Amazon-CEO Jeff Wilke „Lebensmittel auszuliefern ist nicht so einfach“

Jeff Wilke, CEO und zweiter Mann nach Jeff Bezos, erklärt die Herausforderungen beim Lebensmittel-Versand, weist Monopolvorwürfe zurück und sagt, warum Deutsche Essen im Internet kaufen sollten.

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Jeff-Wilke Quelle: Wolf Heider-Sawall für WirtschaftsWoche

WirtschaftsWoche: Mister Wilke, seit Monaten haben deutsche Lebensmittelhändler auf den Start des Lieferdiensts Amazon Fresh gewartet. Nun legen Sie los. Warum erst jetzt?
Jeff Wilke: Lebensmittel auszuliefern ist nicht so einfach. Wir müssen sicher sein, dass sie jederzeit in hoher Qualität beim Kunden ankommen. Sonst funktioniert das ganze Konzept nicht.

Wie stellen Sie das sicher?
In den USA und Großbritannien läuft das Angebot schon seit einiger Zeit. Dort haben wir Erfahrungen gesammelt und zum Beispiel Prozesse entwickelt, die künstliche Intelligenz einbeziehen. Heute helfen uns Maschinen bereits dabei, den Frischegrad von Erdbeeren zu bestimmen.

Der deutsche Kunde achtet bei Lebensmitteln neben Frische vor allem auf den Preis.
Kunden auf der ganzen Welt wünschen sich gute Preise, große Produktauswahl und attraktive Lieferoptionen. In Deutschland verkaufen wir seit 2010 Lebensmittel und haben mit einer Auswahl von aktuell mehr als 680.000 Produkten im Trockenbereich...

von Matthias Hohensee, Henryk Hielscher, Silke Wettach

...also zum Beispiel Cornflakes, Schokolade und verpacktem Brot...
...Erfahrungen gesammelt. Über unser Angebot Prime Now verkaufen wir in Berlin und München auch heute schon frische Produkte und andere Artikel des täglichen Bedarfs.

Viele fürchten, dass der Ausweitung Ihres Angebots ein großes Ladensterben folgt.
Der Einzelhandel ist überall auf der Welt sehr wettbewerbsintensiv. Ich denke, dass es in Deutschland wie auch in den USA genug Platz für mehrere Anbieter und ganz unterschiedliche Formate gibt. Dazu kommt, dass wir mit vielen Anbietern kooperieren.

Das sind Amazons nächste Projekte

Mit wem?
In den USA und Großbritannien können Kunden mit Amazon Fresh auch Waren lokaler Händler ordern, wir liefern sie dann mit ihrer Bestellung aus. Dem Modell folgen wir auch in anderen Ländern.

Und Sie kommen so Ihrem Ziel näher, jeden Lebensbereich des Konsumenten zu erobern.
So denken wir nicht. Wir sehen uns als Erfinder, die die Welt für ihre Kunden besser machen wollen. Wenn wir davon überzeugt sind, dass wir unseren Kunden in einem Bereich zusätzlichen Nutzen bieten können, schreiben wir zunächst eine interne Pressemeldung und fangen dann an, unser Projekt „rückwärts zu realisieren“. Das hilft uns dabei, anders über den tatsächlichen Kundennutzen nachzudenken.

Jedes Unternehmen behauptet, dass der Kunde bei ihm an erster Stelle steht.
Wenn ich morgens aufstehe, beschäftige ich mich zuerst mit Rückmeldungen von Kunden. Auf dieser Basis arbeiten wir daran, das Einkaufserlebnis permanent zu verbessern. In jedem Land, in dem ich unterwegs bin, informiere ich mich zuerst darüber, wie es dort mit der Kundenzufriedenheit aussieht, welche Innovationen wir eingeführt haben, ob die Preise stimmen. Erst dann schaue ich mir die Umsatzzahlen an. Das machen andere Händler vielleicht anders.

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