Aldi und Lidl Übertreiben die Discounter ihre Luxus-Offensive?

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Rückkehr zu den Discount-Tugenden der ersten Jahrzehnte

Das Kalkül der Discounter-Granden ist dabei ähnlich: Die Zeiten stürmischen Wachstums, in denen sie nur neue Filialen eröffnen mussten, um die Umsätze zu steigern sind vorbei. Heute gibt es deutschlandweit kaum mehr Aldi- oder Lidl-freie Landstriche. Vielmehr müssen die Händler versuchen, neue Kundengruppen zu erobern. Dabei haben sie es auf all jene Käufer abgesehen, die sich bei den Discountern bisher bestenfalls mit Basisprodukten wie Konserven, Reis und Zucker eindecken, für den Groß- und Genusseinkauf aber lieber den nächstgelegenen Rewe- oder Edeka-Laden ansteuern.

Nur, wollen die Verbraucher überhaupt, dass Lidl und Aldi sich den klassischen Supermärkten immer weiter annähern? Braucht es Joops Kollektionen beim Billigheimer? In der Branche wachsen die Zweifel. „Wir wollen Harddiscounter bleiben“, gab Gerd Körber, Chef von Norma, zu Protokoll und fügte als Seitenhieb auf seine großen Wettbewerber an: „Märkte mit viel Glas und Tanzfläche wären nicht unser Weg.“ 

Auch Experten sehen bereits die Gefahr, dass die Verschönerung der Billigläden ihre Wahrnehmung als Billiganbieter beeinträchtigt. „Ein Discounter darf nicht schick sein. Das würde sein Preisimage beschädigen“, sagt etwa Handelsexperte Martin Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU.

Lidl Basic und Aldi Essentials?

Johannes Berentzen, Senior Manager bei der Unternehmensberatung Dr. Wieselhuber & Partner, ist noch skeptischer. In einem Beitrag über die „Discounter im Luxusfieber“, warnte er bereits vor einigen Wochen vor den möglichen Folgen von Sortimentsausweitungen für die Preisarchitektur in den Läden. Denn: „Die Premiumsortimente belasten das auf höchste Effizienz, Frische und hohen Warenumschlag ausgelegte Geschäftsmodell der Discounter.“

Mittelfristig könnten Aldi und Lidl damit womöglich „einem anderen Discount‐Format eine strategische Lücke bieten“, glaubt der Experte. Um „bei weniger kaufkräftigen Kunden zu punkten“ könnte ein Wettbewerber etwa auf die „Discount‐Tugenden der ersten Jahrzehnte“ setzen. „Vorstellbar wäre ein Basisangebot von 400‐600 Lebensmitteln, ohne teure Kosmetik, ohne Non Food‐Angebote. Kein Backshop, kein üppiges Weinangebot, keine Premiumprodukte“, so Berentzen.  

Die beliebtesten Händler der Deutschen
Das Logo des Parfümerie- und Handelskette "Douglas" Quelle: dpa
Das Aldi-Logo Quelle: REUTERS
Eine Kaffeetasse in einer Tchibo-Filiale vor einem Produktregal. Quelle: dpa
Ansicht des Logos und des Schriftzugs der Drogeriemarktkette Müller Quelle: dpa
Eine Kundin schiebt in einer Rossmann-Filiale einen Einkaufswagen. Quelle: dpa
Ein Kugelschreiber mit der Aufschrift "Otto...find ich gut." Quelle: dpa
Eine Verkäuferin ordnet die Buchauslagen in einer Thalia Filiale Quelle: dpa

Vielleicht, so spekuliert der Berater, starte einer der großen Discounter in Zukunft sogar eine Zweitschiene: Namen wie „Lidl Basic' oder 'Aldi Essentials' klingen jetzt nicht fernab jeder Handelsphantasie.“

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