Aldi, Lidl und Co. Deutschlands Discounter schlagen zurück

Das gute Konsumklima in Deutschland bescherte 2016 vor allem den klassischen Supermärkten wie Edeka und Rewe ein kräftiges Wachstum. Doch in diesem Jahr melden sich die Discounter zurück. Wie schaffen Aldi und Lidl das?

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Moderner und heller will der Kunde seinen Discounter haben. Quelle: dpa

Nürnberg Aldi Süd lädt seine Kunden ins eigene Bistro, Aldi Nord hübscht im Eiltempo seine Filialen auf und Lidl vermittelt in einer Gemeinschaftsaktion mit Sixt Mietwagen zum Sparpreis. Die deutschen Discounter geben im Kampf um die Kunden zurzeit Vollgas. Das zahlt sich aus. Mussten die Discounter noch im vergangenen Jahr Marktanteile an Supermarktketten wie Edeka und Rewe abgegeben, so wachsen sie in diesem Jahr wieder auf Kosten ihrer Konkurrenz.

In den ersten drei Monaten seien die Umsatzzuwächse der Billiganbieter „rund viermal so hoch“ gewesen wie die der klassischen Supermärkte, heißt es in einer aktuellen Marktstudie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Während die Supermärkte gerade einmal auf ein Umsatzplus von 1,1 Prozent kamen, legten die Discounter um 3,9 Prozent zu. Marktführer Aldi schaffte laut GfK sogar ein Plus von 5,6 Prozent. „Damit stellen die Discounter alle anderen Vertriebsschienen in den Schatten“, heißt es in der Studie.

Die Trendwende kommt überraschend. Denn mit ihrem klassischen Erfolgsrezept „gut und billig“ stießen Aldi, Lidl und Co. in den vergangenen Jahren in Deutschland an ihre Grenzen. In Zeiten der Fast-Vollbeschäftigung achteten immer mehr Bundesbürger beim Einkaufen eher auf Qualität als auf den Preis. Die Folge: Die Billiganbieter verloren spürbar Marktanteile an klassische Supermarktketten wie Edeka oder Rewe.

Zu erklären, warum die Discounter nun wieder stärker zulegen, fällt selbst den Experten von der GfK schwer. Eigentlich habe sich ja für die Verbraucher nichts Wesentliches geändert: Der Arbeitsmarkt sei weiter robust, die Nachfrage nach Arbeitskräften hoch und die Arbeitslosigkeit gering, schreiben sie. Möglicherweise sei der Knackpunkt ja die steigende Inflationsrate, also die Teuerung, die die Verbraucher verunsichere, spekulieren die Experten. Möglicherweise. Doch vielleicht zahlt sich auch ganz einfach das immer heftigere Werben der Discounter um die Gunst der Kunden aus.

Beispiel Aldi: Der Discount-Marktführer hat in den vergangenen Jahren immer mehr Markenartikel in sein Angebot aufgenommen. Das habe dem Konzern deutliche Umsatzzuwächse beschert, urteilen Marktforscher. Auch beim Marketing ging der einst so öffentlichkeitsscheue Handelsriese neue Wege: mit der ersten TV-Werbekampagne der Firmengeschichte und mit zwei Modekollektion der Designerin Jette Joop. Aktuell wirbt Aldi Süd in Köln sogar mit einem Pop-up-Bistro um Kunden. In einem Containerbau am Kölner Mediapark können Verbraucher zum Sparpreis von 7,99 Euro jeden Tag ein anderes Drei-Gänge-Menü probieren, bei dem alle Zutaten aus dem Aldi-Sortiment stammen.

Das Schwesterunternehmen Aldi Nord gibt unterdessen Millionen für das Aufhübschen seiner Filialen aus. Wo früher kühles Neonlicht und karge Einrichtung dominierten, laden in der Anfang April eröffneten neuen Testfiliale in Herten im Ruhrgebiet schon am Eingang ein Kaffeeautomat und Einkaufswagen mit Becherhalter zum Einkauf ein.

Es gibt mehr frisches Obst und Gemüse, mehr Brot und Backwaren im Angebot. Aufwendige LED-Beleuchtung setzt die Ware ins rechte Licht. „Die Kunden wollen die Märkte heller und freundlicher haben“, erklärt Aldi-Manager Reinhard Giese. Er ist überzeugt, die Investition wird sich für den Konzern rechnen – dank steigender Umsätze.

Auch der Rivale Lidl bemüht sich mit immer neuen Aktionen um die Gunst der Kunden. Im vergangenen Jahr machte der Discounter mit einem Pop-up-Store auf Hamburgs Edel-Einkaufsmeile Neuer Wall Schlagzeilen. In der Nachbarschaft von Edelmarken wie Gucci und Chanel verkaufte er dort zehn Tage lange seine Textil-Eigenmarke Esmara. Aktuell verspricht der Discounter seinen Kunden in Zusammenarbeit mit Sixt ein Mietwagen-Schnäppchen. Schon ab 49,90 Euro könne drei Tage lang ein Auto gemietet werden, heißt es. Die Ideen scheinen den Discountern nicht auszugehen. Edeka, Rewe und Co. sollten sich wohl besser auf einen harten Wettbewerb einstellen.

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