Adidas und Kanye West Der Rapper und die drei Streifen

Seit zwei Jahren hat Adidas den US-Rapper Kanye West unter Vertrag. Nun widmet ihm der Sportausrüster sogar eine eigene Kollektion. Warum der Ehemann von Kim Kardashian für die Marke mit den drei Streifen Gold wert ist.

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Adidas widmet dem Rapper eine eigene Kollektion. Quelle: Screenshot

München Marktwirtschaft kann so einfach sein: Ein begehrtes Produkt, eine limitierte Auflage, und schon steigen die Preise ins Unermessliche. Nicht anders verhält es sich beim „Yeezy Boost 750“. Der schlichte Freizeitschuh aus dem Hause Adidas kam vor anderthalb Jahren in kleiner Stückzahl in die Boutiquen. Inzwischen wird der erste Schuh aus der Partnerschaft mit dem Rapper Kanye West bei Ebay für 1000 Euro angeboten – das Dreifache dessen, was die Käufer ursprünglich hinblättern mussten.

Vor knapp zwei Jahren hat der fränkische Sportkonzern den amerikanischen Musiker unter Vertrag genommen. Zuvor hatte der Künstler seinen Spitznamen „Yeezy“ für den Konkurrenten Nike hergegeben. Ganz offenbar sind beide Seiten mit der Kooperation hoch zufrieden. Denn nun legen Adidas und West nach. Adidas gibt sich jetzt nicht mehr nur mit hoch exklusiven Sammlerstücken zufrieden. Der Dax-Konzern aus Herzogenaurach baut nun eine ganze „Yeezy“-Kollektion auf. „Wir fühlen uns unglaublich geehrt, diese Partnerschaft weiter auszubauen“, sagte am Mittwoch Adidas-Vorstand Eric Liedtke.

Dazu werde in der Amerika-Zentrale in Portland ein eigenes Team zusammengestellt, das straßentaugliche Kleidung und Schuhe entwerfen soll. Doch auch in Turnhallen, auf Sportplätzen und Fitness-Studios wird das Label „Yeezy“ künftig zu sehen sein, wenn die Pläne des Unternehmens aufgehen. „Diese Partnerschaft zeigt, dass jeder, der einen Traum hat, grenzenlos träumen kann“, zitiert Adidas den Musiker in einer Mitteilung. Wie viel Kanye West für sein Engagement kassiert, teilte Adidas nicht mit. Nike soll er jedoch einst verlassen haben, weil ihm der Konzern aus Oregon nicht genug geboten habe.

Für Adidas ist West jedoch im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert. Einerseits färbt etwas vom Glanz des Rappers auf die eher biedere Marke ab. Andererseits bleibt das Label vor allem in den USA im Gespräch, der Heimat des Erzrivalen Nike. Dort haben die Franken den größten Aufholbedarf.

Der Musiker sorgt praktisch permanent für Schlagzeilen. Gerade erst hat der 39-Jährige ein provokantes Video zu seinem Hit „Famous“ produziert. Es zeigt zwölf Prominente nackt nebeneinander schlafend im Bett: US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump, Entertainer Bill Cosby, die Sängerinnen Taylor Swift und Rihanna, Caitlyn Jenner, „Vogue“-Chefredakteurin Anna Wintour sowie West und seine Ehefrau Kim Kardashian. In dem mit täuschend echt aussehenden Silikonpuppen gedrehten Video sind die Brüste mehrerer Frauen zu sehen. West provoziert, weil er darin rappt, dass er mit Swift Sex haben werde.

„Unser Leben ist laufende Performance-Kunst“, erklärte West vergangene Woche dem Magazin „Vanity Fair“ in einem Interview. Das Geheimnis seiner Ehe mit Kardashian sei, dass sich keiner von beiden verstellen müsse.
Durch die Kooperation mit West, aber auch durch deutlich höhere Marketingausgaben, ist Adidas in Amerika wieder gefragt. „Wir registrieren ein geradezu explosives Wachstum mit Adidas“, sagte Sam Sato, Vorstandschef des US-Sporthändlers Finish Line, vergangene Woche.

Die deutsche Marke sei mächtig in Fahrt und erobere Marktanteile, unterstrich der Manager, dessen Kette in fast allen US-Staaten vertreten ist und mehr als 600 Läden betreibt. Vor allem mit Schuhen der 'Boost'-Kollektion sowie mit den Retro-Modellen Superstar und Stan Smith eroberten die Franken die Herzen der Amerikaner. Das zeigt sich in den Zahlen der Wettbewerber. So stagnierte im abgelaufenen Quartal der Nordamerika-Umsatz von Nike. Adidas hingegen konnte ein Plus von einem Fünftel verzeichnen.


Rihanna, Pharrell Williams, Rita Ora und Lionel Messi

Gleichwohl: Zwischen Nike und Adidas liegen in Amerika Welten: So erreichte Nike zuletzt einen Quartalsumsatz in Nordamerika von umgerechnet rund 3,3 Milliarden Euro. Adidas kam lediglich auf rund ein Fünftel dessen.
West genießt bei jungen Leuten Kultstatus. Anfang Juni pilgerten 4000 Fans mitten in der Nacht vor einen Club, nur weil Gerüchte aufgetaucht waren, der Künstler könne in New York auftreten. Das Konzert fand nie statt, dafür kam es zu einem ausgewachsenen Verkehrschaos.

Adidas-Chef Herbert Hainer sieht sein Unternehmen durch Kooperationen mit Künstlern als Trendsetter: „Das begeistert die Massen weltweit“, betonte der Manager jüngst auf der Hauptversammlung. In nicht ganz so ausgeprägter Form arbeitet Adidas auch mit Pharrell Williams und Rita Ora zusammen. Der Herzogenauracher Lokalrivale Puma hat demgegenüber die Sängerin Rihanna verpflichtet.

Allerdings: Es ist durchaus riskant, einem einzelnen Star eine eigene Kollektion zu widmen. Das musste Adidas Anfang der Woche erleben. Da erklärte Fußball-Legende Lionel Messi kurzerhand den Rücktritt aus der argentinischen Nationalmannschaft. Ausgerechnet jener Mann, dessen Namen der Konzern für eine seiner drei Kickschuh-Linien verwendet.

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