Adidas Schuhe wie von Roboterhand

Adidas will in der fränkischen Provinz eine automatische Fabrik bauen. Eine Millionen Schuhe sollen dort produziert werden. Zukünftig könnten so schon nach wenigen Tagen die Schuhe beim Kunden sein.

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Bisher werden die meisten Schuhe von Adidas in Niedriglohnländern in Asien hergestellt. Das könnte sich bald ändern. Quelle: dpa

Ansbach Adidas will im kommenden Jahr mit der automatischen Serienproduktion von Sportschuhen in Deutschland beginnen. Die Fertigung, die vor 25 Jahren nahezu komplett in asiatische Niedriglohnländer verlagert worden war, werde damit teilweise in große Absatzmärkte zurückgeholt, sagte Vorstandschef Herbert Hainer am Dienstag im mittelfränkischen Ansbach. Am Rande der Kleinstadt errichtet der Mittelständler Oechsler für Adidas eine Fabrik, in der Sportschuhe mit neuen Spezialmaschinen weitgehend automatisch für Kunden in Westeuropa produziert werden sollen. Auch in den USA solle 2017 ein solches Werk in Betrieb gehen.

„Wir verlagern die Produktion dahin, wo der Verbraucher ist“, erläuterte Hainer, der das Vorhaben bereits vor einigen Jahren ankündigte und nun erstmals Details für die geplante Serienproduktion nannte. Mit den als „Speedfactories“ bezeichneten Fabriken will Adidas im Rennen mit Rivalen wie Nike einen Zeitvorsprung gewinnen. Adidas könne damit schneller auf Markttrends reagieren und letztlich sogar auf individuelle Kundenwünsche eingehen, sagte Hainer.

Während in der Branche derzeit von der Auftragserteilung an asiatische Zulieferer bis zur Ankunft der Schiffsladungen auf den westlichen Märkten viele Monate vergehen, sollen neue Schuhe künftig nach wenigen Tagen oder sogar Stunden beim Kunden sein. „Auf mittlere Sicht werden Sie in allen großen Absatzmärkten Fabriken von uns finden“, sagte Hainer. „Irgendwann können wir so einen Roboter auch in ein Geschäft stellen. Dann produziert der vor Ihren Augen.“

Ermöglicht wird dies Adidas zufolge durch neue Fertigungstechnologien, die von Unternehmen in Deutschland entwickelt würden. Dazu zählten der schwäbische Maschinenbauer Manz oder der auf Kunststoffverarbeitung spezialisierte Autozulieferer Oechsler, an dem der Finanzinvestor Deutsche Beteiligungs AG (DBAG) einen Minderheitsanteil hält. Manz und Adidas hatten bereits im Oktober Einzelheiten ihrer Zusammenarbeit genannt. Turnschuhe, die bisher in aufwendiger Handarbeit aus bis zu 100 Einzelteilen zusammengeklebt werden, lassen sich mittlerweile weitgehend automatisch herstellen.

Dennoch dürften die Schuhe aus den neuen Fabriken vorerst noch prestigeträchtige Nischenprodukte bleiben. Die beiden ersten Fabriken in Deutschland und den USA sollen in den kommenden Jahren auf einen jährlichen Ausstoß von mindestens einer Million Paar Schuhe kommen, wie Hainer ankündigte. Insgesamt verkaufe Adidas jedoch derzeit rund 300 Millionen Paar jährlich. Die Produktion in Fernost werde also nicht überflüssig, sagte der 61-Jährige, der seinen Posten im Herbst an den bisherigen Henkel -Chef Kasper Rorsted abgibt.


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