Gehaltsranking Arme Banker, reiche Auto-Manager

Eine aktuelle Studie zu den Einkommen der Vorstandsvorsitzenden zeigt: Das große Geld wird in der Autobranche gemacht. Bei den Banken sind die Zeiten der horrenden Vorstandsgehälter vorbei.

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Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender von Volkswagen: Der Manager verdiente im vergangenen Geschäftsjahr 14,5 Millionen Euro. Quelle: dpa

Düsseldorf Die öffentliche Diskussion ließ in den vergangenen Monaten anderes vermuten, doch die Bankvorstände sind längst nicht die Bestverdiener bei den Dax-Unternehmen. Auf den ersten zehn Rängen der bestverdienenden Vorstandsvorsitzenden findet sich kein einziger Bankchef, wie aus einer heute veröffentlichten Studie der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und der TU München hervorgeht. Die ersten drei Plätze im Gehaltsranking belegen demnach VW-Chef Martin Winterkorn (14,5 Mio. Euro), Daimler-Chef Dieter Zetsche und Siemens-Chef Peter Löscher. Erst auf Platz 13 findet sich das Führungsduo der Deutschen Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, mit einer gemeinsamen Vergütung von 5,3 Millionen Euro.

In den Chefetagen der Frankfurter Banken liegen beim Blick in die Lohntüte Freude und Frust eng beieinander: Während sich Commerzbank-Vorstände im vergangenen Jahr über eine Vergütungserhöhung von 130 Prozent freuen durften, bekamen ihre Kollegen bei der Deutschen Bank knapp ein Drittel weniger als 2011. Die Commerzbanker bleiben trotzdem unter den weniger verdienenden DAX-Vorständen: Mit einem durchschnittlichen Vorstandseinkommen von nur 1,3 Millionen Euro liegen sie im Verdienstranking 2012 ganz hinten. Am besten verdienten 2012 die Volkswagen-Vorstände, die mit 6,8 Millionen Euro pro Kopf nach Hause gingen. Ein Deutsche-Bank-Vorstand bekam im Durchschnitt 3,97 Millionen Euro ausgezahlt.

Die Unternehmen der Finanzbranche, resümiert Studienautor Gunther Friedl von der TU München, seien bei der Vorstandsvergütung inzwischen bestenfalls im Mittelfeld zu finden: Das zeige, „dass die Vergütung durchaus auf Erfolge und Misserfolge in einzelnen Branchen reagiert“.

Bei den Finanzvorständen liegt Hans Dieter Pätsch (Volkswagen) mit einem Jahresgehalt von 6 Millionen Euro ganz vorne, auf den weiteren Plätzen folgen Joe Kaeser von Siemens und Matthias Zachert vom Pharmaunternehmen Merck mit jeweils gut 4 Millionen Euro.


Fixgehälter steigen

Im Mittel zahlten die 30 DAX-Unternehmen ihren Vorständen 3,2 Millionen Euro für das Arbeitsjahr 2012 aus; für dieses Gehalt müsste ein DAX-Durchschnittsangestellter 53 Jahre lang arbeiten. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Vorstandsvergütung um nur 2,5 Prozent an – 2011 hatten sich die Vorstände noch über eine Gehaltserhöhung von 8 Prozent freuen dürfen.

Während beim Gehalt also keine großen Sprünge mehr zu machen sind, steigt die durchschnittliche Pensionszusage für Dax-Vorstände: Sie liegt nun bei 741 000 Euro jährlich; das sind 16 Prozent mehr als im Vorjahr. Die großzügigste Pension wartet laut der DSW-Studie auf Siemens-Chef Peter Löscher: Er wird im Ruhestand mit 1,74 Millionen Euro versorgt.

Die Vergütung bei DAX-Unternehmen wird im Vergleich zu vergangenen Jahren zunehmend in Form von Fixgehältern gezahlt: Während die variablen Bonuszahlungen um 6,3 Prozent zurückgingen, legten die festen Vergütungen um knapp fünf Prozent zu.

Studienautor Gunther Friedl von der TU München sieht hier einen „fragwürdigen“ Trend: Das hohe Gehaltsniveau könne den Unternehmen in schwierigen Zeiten schaden. Kritisch bewertet der Controlling-Professor auch die Vergütungen beim Stahlunternehmen Thyssen-Krupp, wo der Durchschnitts-Vorstand trotz eines verlustträchtigen Geschäftsjahres 456 000 Euro an Boni erhielt. „Übers Ziel hinausgeschossen“ habe die ebenfalls kriselnde Commerzbank mit einer Erhöhung der Fixvergütung 561 000 Euro auf 891 000 Euro. Das sei deutlich mehr als noch vor der Finanzkrise.

In der Studie analysiert die DSW auch die 50 Unternehmen des kleinen Bruders M-DAX: Hier bekam ein Vorstand 2012 durchschnittlich 1,55 Millionen Euro. Die lukrativsten Vorstandsposten bieten hier der Flugzeughersteller EADS (durchschnittlich 4,6 Millionen Euro), der Medienkonzern Axel Springer (3,9 Millionen) und der Reiseveranstalter TUI (3,9 Millionen). Topverdiener sind nach DSW-Berechnungen Springer-Chef Mathias Döpfner mit 6,5 Millionen Euro Jahresgehalt und Brian Sullivan von Sky, der 5,6 Millionen Euro verdient.

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