Albrecht-Familie Aldi-Streit geht in die nächste Runde

Die verbitterte geführte Auseinandersetzungen der Erben von Aldi Nord eskaliert. Familienmitglieder wollen Einsicht in geheime Stiftungsunterlagen erzwingen – und bekommen vom Oberverwaltungsgericht jetzt Schützenhilfe.

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Im Familienstreit geht es auch um die Zukunft des Discounters. Quelle: dpa

Düsseldorf Der Familienstreit um die Stiftungen bei Aldi Nord landet erneut vor Gericht. So wollen Babette Albrecht, die Witwe des verstorbenen Gründersohns Berthold, und ihre Kinder vor Gericht Einsicht in bisher geheim gehaltene Stiftungsunterlagen erzwingen. Vor dem Verwaltungsgericht Schleswig waren sie damit noch gescheitert. Nun hat das Oberverwaltungsgericht Schleswig Berufung gegen dieses Urteil zugelassen.

Das Gericht spricht in seiner Begründung davon, dass es „ernstliche Zweifel an der Richtigkeit der erstinstanzlichen Entscheidung hat“. Nach Auskunft des Gerichts wird es aber wohl nicht mehr in diesem Jahr zu einer Verhandlung kommen, da beide Seiten jetzt noch umfangreich Zeit für Stellungnahmen erhalten. Der Anwalt von Babette Albrecht sagte dem Handelsblatt, die Zulassung der Berufung sei eine positive Entscheidung, die er aber auch so erwartet habe.

Ausgegangen war der Familienstreit zwischen Babette und ihren Kindern auf der einen Seite und dem Gründersohn Theo Albrecht junior und seiner Mutter Cilly auf der anderen Seite von einem Kampf um die Macht in der Jakobus-Stiftung. In diese hatte Berthold Albrecht seinen Anteil von 19,5 Prozent an Aldi Nord eingebracht. In dieser Stiftung haben nach einem Sieg vor Gericht nun wieder die Kinder von Babette das Sagen.

Die drei Familienstiftungen unter den Namen Jakobus-, Lukas- und Markus-Stiftungen verwalten einen Großteil des Vermögens der Erben des verstorbenen Aldi-Nord-Gründers Theo Albrecht sen.. Diese Stiftungen stellen Kapital zur Verfügung für größere Investitionen des Discount-Konzerns Aldi Nord. Zugleich schütten sie aber auch Geld aus an die Familienmitglieder. Diese Ausschüttungsberechtigten werden im Stiftungsrecht „Destinatäre“ genannt.

Mit dem aktuellen Verfahren weitet sich der Familienstreit auch auf die Markus-Stiftung aus, die mit einem Anteil von 61 Prozent den Hauptteil des Milliarden-Vermögens verwaltet. Obwohl Babette und ihre Kinder auch Destinatäre der Markus-Stiftung sind., hatte ihnen die Stiftungsaufsicht, der Kreis Rendsburg-Eckernförde, Einsicht in die Satzung der Stiftung verwehrt. Dagegen hatten sie geklagt.


Es geht auch um die Zukunft des Unternehmens

In der ersten Instanz hatten sie noch verloren. Das Verwaltungsgericht hatte die Klage mit der Begründung abgewiesen, die Akten enthielten schützenswerte Inhalte. Das Oberverwaltungsgericht kritisiert nun, das Verwaltungsgericht habe sich dabei „auf bloße Vermutungen über den Akteninhalt gestützt“, statt die Frage der Schutzbedürftigkeit in dem dafür vorgesehenen Verfahren zu klären.

Bei dem Streit geht es nicht nur um die Frage, wer Zugriff auf das riesige Vermögen der Nachkommen von Theo Albrecht senior hat, das immerhin auf rund 16 Milliarden Euro geschätzt wird. Indirekt steht auch die künftige Entwicklung des Unternehmens Aldi Nord auf dem Spiel. Denn alle drei Stiftungen dürfen nur gemeinsam entscheiden. Wenn sie sich nicht einigen, kann kein Geld an Aldi Nord ausgezahlt werden.

Durch die Gerichtsverfahren ist der Streit in der zuvor sehr auf Diskretion bedachten Albrecht-Familie in die Öffentlichkeit geraten. So waren zahlreiche Details aus Gerichtsakten und Briefen in der Presse gelandet. Zuletzt hatte Theo Albrecht jun. in einem Interview mit dem Handelsblatt gesagt, die „teilweise peinlichen Auftritte“ seiner Schwägerin seien eine Belastung für das Unternehmen.

Vor dem Oberlandesgericht Schleswig ist noch ein zweites Verfahren anhängig, in dem es um die Frage geht, welche Satzung in der Jakobus-Stiftung aktuell gültig ist. Wie das Gericht jetzt mitteilte, konnte in diesem Verfahren noch keine Entscheidung fallen, weil einem Beteiligten Fristverlängerung zur Stellungnahme gewährt wurde.

Der Streit der Aldi-Erben vor Gericht dürfte also noch länger weitergehen - und weitere Details über Deutschlands zweitreichste Familie an die Öffentlichkeit bringen.

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