Adidas-Tochter in den USA Kasper Rorsted macht Reebok Beine

Seit Anfang Oktober steht Kasper Rorsted an der Spitze des Adidas-Konzerns. Nun greift der Ex-Henkel-Chef beim Sportausrüster durch: Bei der darbenden US-Tochter Reebok streicht er Stellen und macht die Zentrale dicht.

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Der neue Chef Kasper Rorsted greift auf dem US-Markt durch, Quelle: © adidas Group, Hannah Hlavacek

München Kasper Rorsted gibt Gas. Der Däne steht erst seit Anfang Oktober an der Spitze von Adidas. Doch schon jetzt baut der 54-Jährige den Sportkonzern kräftig um. Bei der angeschlagenen US-Tochter Reebok streicht der Manager in der Zentrale in Boston fast jede fünfte Stelle. Insgesamt sollen so bald wie möglich 150 Mitarbeiter gehen. Mehr noch: Reebok muss auch sein Hauptquartier in Canton in der Nähe von Boston verlassen. Eine deutlich kleinere Mannschaft zieht ins Zentrum der Metropole und soll damit näher an die Konsumenten heranrücken. „Die Fortschritte bei Reebok waren nicht groß genug“, unterstrich Rorsted in einer Telefonkonferenz. Am Donnerstag stellte er die Zahlen für das abgelaufene Quartal vor.

Sein Vorgänger Herbert Hainer hatte das Label vor zehn Jahren für drei Milliarden Euro übernommen. Bis heute hinkt die Firma von der amerikanischen Ostküste der Kernmarke Adidas hinterher. Die Marge ist bescheiden, der Umsatz liegt unter dem von 2006.

Trotzdem hielt Hainer stets an Reebok fest. Die Neuausrichtung auf Fitness sei erfolgversprechend, der Aufwärtstrend nachhaltig, unterstrich Hainer noch im Sommer. Rorsted beurteilt die Lage bei Reebok jetzt ganz anders. Er will sich zwar nicht von der Marke trennen. Doch der ehemalige Henkel-Chef macht Druck, um das Label endlich auf das Niveau von Adidas zu bringen.

Der Unterschied ist enorm. Die Kernmarke Adidas ist weltweit derzeit extrem begehrt. Zwischen Juli und Ende September stiegen die Einnahmen der Marke Adidas zu konstanten Wechselkursen um fast ein Fünftel. Die US-Tochter Reebok tut sich demgegenüber schwer mit einem Plus von lediglich sieben Prozent. Auf dem Heimatmarkt Amerika dümpelt Reebok seit Jahren vor sich hin. Zudem ist Reebok nicht annähernd so profitabel wie Adidas.

Andererseits: Reebok steht nur für jeden zehnten Euro des Konzernumsatzes. Der Einfluss der Marke auf das gesamte Unternehmen ist also nicht allzu groß. Und: Insgesamt läuft es rund bei Adidas. Wenn Kasper Rorsted das derzeitige Tempo beibehält, dann wird er eines Tages in Herzogenaurach auch ein Denkmal bekommen – gleich neben Firmengründer Adi Dassler. Der frühere Henkel-Chef konnte am Donnerstag einen Gewinnanstieg im dritten Quartal um fast ein Viertel auf 386 Millionen Euro verkünden.

Der Umsatz schoss um 14 Prozent auf 5,4 Milliarden Euro nach oben. „2016 wird ein Rekordjahr, in dem die Adidas-Gruppe außergewöhnliche Ergebnisse erzielen wird“, sagte Rorsted am Donnerstagmorgen in seiner ersten Telefonkonferenz mit Journalisten. Insgesamt soll der Umsatz dieses Jahr um knapp ein Fünftel zulegen, der Gewinn sogar mehr als ein Drittel wachsen.

Der 54-jährige Rorsted hat vor zwei Monaten Herbert Hainer abgelöst. Der Niederbayer hatte Adidas zuvor anderthalb Jahrzehnte lang geführt. Zum Ende von Hainers Amtszeit kam der Turnschuh-Hersteller immer besser in Fahrt. Davon profitiert jetzt Rorsted.


„Ich bin selbst Sportler und habe Adidas immer bewundert“

Allerdings hat Hainer mit Reebok auch ein Sorgenkind hinterlassen. Um die Kosten bei Reebok in den Griff zu bekommen, schließt Rorsted jetzt auch Läden. Künftig soll es nur noch die Hälfte der Factory Outlets geben, insgesamt 60. Auch viele der sogenannten Fit-Hub-Stores werden geschlossen.

Die Mitarbeiter bei Reebok in Boston werden sich künftig ausschließlich um ihre Marke kümmern. Bislang saßen ihnen auch noch Kollegen gegenüber, die sich um Adidas gekümmert haben. Diese 150 Stellen werden an andere Standorte verlagert. Reebok soll sich komplett auf Fitness fokussieren. Das allerdings ist ein umkämpftes Feld, das Konkurrenten wie Nike und Under Armour ebenfalls ins Zentrum ihrer Bemühungen gerückt haben.

Rorsted hat also von Beginn an viel zu tun. Trotzdem zeigte sich der ehemalige Handballer am Donnerstag begeistert von seinem neuen Job: „Ich bin selbst Sportler und habe Adidas aus der Entfernung immer bewundert.“ Für ihn sei jetzt ein Traum wahrgeworden. Für die geschassten Reebok-Mitarbeiter freilich gleicht diese Woche wohl eher einem Alptraum.

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