Bombardier-Übernahme Airbus sticht Boeing aus

Mit dem Einstieg ins neue Mittelstreckenflugzeug von Bombardier sichert sich Airbus ein wichtiges Marktsegment zum Vorzugspreis und sticht Konkurrent Boeing gleichzeitig aus. Kanadas Regierung sieht den Schritt positiv.

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Airbus übernimmt etwas mehr als die Hälfte der Anteile an der C-Serie, Bombardier hält künftig 31 Prozent, der Rest liegt bei der kanadischen Provinz Québec. Quelle: dpa

Vor gut drei Jahren redete Airbus-Chef Tom Enders ganz anders von Bombardier und seiner C-Serie, einem neuen Mittelstreckenflugzeug mit 100 bis 150 Sitzplätzen. Doch jetzt ist er voll des Lobes, nannte es ein „hervorragendes Flugzeug”. Er habe sich ausführlich mit Kunden unterhalten, die ihn von dem „modernsten und besten Design sowie großartigen Betriebskosten” überzeugten.

Das Lob zollte Enders auf einer Pressekonferenz, die er zusammen mit Bombardier-Chef Alain Bellemare abhielt. Die beiden Unternehmen verkündeten am Montag eine weitreichende Kooperation: Airbus übernimmt etwas mehr als die Hälfte der Anteile an der C-Serie, Bombardier hält künftig 31 Prozent, während der Rest in den Händen der kanadischen Provinz Québec liegt.

Ein Riesenerfolg für Enders. Airbus muss kein Bargeld auf den Tisch legen oder Schulden übernehmen, verpflichtet sich aber, die laufenden Entwicklungs- und Produktionskosten zu tragen. Bombardier steht unter Zugzwang: Dem Unternehmen geht das Geld für die C-Serie aus, die Kosten liegen bereits zwei Milliarden US-Dollar über Plan.

Mit der Übernahme schlägt Enders gleich mehrere Fliegen. Bislang baute Bombardier nur kleine Jets, drohte mit der CS100 in den lukrativen Markt der größeren Schmalrumpfflugzeuge vorzudringen. Auch belegt Airbus das neue Marksegment der kleineren Jets, in dem es bislang wenig Konkurrenz gibt und das stark wächst. Enders betonte, das neue Flugzeug würde dabei nicht in Konkurrenz zum Airbus A320 stehen: „Das ist mit mehr als 180 Sitzplätzen in einem größeren Marktsegment angesiedelt”, sagte der Airbus-Chef.

Auch sticht Airbus Konkurrent Boeing aus, der bislang auf Konfrontationskurs mit Bombardier ging. Die US-Regierung von Präsident Donald Trump setzte zudem Strafzölle auf die in Kanada produzierte CS100 von Bombardier in Höhe von 300 Prozent durch. Anfang 2018 wird die International Trade Commission (Internationale Handelskommission) über die Sache entscheiden. Die Kommission gehört zur US-Regierung, ist aber ähnlich wie andere juristische Organe von ihr unabhängig.

Mit der Kooperation von Airbus und Bombardier läuft die Klage von Boeing ins Leere. Zwar soll wie bislang die CS100 in Kanada hergestellt werden, die Endmontage aber im neuen Airbus-Werk in den USA erfolgen. „Das Joint Venture hat nichts mit der Klage zu tun”, sagte Bombardier-Chef Bellemare.

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Aber die Aussage erscheint wenig glaubwürdig. Bislang ist die US-Airline Delta der Hauptabnehmer von dem Flieger, bestellte 125 Stück, die ab Frühjahr 2018 ausgeliefert werden sollten. Jetzt gab es eine desaströse Absage: „Wir zahlen die Strafzölle nicht und erwarten nicht, die Jets zu übernehmen”, sagte Ed Bastian, Chef von Delta, vor wenigen Tagen zu Analysten.

Die kanadische Regierung steht der Vereinbarung über die „strategische Partnerschaft“ aufgeschlossen gegenüber. Sie sei „ein sehr positiver Schritt“, um Bombardier Zugang zum weltweiten Markt zu sichern sowie Arbeitsplätze in Kanada zu erhalten und zu schaffen, sagte Wirtschaftsminister Navdeep Bains am Montagabend bei einer Pressekonferenz im Parlament in Ottawa. Mit der geplanten Partnerschaft werde die C-Serie von Bombardier „für Erfolg positioniert“, indem Innovation mit vergrößertem Marktzugang und globalem Vertrieb verbunden werde.

Handelsminister François-Philippe Champagne sieht die Vereinbarung ebenfalls positiv. Die Strafzölle hatten zu einer erheblichen Verstimmung zwischen Ottawa und Washington geführt und die gegenwärtigen Verhandlungen über die Neugestaltung des Freihandelsabkommens Nafta zwischen Kanada, den USA und Mexiko erheblich belastet. Die Nafta-Verhandlungen drohen nach Einschätzung von Beobachtern angesichts der Forderungen der Trump-Regierung zu scheitern. Die beiden Minister machten am Montagabend erneut deutlich, dass Kanada die US-Strafzölle für ungerechtfertigt hält.

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