Air Berlin am Flughafen Genf Pleite-Fluglinie hat Kredit verspielt

Nach der Insolvenz verlangt der Flughafen Genf von Air Berlin die Landegebühren per Vorkasse. Zur Not sollen Airline-Piloten für den Start vorab per Kreditkarte zahlen – oder sogar in bar.

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Ohne Vorauszahlungen dürfen Air-Berlin-Piloten keine Flieger mehr auf dem Flughafen Genf landen. Quelle: imago/Ralph Peters

Düsseldorf Die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin hat ihren Kredit in der Schweiz verspielt: Ohne Vorauszahlungen dürfen keine Flieger der Gesellschaft mehr auf dem Flughafen Genf landen. Mit dieser Regelung will der Airport sicherstellen, dass er das Geld auch tatsächlich bekommt. Auf Nachfrage des Handelsblatts bestätigte ein Flughafensprecher, dass man sich in einer Phase befinde, in der die Airline per Vorkasse bezahlen müsse.

Generell wird für die Bereitstellung der Infrastruktur an Flughäfen eine Nutzungsgebühr fällig. Auch Serviceleistungen wie die Abfertigung der Passagiere und das Betanken der Maschinen werden von dem Geld bezahlt. Festgelegt werden die Abgaben über eine Gebührenordnung, die der Flughafen veröffentlicht.

Nur: Zahlungen per Vorkasse sind dabei unüblich – zumindest bei solventen Fluggesellschaften. Mit ihnen bestehen meist Verträge, über die erst am Monatsende abgerechnet wird. Schließlich steht oft erst zu diesem Zeitpunkt fest, wie oft eine Airline gestartet und gelandet ist. Zudem lässt sich häufig erst zum Monatsende errechnen, wie viele Nachtflüge die Fluggesellschaft antrat, wie viele Passagiere abgefertigt wurden und welche sonstigen Leistungen anfielen.

Luftfahrt-Experte Heinrich Großbongardt hat für die Schweizer Verständnis: „Die Flughäfen wollen sicherstellen, dass sie ihr Geld bekommen. Ein Malermeister würde es ja genauso machen.“ Dass bisher nicht mehr Flughäfen dem Genfer Vorbild gefolgt sind, liegt an den 150 Millionen Euro, die Air Berlin als Übergangskredit vom Bund zur Verfügung gestellt bekommen hat. Restrukturierungsexperten wie Kolja von Bismarck weisen darauf hin, dass das Geld „im wesentlichen operative Kosten wie Benzinkosten, Leasingverträge und Flughafengebühren der Airline decken“ soll.

Entsprechend ist bislang keiner der großen deutschen Flughäfen vom Modell der Zahlung auf Rechnung abgerückt. Sollte sich das ändern, würde dies zu einer zusätzlichen Belastung für die Liquidität der unter Eigenverwaltung stehenden Pleite-Airline.

In Genf könnte es schon jetzt zu Flugverzögerungen kommen. Denn fehlt bei der Landung der Zahlungseingang, hält der Flughafen eine drastische Lösung parat: Laut Angaben eines Flughafensprechers muss der Pilot dann für die Deckung sorgen. Ein Flughafenmitarbeiter würde dann umgehend das Cockpit betreten, wo er entweder das Geld beim Piloten in bar kassiere oder ihn für eine Zahlung mit der Kreditkarte zum Flughafenterminal begleite.

Für Airline-Insider Großbongardt ist das kein ungewöhnlicher Vorgang. „Die Piloten werden von den Fluggesellschaften entsprechend ausgestattet, um solche Zahlungen vornehmen zu können“, erklärt er. Ähnlich laufe so etwas auch bei anderen Zahlungen, die entstehen können – etwa beim Betanken des Flugzeugs. Das private Vermögen des Piloten bleibt dabei unangetastet.

Dass eine Linienfluggesellschaft in Genf bar bezahlen musste, sei „bisher sehr selten geschehen“, heißt es vom Flughafen. Noch nie sei es aber dazu gekommen, dass ein Pilot nicht zahlen konnte oder wollte.

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