Aldi Süd eröffnet Bistro Mittagspause beim Discounter

Tomatensuppe, Gnocchi und Fischpfanne: Mit seinem neuen Bistro in Köln will Aldi Süd alte Kunden binden und neue gewinnen. Ein wichtiges Projekt für den Discounter – denn er kämpft um Marktanteile.

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Für 4,50 Euro gibt es ein einzelnes Hauptgericht – hier die Gnocchi mit Hähnchen –, das komplette Drei-Gänge-Menü kostet 7,99 Euro. Quelle: Tobias Brunner

Fast ein bisschen versteckt hinter ein paar Büschen liegt der Container am Mediapark in Köln: Eine Glasfront, ein bisschen Holz und das dezente Logo – von außen deutet wenig darauf hin, dass hier Aldi Süd neue Wege geht.

Auch innen sind an diesem Nachmittag noch keine Gäste zu sehen, noch läuft der Probebetrieb. Dafür hat Robert Marx aber schon einiges zu tun. Am Herd schwenkt er gerade eine Pfanne mit Gnocchi und Hühnchen. Marx ist TV-Koch und hat sich für Aldi hier in letzter Zeit um das Wichtigste gekümmert: das Essen. Denn ab dieser Woche will der Discounter nun jeden Tag ein Drei-Gänge-Menü auftischen.

Das klingt erst einmal mehr nach Luxus-Angebot als nach Aldi. Doch schon der Name ist wieder typisch Discounter: Bistro. Und natürlich der Preis: 7,99 Euro für die drei Gänge. „Leckeres Essen muss nicht teuer sein. Das steckt zwar in vielen Köpfen, stimmt so aber nicht – und das wollen wir hier zeigen“, sagt Sandra-Sibylle Schoofs, Marketing-Chefin von Aldi Süd.

Warum Aldi billig ist

Mindestens drei Monate wird das Bistro in Köln stehen. 50 Plätze, noch einmal 20 auf dem Dach, das sind insgesamt 90 Quadratmeter direkt am Wasser gelegen. Jeden Tag haben die Gäste drei Gerichte zur Auswahl, die sie nicht nur im Menü, sondern auch einzeln bestellen können. Zum Beispiel die Fischpfanne „Provencale“ mit Paprikagemüse oder Spaghetti mit Rucolacreme.

120 Gerichte hat Robert Marx eigens für das Bistro entworfen. „Wenn ich etwas auf einer Speisekarte lese, dann will ich auch wissen, was ich da bekomme“, sagt er. Entsprechend schnell und einfach sollen die Gerichte gehen, passend für die Mittagspause. Zum Nachkochen für zu Hause gibt es ein kleines Heftchen mit den Rezepten und Zutaten des jeweiligen Tages – natürlich lassen sich die alle bei Aldi kaufen.

Doch das Bistro ist mehr als bloße Werbung. „Es soll die Loyalität der Kunden zur Marke Aldi stärken“, sagt Sandra-Sibylle Schoofs. Ein wichtiges Ziel – denn um die Loyalität der Deutschen zu ihren Discountern war es zuletzt nicht mehr ganz so gut bestellt.

Die Discounter mit den zufriedensten Kunden

Zwar lag deren Anteil am Umsatz im Lebensmitteleinzelhandel 2015 immerhin bei 38,1 Prozent, wie Berechnungen von Nielsen Trade Dimensions zeigen. Doch er schrumpft: In den Jahren zuvor waren es noch 38,5 Prozent und 38,7 Prozent gewesen. Zudem stagnierte der Umsatz von Aldi Süd im vergangenen Jahr praktisch bei 15,7 Milliarden Euro.

Wie also lassen sich Kunden halten oder sogar zurückgewinnen? Das Bistro ist nur eine von mehreren neuen Ideen. Erst im März baute Aldi Süd für ein paar Tage einen Weinladen in der Düsseldorfer Innenstadt auf – Verkostung inklusive. Und vergangenes Jahr entwarf die Designerin Jette Joop gleich zwei Modekollektionen exklusiv für den Discounter.

Online-Fitness und Markt-Modernisierung

Nach Joop hat Aldi nun für dieses Jahr Daniel Aminati mit seinem Online-Fitnessprogramm „Mach dich krass“ gewonnen. Anfang Mai können Kunden neben Sportartikeln und -bekleidung auch einen Zugang für das Fitnessportal im Netz kaufen.

Diese Zusatzangebote sind nur ein Teil der Strategie. Der andere: moderne, helle Märkte. Sowohl im Norden als auch im Süden modernisiert Aldi dafür seine Filialen oder hat sie bereits umgebaut. Dort überwiegen nun warme Holztöne und Tageslicht. Statt Paletten stehen Regale in den Gängen, dazu kommen Extras wie Kaffeeautomaten und Kundentoiletten – alles, um aus dem Einkaufen ein Erlebnis zu machen.

Mit einem modernen Design will Aldi auch in seinem Bistro punkten: Parkett, Tische und Stühle in Grau, dazu türkise Kissen und das Metall ehemaliger Schiffscontainer. Die Marketing-Chefin schwärmt von „Vintage“ und einer „Wohlfühlatmosphäre“. Die Einrichtung soll besonders eine jüngere Zielgruppe ansprechen. Dazu passt auch der Standort direkt am Kölner Mediapark, wo viele Unternehmen junge Mitarbeiter beschäftigen und die Hochschule Fresenius ihren Sitz hat.

Wie Aldi mit neuem Filial-Design den Umsatz steigern will
Die Vorführ-Filiale bietet viel Tageslicht, breitere Gänge, viel Holz. Obst und Gemüse werden präsentiert wie an einem Marktstand. Quelle: obs
Lars Linscheid, Geschäftsführer der ALDI SÜD Regionalgesellschaft Ebersberg und Jeannette Thull, Geschäftsführerin Zentraleinkauf, bei der Vorstellung der Filiale der Zukunft in München-Unterhaching. Quelle: obs
Journalisten filmen am 11.05.2016 in Unterhaching (Bayern) die neu gestaltete Aldi-Filiale. Vor allem die Präsentation von Obst und Gemüse soll ansprechender werden. Quelle: dpa
Doch die Pappfigur von "Frau Weber", die um Aldi-Nachwuchs wirbt, gehört weiter zum Inventar des Discounters. Quelle: dpa
Wenn nicht Aldi drauf stünde, könnte man fast glauben, in einem Supermarkt von Rewe oder Edeka zu sein. Quelle: dpa
Das Sortiment, hier die Wurst- und Fleischwaren, bleibt im Wesentlichen das selbe. Quelle: dpa
Die größte Veränderung betrifft die Präsentation des Obstes und Gemüses, die an einen Wochenmarkt-Stand erinnern soll. Quelle: dpa

Wie viel eine moderne Optik ausmachen kann, weiß die Aldi-Schwester im Norden. Dort wachsen die Umsätze in den neu gestalteten Märkten bisher zweistellig. Und auch wenn es beim Aldi-Süd-Bistro nicht primär um den Gewinn geht, ist Sandra-Sibylle Schoofs überzeugt: „Verlust werden wir hier sicher nicht machen.“

Zwei Wochen soll sich das Bistro-Team nun erst einmal einspielen, dann will Aldi ein erstes Fazit ziehen. Läuft alles wie geplant, geht es in drei Monate in die nächste Stadt. Der neue Standort: bisher noch ein Geheimnis.

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