Abschied von Adidas-Chef Hainer Die drei Streifen melden sich zurück

Seite 2/3

Wertvoller als Lufthansa oder die Deutsche Bank

Aktuell gibt es noch keine Anzeichen dafür, dass der Trend abbricht. Es spricht daher viel dafür, dass Hainers Prognose eintrifft. Der hatte bei seiner letzten Hauptversammlung als Chef im Mai in der Stadthalle von Fürth für das laufende Geschäftsjahr einen Rekordumsatz von bis zu 19 Milliarden Euro angekündigt. Der Konzern soll dann einen Gewinn von an die 900 Millionen Euro erzielen.

Abzusehen war das so längst nicht, als der frühere Procter&Gamble-Manager 2001 bei Adidas den Vorstandsvorsitz von seinem Vorgänger Robert Louis-Dreyfus übernahm. Damals setzte der Konzern gerade sechs Milliarden Euro um. Damit war er zwar deutlich größer als die Konkurrenten Puma oder New Balance. Doch selbst noch weit entfernt von jenen 17 Milliarden Euro, die Adidas für das vergangene Geschäftsjahr als Umsatz meldete. Und ebenso weit von der aktuellen Marktkapitalisierung von 32 Milliarden Euro, die den Konzern aus Franken wertvoller macht als Dax-Größen wie Beiersdorf, Lufthansa, Deutsche Bank, E.On, RWE oder auch Thyssen Krupp.

Vor gerade einmal zwei Jahren sah es lange nicht so aus, als würden Hainer und seine Mannschaft die Kurve zurück zum Erfolg kriegen. Nicht ohne Grund musste sich die Adidas-Spitze 2014 viel Kritik anhören über die katastrophale Entwicklung des Aktienkurses, der nach Gewinnwarnungen in den Keller sackte und den müden Eindruck der Hauptmarke Adidas. Der Konzern war nicht nur in den USA ins Hintertreffen geraten, sondern litt zugleich massiv unter der Schwäche seines einstigen Hoffnungsträgers Golf, der Krise auf dem russischen Markt und ungünstigen Wechselkursen.

Hier stimmt die Work-Life-Balance
Continental AG Quelle: dpa
Daimler Quelle: dpa
BMW Quelle: dpa
Volkswagen Quelle: dpa
ZF Friedrichshafen Quelle: dpa
SAP Quelle: dpa
Robert Bosch Quelle: dpa

Mindestens ebenso schwer wog indes, dass die Marke Adidas schlicht nicht mehr angesagt war. Den Kreativen war lange kein Schuhmodell mehr eingefallen, für das Schulkinder ihr sauer erspartes Taschengeld in den Laden getragen hätten.

Adidas war out, kochte im eigenen Saft und definierte seine Unternehmensziele fatalerweise nur noch über Zahlen: 17 Milliarden Euro Umsatz, elf Prozent Rendite. Dafür sollte der Konzern stehen. Was einerseits den jungen Mitarbeitern als Motivation nicht unmittelbar einleuchtete. Und andererseits auch den Schulkindern von Berlin bis Detroit ziemlich wurscht war. Die Folge: Adidas driftete Richtung Irrelevanz.

Es dauerte denn auch eine ganze Weile und brauchte einen gehörigen Leidensdruck, ehe sich im Konzern die Kräfte durchsetzen konnten, die die Misere leid waren und schon länger Frust schoben. Leute wie Eric Liedtke, die der Aufsichtsrat im Frühjahr 2014 in den Vorstand beförderte.

Unter seiner Führung leistete sich der Konzern endlich wieder einen Chefkreativen – den Amerikaner Paul Gaudio, dessen Handschrift sich besonders in jenen Modellen findet, die auf den Straßen das Bild der Marke prägen und die derzeit die Konkurrenzen im wahrsten Sinne alt aussehen lassen. Modelle wie der Ultra Boost oder auch der Pure Boost Raw, die den Geschmack vor allem der jungen Zielgruppe treffen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%