Aldi, Lidl, Kaufland Das Discounter-Duell um die billigste Pizza

Der Preiskampf der Billigheimer erreicht die Tiefkühltruhen: Weil Aldi Markenpizza von Nestlé und Oetker ins Sortiment nimmt, zücken die Rivalen Lidl und Kaufland den Rotstift. Was hinter dem Preislimbo steckt.

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Tiefkühltruhe in einer Aldi-Filiale Quelle: obs

Discountprimus Aldi knöpft sich den Markt für Tiefkühl-Pizza vor. Nach einem Bericht der „Lebensmittelzeitung“ will Aldi Nord ab kommender Woche Ristorante/Die Ofenfrische von Oetker anbieten. Aldi Süd verkauft bereits seit einigen Tagen Wagner-Tiefkühlpizza von Nestlé.

Die Pizza-Offensive des Billigheimers ist Teil eines umfangreichen Strategiewechsels. Setzte Aldi in der Vergangenheit fast ausschließlich auf Eigenmarken in seinen Regalen, listete der Discounter in den vergangenen Monaten immer mehr Markenartikel ein – und entfachte damit teils heftige Preisgefechte mit den Rivalen Lidl und Kaufland. Nun hat der Preiskampf auch die Tiefkühltruhen erfasst.

So verkaufte Lidl Wagner Pizza bis dato für 2,59 Euro. Bei Kaufland gab es das Produkt für 2,69 Euro. Doch nach der Einlistung bei Aldi Süd zu einem Startpreis von 2,29 Euro, zückten die Wettbewerber den Rotstift.

Die größten Lebensmittelhändler Deutschlands

Lidl senkte den Pizza-Tarif um 60 Cent, Kaufland reduzierte den Preis  um 70 Cent. In den Läden der Aldi-Wettbewerber ist Wagner-Pizza damit inzwischen für 1,99 Euro zu haben. Das wiederum hat Aldi auf den Plan gerufen. Der Discounter parierte den Gegenschlag seiner Rivalen ebenfalls mit dem Rotstift und senkte den Pizzapreis auf Lidl-Niveau.

In der Branche wird nun mit Spannung verfolgt, ob die neue Untergrenze Bestand hat, oder der Preislimbo in die nächste Runde geht. Schließlich geht es bei dem Duell um weit mehr als die günstigste Pizza.

So sieht der Edel-Aldi aus
Aldi Quelle: Bernhard Haselbeck für WirtschaftsWoche
Eingangsbereich Aldi Quelle: Bernhard Haselbeck für WirtschaftsWoche
Kaffeeautomat bei Aldi Quelle: Bernhard Haselbeck für WirtschaftsWoche
Aldi-Markt Quelle: Bernhard Haselbeck für WirtschaftsWoche
Weinregal bei Aldi Quelle: Bernhard Haselbeck für WirtschaftsWoche
Backwaren Quelle: Bernhard Haselbeck für WirtschaftsWoche
Snackregal bei Aldi Quelle: Bernhard Haselbeck für WirtschaftsWoche

Kampf um die Preis-Untergrenze

Für den Lebensmittelhandel ist Aldi das, was die Opec für den Ölmarkt ist. Der Konzern definiert die Preis-Untergrenze, wer es wagt, den Primus zu unterbieten, lässt sich auf einen margenvernichtenden Wettbewerb ein. Bisher blieb Aldis Preisprimat jedoch auf No-Names beschränkt.

Aldis Ansprüche wachsen

Nun wachsen Aldis Ansprüche in das Reich der Markenprodukte und reizen damit vor allem den Dauerrivalen Lidl, der schon seit Jahrzehnten Nivea-Deo, Coca-Cola und andere Promiprodukte verkauft. Entsprechend heftig wird um die Preisführerschaft gerungen.

Schon in den vergangenen Monaten folgte Schlagabtausch auf Schlagabtausch, sobald neue Marken in den Regalen von Aldi auftauchten. Auf breiter Front sackten etwa die Preise von Funny-Frisch-Chips, Mumm-Sekt und Miracle Whip. Im Schnitt rauschten die Preise von Markenprodukten nach einer Listung bei Aldi um rund 17 Prozent, hat der Marktforscher GfK ermittelt.

Wie Aldi groß wurde

Bei der Energiebrause Red Bull ging es sogar noch heftiger abwärts. So verkaufte Lidl die 0,25-Liter-Dose des Energydrinks noch im Frühjahr 2015 für 1,49 Euro. Als Aldi zum gleichen Preis eine 0,33-Liter-Dose in die Regale stellte, brach ein wahrer Brausekrieg los. Lidl senkte den Preis auf 1,12 Euro und unterbot damit - umgerechnet auf die gleiche Menge - den Aldi-Preis. Wettbewerber wie Penny und Real befeuerten mit Aktionsangeboten den Abwärtsdruck.

Inzwischen verramscht Lidl das Gesöff mit preisbelebender Wirkung für 95 Cent, ein Drittel weniger als vor einem Jahr. Und ein neuer Preissturz bahnt sich bereits an: Bei Kaufland kostet Red Bull derzeit lediglich 77 Cent.

Wer das Gerangel um günstige Markenprodukte letztlich für sich entscheiden wird, ist offen. Klar ist hingegen, dass die Margen der Discounter auf breiter Front bröckeln. Dass die Rivalen sich dennoch weiter mit Kampfpreisen beharken, dürfte viel mit grundsätzlichen Überlegungen in den Konzernen zu tun haben.

So versucht Aldi über die bekannten Marken jüngere Kunden in die Läden zu lotsen, die ihre Einkaufswagen dann auch beherzt mit Markus-Kaffee, Tandil-Waschmittel und anderen  Verkaufsschlagern befüllen, die Geld einspielen.

Auch Lidl kann die neuen Niedrigpreise kompensieren: Das Markensortiment ist noch immer deutlich größer als das des Erzrivalen. Was bei einem Produkt an Marge wegfällt, kann damit bei anderen wieder eingespielt werden. Zudem setzt Lidl darauf, den Aldi-Preis mit zeitlich befristeten Aktionen gezielt zu unterlaufen und damit Aldis Wahrnehmung als billigster Lebensmittelhändler anzugreifen.  

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