Agrar-Industrie Trump macht Südamerikas Farmern Freude

Donald Trump will die Handelsschranken hochziehen. Von seiner Abschottungspolitik könnte die Agrarindustrie in Südamerika profitieren. Wird Trump für die Farmer aus Brasilien, Argentinien und Co. zum Sechser im Lotto?

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Die brasilianischen Landwirte hoffen darauf, bald stärker in Länder wie Mexiko exportieren zu können. Quelle: imago/Fotoarena

Salvador Ob Strafsteuern für Autobauer oder die Mauer an der Grenze: US-Präsident Donald Trump brüskiert Mexiko permanent. Doch das Land ist auch ein wichtiger Abnehmer für die US-Landwirte. Dank Trumps protektionistischer Politik wittern Südamerikas Farmer jetzt eine historische Chance für neuen Zugang zu Märkten, die ihnen bisher verschlossen waren.

Bereits nächste Woche wird der mexikanische Agrarminister José Eduardo Calzada Rovirosa nach Brasilien reisen, um dort über eine Marktöffnung für landwirtschaftliche Produkte zu verhandeln. Bisher exportiert Brasilien lediglich Geflügel nach Mexiko. Nun könnten Schweine- oder Rindfleisch, Soja oder Mais folgen.

„Bisher hat Mexiko nicht mit Brasilien über den Marktzugang für Agrarprodukte verhandeln wollen oder können“, erklärt der brasilianische Landwirtschaftsminister Blairo Maggi. „Durch Trump hat sich das jetzt geändert.“
Dank des nordamerikanischen Freihandelsabkommens Nafta liefern vor allem die US-Farmer landwirtschaftliche Produkte nach Mexiko. 17 Milliarden Dollar schwer waren die Exporte im vergangenen Jahr.

Jeweils ein Viertel der gesamten Mais- und Sojaexporte, ein Zehntel der Weizenexporte und fast ein Drittel ihrer gesamten Schweinefleischausfuhren verkaufen die US-Farmer in den südlichen Nachbarstaat. Auch für Milchprodukte und Reis ist Mexiko der wichtigste Exportmarkt der US-Landwirtschaft.

Bisher blieben die südamerikanischen Konkurrenten in Mexiko außen vor. Doch seit Trump droht, die Nafta-Verträge neu auszuhandeln oder Importe aus Mexiko zu besteuern, will Mexiko seinen Markt für Soja, Mais und Fleisch aus Südamerika öffnen. Die brasilianischen Importe könnten dann schnell die amerikanischen Lieferungen ersetzen, soll Mexikos Wirtschaftsminister Ildefonso Guajardo Vertretern der US-Regierung vorgehalten haben.

Es bleibt jedoch abzuwarten, ob die mexikanischen Käufer der Agrarrohstoffe in der Lage sind, so schnell ihre Zulieferer zu wechseln. Die ganze Lieferkette nach Mexiko findet über Land- und Schienenwege von den USA aus statt. Es ist zu bezweifeln, dass die mexikanischen Häfen so schnell ihre Kapazitäten ausbauen können, um der heimischen Lebensmittelindustrie eine lückenlose Versorgung zu garantieren.


Neue Chancen auch in Europa oder China

Trumps Abschottungspolitik hat Südamerikas Farmindustrie auch auf anderen Gebieten viel Freude gemacht: Unter einer Präsidentin Hillary Clinton wären vermutlich sowohl das transatlantische (TTIP) wie das transpazifische (TPP) Freihandelsabkommen realisiert worden und hätten die südamerikanischen Farmer von den wichtigsten Wachstumsmärkten weltweit ausgeschlossen. Diese Gefahr ist nun erstmal abgewendet.

Der brasilianische Landwirtschaftsminister Maggi etwa schätzt, dass auch Europa seine restriktive Handelspolitik gegenüber Farmprodukten aus Südamerika überdenken könnte. Brasilien müsse diese Chance jetzt nutzen und sich bei den Verhandlungen beeilen. Trump könne sich auch genauso schnell wieder mit Mexiko arrangieren. Denn die nordamerikanischen Farmer haben größtenteils Trump gewählt. Sie könnten Trump jedoch ihre Unterstützung schnell wieder entziehen, sollten ihnen ihre Absatzmärkte wegbrechen.

Die südamerikanischen Farmer bringen sich bereits in Stellung, um in Mexiko einzuspringen. „Mexiko könnte ein wichtiger Markt für uns werden, wenn Trump dem Land weiterhin Probleme macht“, sagt Mariano Bosch, Chef der argentinischen Adecoagro. Die Aktien des börsennotierten Agrarkonzerns haben nach dem Wahlsieg Trumps deutlich zugelegt, während die Kurse amerikanischer Rohstofftrader im Vergleich dazu verloren haben.

Für die Experten der UBS werden vor allem die Soja- und Maispreise wegen Trumps protektionistischer Politik noch länger schwanken. Denn nicht nur in Mexiko ist der Markt für US-Farmer bedroht. Auch China, als wichtiger Abnehmer von Agrarprodukten aus den USA könnte seinen Markt für amerikanischen Mais und Soja mit Strafzöllen belegen, sollte Trump Ernst machen mit seiner Importrestriktion für Güter aus China.

Auch dann wären amerikanische Farmexporte im Wert von 18 Milliarden Dollar bedroht. China kauft fast 60 Prozent der US-Soja-Exporte. „China kann zwar nicht auf US-Sojabohnen verzichten, weil sie diese brauchen, um den eigenen Proteinbedarf zu decken“, sagt der kanadische Landwirtschaftsexperte Mike Jubinville. Doch China könne die US-Farmer verunsichern. „China könnte einfach mehr südamerikanisches Soja kaufen.“

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