Grünes Image Claus Hipp – König der Nachhaltigkeit

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Künstler Hipp Quelle: dpa

Hipp lebt das vor: Wenn er in München zu Terminen fährt, bei denen andere von einem Chauffeur abgesetzt werden, kommt er mit dem Fahrrad. Ihm gefällt es, anders zu sein; er kultiviert es, und er erzählt davon. Fast jede Woche ist er für Vorträge gebucht. Wenn er spricht, hat er diesen ruhigen, pastoralen Ton eines Menschen, den nichts mehr aus der Ruhe bringen kann.

Neulich erst sprach er vor den Wirtschaftsjunioren in Dingolfing-Landau. Er referierte über Unternehmertum, über die Grundsätze des ehrbaren Kaufmanns und die Tatsache, dass die Wirtschaft viel für die Zufriedenheit der Menschen tun kann, wenn sie von der Politik nicht allzu sehr mit Vorschriften behindert werde.Es gab viel Applaus und eine angeregte Debatte.

Wenn Claus Hipp nach solchen Veranstaltungen nach Hause fährt, muss er oft über die jungen Menschen nachdenken: wie fleißig sie sind, wie viel strebsamer als er und seine Altersgenossen.

Fahrrad statt Chauffeur

„Wir waren spaßbezogener“, sagt Hipp. „Der Beruf war egal, der kam irgendwann. Viel später.“ Doch er findet das problematisch: „Während die Ausbildung besser wird, verkümmert die Bildung“, sagt er. „Dabei brauchen wir Menschen, die -Lösungen unserer Probleme von morgen finden. Fachwissen allein reicht dafür nicht.“ Eine breite Bildung, vielseitige Interessen und Leidenschaft für Dinge außerhalb des eigenen Spezialgebiets seien notwendig für Kreativität, für selbstständiges Denken – für ein Leben, wie er es lebt.

Nach der Arbeit fährt Hipp selten direkt nach Hause. Sooft es sich einrichten lässt, hält er vor einem kleinen Forsthaus, seinem Atelier.

Dort zieht er die Anzugjacke aus, bindet seine Malerschürze um den Hals und wird zu Nikolaus Hipp, dem angesehenen Künstler. Seine Werke hängen in Kirchen und öffentlichen Gebäuden im ganzen Land; und sein Können gibt er gerne weiter: früher als Aushilfskunstlehrer in Gymnasien, heute als Professor für nicht gegenständliche Kunst an der Staatlichen Kunstakademie Tiflis in Georgien.

Wie er seinen Job als Chef, Hofbesitzer, Autor, Künstler und Vater von fünf Kindern unter einen Hut bekommt? „Ich bin geizig mit Zeit“, sagt er. „Besprechungen müssen nicht immer eine Stunde dauern.“

Gerade ist sein Kunst-Lehrbuch in zweiter Auflage erschienen. Darin stehen Sätze wie „Der freie Raum ist genauso wichtig wie Der gestaltete“ oder: „Gleichzeitig an mehreren Bildern arbeiten, um genug Zeit zum Trocknen zu haben“.

Dieser Satz könnte auch als Überschrift über seinem Leben stehen.

Während die Bilder auf seiner Staffelei trocknen, fährt er zu seinem Hof, wo seine Oboe und sein Englischhorn stehen. Er versucht, jeden Tag zu üben. Und wer bei Hipp arbeiten will, sollte das auch versuchen. Musisches Können ist für Hipp ein Einstellungskriterium: „Wenn zwei annähernd gleich intelligente Menschen mit der gleichen fachlichen Qualifikation vor eine bestimmte Aufgabe gestellt werden, wird der Musiker die Aufgabe fast immer besser lösen“, glaubt er. „Musiker haben andere Denkstrukturen.“

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