50 Jahre Metro Zurück in die Vergangenheit

Ein 50-jähriges Jubiläum sollte eigentlich ein Grund zur Freude sein. Doch der Ex-Dax-Konzern Metro ist zum Geburtstag seiner Cash&Carry-Märkte nicht gerade in Feierlaune. Auch, weil es in der Vergangenheit besser lief.

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Ein Metro-Park in Wien in den 1970er Jahren: Am Montag feiert das Unternehmen 50 Jahre Cash&Carry-Märkte. Grund zur Freude gibt es derzeit aber wenig. Quelle: dpa

Düsseldorf Jubiläum bei der Metro: Am Montag ist es nach Unternehmensangaben genau 50 Jahre her, dass der erste Großmarkt des Handelsriesen in Mülheim an der Ruhr seine Tore öffnete. Inspiriert von Cash&Carry-Märkten in den USA bot das am 27. Oktober 1964 eröffnete Geschäft gewerblichen Kunden auf 14.000 Quadratmetern gegen Barzahlung nicht nur Lebensmittel, sondern auch diverse andere Artikel zum Mitnehmen und wurde damit zur Keimzelle eines der größten deutschen Handelskonzerne.

„Das war damals eine tolle Idee“, sagt der Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. „Das Unternehmen bot den Gastronomen und Einzelhändlern der Wirtschaftswunderzeit die Möglichkeit, ihren Warenbedarf effizient und preiswert zu decken. Das war eine Marktlücke und sie waren damit sehr erfolgreich.“

So expandierte das Unternehmen rasch. Schon vier Jahre nach der Eröffnung wagte die Metro den Schritt ins Ausland. Heute betreibt der Konzern mehr als 750 Großmärkte in 28 Ländern. Selbst in Russland, Indien, China und Japan finden sich Filialen.

Doch beschränkte sich die Metro nicht lange auf den Großhandel. Schon 1980 beteiligte sich das Unternehmen am Warenhauskonzern Kaufhof. Dessen Chef Lovro Mandac erinnert sich noch heute daran, dass dies im Warenhaus nicht bei allen gerne gesehen wurde. „Für die Mitarbeiter war das befremdlich. Sie empfanden das in etwa so, als kämen sogenannte Kastenschieber aus Düsseldorf in das vornehme Warenhaus“, erzählt er.

Später kamen teils durch Fusionen, teils durch Übernahmen auch noch die Elektronikketten Media Markt und Saturn, sowie die Real-Supermärkte dazu. Auch die Praktiker-Baumärkte und die Textilhandelskette Adler gehörten zeitweise zum Konzern. Das machte die Metro über viele Jahre zum größten Handelskonzern Deutschlands.

Doch entpuppten sich die Ausflüge in andere Gefilde längst nicht immer als nachhaltige Erfolgsgeschichten. „Zum Teil sind sie in Vertriebsformen eingestiegen, die ihren Höhepunkt überschritten hatten wie die Kaufhäuser“, sagt Roeb.


„Großhandel funktioniert ganz anders als Einzelhandel“

Auch der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein, sieht die Expansion im Rückblick kritisch: „Die Metro hat damit versucht, aus der Nische Großhandel herauszukommen und die große weite Welt des Einzelhandels zu erobern. Und einige Geschäfte wie Saturn hatten wohl aus damaliger Sicht auch Potenzial. Aber dann musste sie feststellen, dass Einzelhandel ganz anders funktioniert als Großhandel. Wahrscheinlich hätte man sich eher auf das Kerngeschäft - den Großhandel - konzentrieren sollen.“

Tatsächlich lief in den vergangenen Jahren vieles nicht mehr richtig rund im Metro-Reich. Der Konzern verlor nicht nur seine Position im Dax, auch den inoffiziellen Titel des größten deutschen Handelskonzerns musste er 2013 an Lidl abgeben. Das spiegelte sich im Aktienkurs wider.

Die Probleme sind vielfältig: Media-Saturn leidet unter der Internet-Konkurrenz und dem Dauerstreit mit Miteigentümer Erich Kellerhals. Kaufhof schlägt sich zwar besser als Karstadt, muss aber auch kämpfen, um sich gegen Konkurrenten wie H&M und Zara zu behaupten und im E-Commerce wettbewerbsfähig zu sein. Real ist weit von befriedigenden Gewinnmargen entfernt.

Die Zukunft könnte für die Metro deshalb nach Ansicht von Branchenkennern ein Zurück zur Vergangenheit sein. Nicht zum kleinen Händler in Mülheim an der Ruhr, aber vielleicht zum reinen Großhändler. Der Kaufhof steht schließlich schon seit langem zum Verkauf. Und auch über einen Börsengang oder einen Spin-Off der Elektronikkette Media-Saturn wird immer wieder spekuliert, ließe sich so doch der Dauerstreit mit Miteigentümer Kellerhals beilegen. „Es ist eine sehr realistische Perspektive, dass es die Metro in ihrer heutigen Form in fünf Jahren nicht mehr gibt“, meint Roeb.

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