Gazprom "Das Gas reicht"

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Planen Sie Zukäufe in Deutschland?

Den deutschen Markt behalten wir im Auge. Wenn sich interessante Chancen bieten, werden wir die genau prüfen.

Bei einem Umsatz in zweistelliger Milliardenhöhe dürfte der Kauf von regionalen Versorgern nicht am Kapital scheitern.

Alle Pläne zur Akquise von regionalen Versorgern haben wir auf Eis gelegt. Das heißt nicht, dass wir das Interesse verloren haben. Aber wir warten die Liberalisierung im Energiesektor ab. Wenn die Versorger ihre Netze verkaufen, verlieren sie für Investoren wie uns an Wert.

Die Trennung der Energieerzeuger von ihren Netzen soll für mehr Wettbewerb sorgen. Wieso sind Sie dagegen?

Was in Europa vorgeht, grenzt an Liberalisierungswut. In den vergangenen 20 Jahren haben wir rund zwei Milliarden Euro in die Infrastruktur unserer Tochter Wingas investiert. Dieses Geld ist jetzt nicht mehr dasselbe wert wie vor ein paar Jahren. Ich glaube auch nicht, dass die Trennung von den Netze die Versorgungssicherheit erhöht. Als Käufer sind schon reine Finanzinvestoren im Gespräch.

Bei Deutschlands drittgrößtem Versorger VNG wollen Sie aber Ihren Anteil von fünf auf mehr als zehn Prozent erhöhen.

Wir arbeiten seit fast 20 Jahren daran, bei VNG eine angemessene Stellung zu bekommen. Ich hoffe, dass das nun gelingt.

Es heißt, Sie wollen den Anteil von Gaz de France übernehmen und Frankreich dafür an der Nord Stream-Pipeline beteiligen.

Einen solchen Tausch halte ich für prüfenswert, aber das entscheidet nicht allein Gazprom. Auch die anderen Aktionäre im Nord Stream-Konsortium müssen einverstanden sein, darunter BASF, E.On sowie Gasunie.

Die Verhandlungen laufen über Moskau. Wie autonom sind Sie in Berlin?

Wir sind eine Tochter von Gazprom Export. Daher ist die Zusammenarbeit sehr intensiv. Alexander Medwedew [Chef des Mutterkonzerns, Anm. d. R.] ist normalerweise monatlich in Berlin und stimmt sich mit uns ab. In den nächsten Wochen wird er häufiger kommen, da der Bau der Nord Stream-Pipeline jetzt wohl vorankommt.

Schweden und Finnland haben ihren Widerstand gegen die Ostsee-Pipeline aufgegeben. Wann geht die Röhre in Betrieb?

Ich gehe davon aus, dass wir den Zeitplan einhalten. Das heißt, im nächsten Jahr ist Baubeginn, 2011 wird das erste Gas in Deutschland ankommen.

Gazprom will Europa auch über die South Stream-Pipeline durch Bulgarien und Österreich mit Gas versorgen, außerdem neue Großkunden wie China und die USA beliefern. Derweil versuchen EU-Länder, Ihnen zentralasiatisches Gas streitig zu machen. Haben Sie noch genug Reserven?

Das Gas reicht. Sonst würden wir für Projekte wie Nord und South Stream gar keine Finanzierung auf die Beine stellen können. Die Banken verlangen von uns detaillierte Pläne über Reserven, die Kosten der Erschließung und die Märkte, die wir damit versorgen wollen. Wenn wir nicht genug Gas hätten, könnten wir keine Pipeline bauen.

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