Grünes Image Claus Hipp – König der Nachhaltigkeit

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Das Hipp Knuspermüsli Quelle: obs

So wie in den Neunzigerjahren, als Hipp aus Preisverhandlungen mit der Drogeriekette Schlecker ausstieg. Schlecker – damals einer der wichtigsten Kunden – listete den Babybrei aus Pfaffenhofen aus. Ein schwerer Schlag für das Familienunternehmen, dem dadurch 25 Prozent des Umsatzes wegbrachen. Doch seine Gläschen unter Wert zu verkaufen kam für Hipp nicht infrage. Jahre später gaben die Schlecker-Einkäufer nach und nahmen den Babybrei aus Pfaffenhofen wieder in die Regale auf – zu Hipps Konditionen.

Wenn man ein Beispiel für das von Ratgebern abgenutzte Adjektiv „authentisch“ suchen würde, Hipp wäre der beste Kandidat. Als ihn die Kreativen seiner Werbeagentur vor einigen Jahren überreden wollten, für einen Werbespot nicht mehr den traditionellen Janker zu tragen, den in Bayern beliebten Trachtenanzug, wiegelte er ab: Kommt nicht infrage. Ich bin, wie ich bin. Etwas anderes kann ich nicht.

„Damit war die Diskussion beendet“, erinnert sich einer, der dabei war. Hipp würde sich nie verbiegen. Er will berechenbar sein und glaubwürdig – bei Kunden, Mitarbeitern und Zulieferern.

Unklare Definition "Nachhaltigkeit"

Diese Glaubwürdigkeit lässt er sich einiges kosten: Rechts neben dem Haupteingang in der Pfaffenhofener Firmenzentrale erstreckt sich über drei Etagen ein bestens ausgestattetes Lebensmittellabor. Durch die Fenster an den Türen fällt der Blick auf Menschen mit Schutzbrillen und weißen Kitteln, die an Monitoren und High-Tech-Analysegeräten hantieren.

Bodenproben von 6000 Vertragsbauern untersuchen sie hier und Stichproben aller Gemüse- und Obstlieferungen. 225 000 solcher Tests haben sie im vergangenen Jahr durchgeführt, so penibel, dass auch andere Unternehmen und Behörden dort Lebensmittel untersuchen lassen. Stolz weist Hipp darauf hin, dass seine Kontrolleure so genau prüfen, dass sie in einem mit Wasser gefüllten Schwimmbecken sogar ein Salzkorn aufspüren würden.

Es exakt zu wissen, das ist für Hipp Nachhaltigkeit. So inflationär der Begriff anderswo genutzt wird, so wenig Klarheit besteht meist darüber, was damit gemeint ist. Hipp muss darüber nicht lange nachdenken: „Nachhaltigkeit“, sagt er „ist vergleichbar mit der Apfelernte: Sie dürfen die Früchte nehmen. Sobald Sie aber einen Ast absägen, um schneller an die Früchte zu gelangen, ist es nicht mehr nachhaltig.“

Er ist überzeugt, dass eine Generation nichts verbrauchen darf, was ihren Kindern zusteht, dass sie ihren Nachkommen keine Probleme hinterlassen darf.

Mit diesem Mantra ist er groß geworden. Als sein Vater Georg 1956 beschließt, auf Ökolandbau umzuschwenken, sind die Bauern alles andere als begeistert. Sie haben gerade die industrielle Landwirtschaft für sich entdeckt: Bessere Unkrautvernichter und leistungsfähiger Dünger lassen ihre Erträge wachsen. „Der spinnt, der Hipp“, sagen sie nur, erinnert sich Hipp junior in einem Interview mit der „Frankfurter Rundschau“.

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