Google ist allerdings mit Abstand der intransparenteste Spieler in diesem Markt, es gibt keine genauen Zahlen. Marktforscher sehen Google als mit großem Abstand dritter hinter Microsoft, die Amazon schon dicht auf den Fersen seien. Daniel Liu vom Marktforscher Canalys schreibt zum weltweiten Markt für Cloud-Infrastruktur von 14,4 Milliarden Dollar am Donnerstag: „Amazon wächst mit 42 Prozent weiter. Aber Microsoft mit plus 90 Prozent und Google mit plus 76 Prozent holen auf und schließen die Lücke. Selbst IBM gewinnt an Fahrt.“
Was bedeutet das für Amazon? Zum einen wächst die Gefahr weiterer Preiskämpfe bei Cloud-Angeboten. Außerdem könnte sich der Kauf des Lebensmittel-Einzelhändlers Whole Foods zum Problem entwickeln. Die gesamte Weltwirtschaft ist auf dem steinigen Weg der digitalen Transformation und da stellt sich für viele Manager die Frage, ob sie ihre gesamte digitale Basis bei einem Unternehmen haben sollten, das im Handumdrehen zu ihrem größten Konkurrenten werden könnte.
Amazon hat nicht nur den Buchhandel, den Musikvertrieb und nun den Lebensmittelhandel auf den Kopf gestellt. Auch der Einstieg in die Medikamentenauslieferung soll bereits geplant sein, zum Beispiel mit der Einrichtung von Apotheken in Lebensmittelmärkten.
Umsatz und Gewinn von Googe Inc./Alphabet Inc. weltweit
Umsatz: 55,52 Milliarden US-Dollar
Gewinn: 12.733 Millionen US-Dollar
Quelle: Alphabet/Google, Statista, Stand: Januar 2017
Umsatz: 46,04 Milliarden US-Dollar
Gewinn: 10.619 Millionen US-Dollar
Umsatz: 37,91 Milliarden US-Dollar
Gewinn: 9.706 Millionen US-Dollar
Umsatz: 66 Milliarden US-Dollar
Gewinn: 14.136 Millionen US-Dollar
Umsatz: 74,99 Milliarden US-Dollar
Gewinn: 16.348 Millionen US-Dollar
Alphabet Inc. wurde im Oktober 2015 gegründet und ist nun die Muttergesellschaft von Google und weiteren Unternehmen.
Umsatz: 90,27 Milliarden US-Dollar
Gewinn: 19.478 Millionen US-Dollar
Im abgelaufenen Quartal hat Whole Foods 1,3 Milliarden Dollar zum Amazon-Umsatz beigetragen und 21 Millionen Dollar Betriebsgewinn generiert. Der Lebensmittelhandel ist ein Geschäft mit dünnen Margen.
Doch Jeff Bezos ist sicher, er kann diese Doppelstrategie fahren, ohne eines seiner Geschäftsfelder zu beschädigen. Deshalb investiert er weiter ohne Rücksicht auf Verluste. Investitionen in Anlagen und Immobilien auf Basis von Finanzleasing, überwiegend Datencenter für AWS, wuchsen um 65 Prozent auf 2,26 Milliarden Dollar und damit weit stärker als Umsatz oder Gewinn im Konzern.
Und Bezos macht sich außerdem neue Feinde. Amazons Finanzvorstand Brian Olsavsky erklärte im Analystengespräch: „In der Sparte ‚Anderes‘ wachsen die Werbeumsätze schneller als alle anderen Bereiche.“ „Anderes“ ist bei Amazon um 58 Prozent gewachsen und die Online-Werbung zielt genau gegen Google, wo praktisch noch immer das gesamte Geld mit Werbung verdient wird.
Steuervermeidung: Wie viel Geld US-Konzerne außerhalb der USA bunkern
Die amerikanische Wirtschaft hat bis heute schätzungsweise zwei Billionen Dollar vornehmlich in karibischen Steueroasen verschoben. Allein das Pharmazie- und biotechnologieunternehmen Gilead Sciences hat 19 Milliarden US-Dollar im Ausland gebunkert.
Quelle: Barron's, Citibank
Stand: Mitte 2015
Noch etwas mehr Bargeld, nämlich 22 Milliarden US-Dollar, hat die Coca-Cola Company im Ausland gebunkert.
Über Bargeldreserven in Höhe von schätzungsweise 28 Milliarden US-Dollar verfügt das Biotechnologieunternehmen Amgen außerhalb der USA.
Auch das Forschungs- und Entwicklungsunternehmen Qualcom mit Sitz im kalifornischen San Diego betreibt eine kräftige Steuervermeidung. Insgesamt 29 Milliarden US-Dollar Bargeld befindet sich außerhalb der USA.
Bei dem weltweit operierenden Pharmazie- und Konsumgüterhersteller Johnson & Johnson sind es 38 Milliarden US-Dollar, die im Ausland gebunkert sind.
Alphabet, das Tochterunternehmen von Google, kommt auf satte 45 Milliarden US-Dollar, die nicht in den USA versteuert wurden.
Noch höhere Bargeldbeträge bunkert der Soft- und Hardwarehersteller Oracle außerhalb der USA: Insgesamt sind es schätzungsweise 48 Milliarden US-Dollar.
Ein weiteres IT-Unternehmen ist ganz vorne dabei, wenn es um Steuervermeidung geht. Cisco bunkert 57 Milliarden US-Dollar außerhalb der USA.
Der Software- und Hardwarehersteller weiß Steuerschlupflöcher noch besser für sich zu nutzen. Ganze 109 Milliarden US-Dollar bunkert Microsoft im nicht-amerikanischen Ausland.
Das wertvollste börsennotierte Unternehmen der Welt bunkert Bargeldreserven wie kein zweiter Konzern. Auf insgesamt 215 Milliarden US-Dollar kommt Apple außerhalb der USA. Zusätzlich zahlt der Konzern rekordverdächtig niedrige Steuern in Irland - der EU-Kommission zufolge atemberaubende 0,005 Prozent.
Für das laufende vierte Quartal des Geschäftsjahres prognostizieren alle Spieler weiteres Wachstum. Amazon rechnet mit einem Nettoumsatz von 56 bis 60,5 Milliarden Dollar, was stark durch den Zukauf von Whole Foods beeinflusst wird. Der Betriebsgewinn wird in einer Spanne von 300 Millionen bis 1,65 Milliarden Dollar angegeben. Im Vorjahresquartal waren es 1,3 Milliarden Dollar.
Die Aktionäre jedenfalls scheinen daran nichts auszusetzen zu haben.