Air Berlin Kunden und Mitarbeiter gehen leer aus

Ein Großteil der Gläubiger von Air Berlin geht nach der Pleite der Fluglinie wohl leer aus. Das gilt für ungesicherte Insolvenzgläubiger wie auch für den deutschen Staat, der wohl auf rund 75 Millionen Euro verzichten muss.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Ein Großteil der Air-Berlin-Gläubiger wird wohl kein Geld mehr erhalten. Quelle: dpa

München Kunden, Mitarbeiter und die meisten anderen Gläubiger von Air Berlin schauen nach der Pleite der Fluggesellschaft aller Voraussicht nach finanziell in die Röhre. Ungesicherte Insolvenzgläubiger könnten nicht mit der Auszahlung eines Teils ihrer Forderungen rechnen, schrieben Insolvenzverwalter Lucas Flöther und Sanierer Frank Kebekus in ihrem Bericht, den sie am Mittwoch dem Gläubigerausschuss vorlegten. Das stehe seit dem Scheitern der Verhandlungen über den Verkauf der Tochter Niki an die Lufthansa fest. Die Lufthansa, die 189 Millionen Euro hatte zahlen wollen, machte im Dezember einen Rückzieher, nachdem sich abzeichnete, dass sie auf großen Widerstand der EU-Kartellwächter stoßen würde.

Am Dienstag erhielt Niki-Gründer Niki Lauda den Zuschlag – für einen Bruchteil der Summe, die zudem nicht an Air Berlin, sondern an die Gläubiger von Niki geht.

Die 88 Millionen Euro, die Flöther als verwertbares Vermögen von Air Berlin identifiziert hat, reichten gerade noch aus, um die auf rund 22 Millionen Euro veranschlagten Verfahrenskosten zu decken, heißt es in dem 112-seitigen Bericht, der Reuters vorliegt. Der Löwenanteil der Insolvenzmasse, rund 66 Millionen Euro, ist bereits an die Staatsbank KfW geflossen. Sie hatte sich die Erlöse aus dem Verkauf der Reste von Air Berlin gesichert. Diese reichen aber nur aus, um rund die Hälfte des 150 Millionen Euro schweren KfW-Kredits zu tilgen, mit dem die einst zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft trotz der Insolvenz in der Luft gehalten werden sollte.

Auf rund 75 Millionen Euro muss der Staat Insidern zufolge also verzichten. 46,3 Millionen Euro haben die Arbeitsagenturen als Insolvenzgeld vorgeschossen, damit Air Berlin die Löhne der einst gut 6100 Mitarbeiter für drei Monate weiterzahlen konnte. Das Geld wird allerdings von den Arbeitgebern über eine Umlage finanziert. Auch ein im Herbst mühsam ausgehandelter Sozialplan über 80 bis 90 Millionen Euro steht nur auf dem Papier, weil kein Geld mehr da ist. Insgesamt errechnet Flöther ungesicherte Forderungen von 759 Millionen Euro.

Die – längst weitgehend freigestellte – Rest-Belegschaft von Air Berlin bekommt noch im Januar die Kündigung per Ende April. Von 3100 Mitarbeitern bleiben nur ein paar hundert, um die Reste von Air Berlin abzuwickeln. Ende April geht auch der letzte, Vorstandschef Thomas Winkelmann. Unter der Ägide des ehemaligen Lufthansa-Managers war die Sanierung von Air Berlin gescheitert – am Ende ging es um sieben Millionen Euro, wie aus dem Bericht hervorgeht. Der Betrag hätte dem Unternehmen gefehlt, nachdem Großaktionär Etihad die Reißleine gezogen hatte. Die arabische Fluggesellschaft hatte die Auszahlung von bereits versprochenen 50 Millionen Euro verweigert und die weitere Finanzierung eingestellt.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%