung in unserer Umsatzgröße" - so lautet das gängige Argument. Anders als in internationalen Konzernen schaffen die wenigsten Frauen hierzulande den Umsatzsprung über die Milliarden-Euro-Grenze. "Dabei kann Alleinverantwortung für 200 Millionen Euro Umsatz sehr viel fordernder sein als ein Job in einem Zehn-Milliarden-Konzern mit klar vorgegebener Strategie", betont Wieduwilt. Tatsache ist: Um mehr Managerinnen zu finden, müssen Stellenbeschreibungen viel breiter und offener werden, betont Stimpel.

Denn trotz aller Bekenntnisse für mehr Frauen im Management: Viele von ihnen stoßen noch immer an die "gläserne Decke", bestätigen die Personalberater. Das beginnt schon mit der Denkweise: Jede Frau ist eine potenzielle Mutter - mit entsprechendem Ausfallrisiko. Hartmann: "Unternehmen müssen Frauen das Gefühl geben, dass sie auch mit Familie akzeptiert werden."

"Zu sexy für den Job?"

Die extreme Arbeitsbelastung einer Führungsposition dagegen schreckt Frauen kaum von einer Karriere ab. "Im mittleren Management sind sie ohnehin gewohnt, hart zu arbeiten", betont Thorborg. Allerdings ist es für Headhunter schwierig, Mütter zu einem Ortswechsel zu bewegen. Diese Immobilität hat jedoch für Unternehmen auch Vorteile: "Frauen sind die loyalsten Mitarbeiter, die man sich vorstellen kann", sagt der Personalberater.

Dennoch: Nach wie vor müssen Frauen in manchen Betrieben gegen Vorurteile ankämpfen. "Sehr attraktive Managerinnen etwa haben es in der Männerwelt zuweilen besonders schwer", beobachtet Personalberaterin Wieduwilt. Sie werden hin und wieder nur auf ihr Aussehen reduziert.

Das ist ein weltweites Phänomen. In New York hat jetzt eine entlassene Mitarbeiterin gegen die Citibank geklagt. Der Vorwurf der 33-Jährigen: Sie wurde gefeuert, weil sie zu sexy sei. Die Bank bestreitet das.

Doch nicht nur die Männer sind schuld, wenn Frauen auf der Karriereleiter nicht weiterkommen. Oft stehen sie sich selbst im Wege. Thorborg: "Die wenigsten Frauen wagen den letzten Schritt. Viele denken: Das tu ich mir nicht an! Sie wollen sich und ihre Familie nicht ins Rampenlicht stellen."

Ein weiterer Grund: Weibliche Vorbilder fehlen, genauso wie Mentoren. 68 Prozent der Führungsfrauen klagen: Es gibt in ihrem Unternehmen keine systematische Karriereförderung für Frauen. Dies fand die Personalberatung Heidrick & Struggles bei einer Umfrage unter 260 Managerinnen heraus .

Die Folge: Frauen sind meistens Einzelkämpfer und viel schlechter vernetzt als Männer.

Doch auch das ändert sich mittlerweile rapide. Frauen Mitte 30 sind heute extrem umtriebig und zielstrebig, beobachtet Wieduwilt: "Da wächst eine ganz durchsetzungsstarke Frauengeneration heran." Auch Headhunter Thorborg ist überzeugt: Frauen werden künftig auf allen Managementebenen Normalität sein. Er sagt: "Meine zwölfjährige Tochter wird einmal ohne Probleme Karriere machen können."

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